Neu-Ulmer Zeitung

Die nächste größere Stadt ist eineinhalb Stunden entfernt

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Nach Ilheus wird zum Beispiel auch die Post geliefert. „Wenn sie denn überhaupt ankommt“, wirft Theresia ein. Die Brasiliane­r würden solche organisato­rischen Dinge meist etwas lockerer sehen. Doch wie kommt man von Bayern mitten in das brasiliani­sche Nirgendwo, wie sie es selbst nennt?

„Für Brasilien habe ich mich entschiede­n, weil ich viel über das Land und die Armenviert­el dort gehört habe. Ich hatte das Gefühl, da gut helfen zu können“, sagt Theresia. Sie hat sich dann bei „Weltwärts“beworben. Ein Programm, das im Auftrag des Bundesmini­steriums für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g weltweit Stellen für Jugendlich­e vermittelt, die sich sozial engagieren wollen. Auf der Bewerbungs­website können sich die Jugendlich­en dann nach interessan­ten Jobs umsehen. Neun Bewerbunge­n habe sie schreiben müssen, bis sie an der Schule Dendê da Serra angenommen wurde, erzählt Theresia. Doch sie sei sehr froh, dass es ausgerechn­et dort geklappt hat: „Als ich herkam, konnte ich ja gar kein Portugiesi­sch. Trotzdem wurde ich sehr herzlich aufgenomme­n.“Auch die Arbeit in Schule und Kindergart­en mache ihr viel Spaß, obwohl es oft sehr stressig werde.

Theresias Arbeitstag beginnt morgens um sieben Uhr damit, das Frühstück für die Kinder vorzuberei­ten. Dann betreut sie die Kindergart­enkinder und gibt Musikunter­richt in der zweiten bis vierten Klasse. Was eine besondere Herausford­erung ist, obwohl Musik Theresias großes Hobby ist. „Ich kannte zum Beispiel kein einziges portugiesi­sches Lied, das ich mit den Schülern singen könnte“, sagt die 19-Jährige. Aber wenigstens komme sie mit der Sprache inzwischen einigermaß­en zurecht. Viele Wörter hätten ihr die Kindergart­enkinder beigebrach­t. Die hätten es zunächst ziemlich witzig gefunden, dass die junge Deutsche sie einfach nicht verstanden hatte. Nachmittag­s gibt sie manchmal Klavierunt­erricht oder muss zur Lehrerkonf­erenz.

Doch so gut es ihr auch in Brasilien gefällt, vor den gesellscha­ftlichen und politische­n Problemen im Land kann Theresia die Augen nicht verschließ­en. Sie sagt: „Ich hatte nicht erwartet, dass Rassismus im- noch so ein großes Problem ist.“Während zwar nicht alle dunkelhäut­igen Brasiliane­r arm seien, seien tatsächlic­h alle Weißen, für brasiliani­sche Verhältnis­se, reich. Das spiegle sich auch in der Gesundheit­sversorgun­g wider. „Nicht jeder

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Fotos: Theresia Sauter Theresia arbeitet in Brasilien in einer Schule und einem Kindergart­en. Jeden Tag begleitet sie die Kinder auf diesem Weg zur Bushaltest­elle.
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Das ist kein See, sondern ein Fluss. An manchen Stellen des Amazonas kann man kaum bis ans gegenüberl­iegende Ufer sehen.
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Theresia hat während ihren Reisen viele exotische Tiere gesehen. Esel, wie dieser vor den Sanddünen von Jerocoacoa­ra, sind allerdings kein seltener Anblick.

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