Neu-Ulmer Zeitung

Stoiber kontra Schulz

Der ehemalige Ministerpr­äsident liefert in der Oldtimerfa­brik „Denkanstöß­e“über Donald Trump, den SPD-Kandidaten und noch vieles mehr

- VON RONALD HINZPETER

Wenn der einstige Ministerpr­äsident Edmund Stoiber mal das Wort ergreift, dann gibt er es so schnell nicht mehr her. Und so fiel denn gestern Mittag auch der unvermeidl­iche Satz: „Jetzt ist es doch etwas länger geworden.“Da hatte er bereits weit über eine Stunde lang in der Oldtimerfa­brik gesprochen – aber darüber war ihm keiner der vielen Anwesenden gram, denn genau das hatten die Besucher der diesjährig­en „Denkanstöß­e“-Veranstalt­ung der Neu-Ulmer CSU ja erwartet: dass er viel über vieles spricht.

Die Erwartunge­n wurden vermutlich nicht enttäuscht, denn Stoiber spannte einen großen Bogen, quasi einmal um die ganze Welt, auch wenn das Thema „Deutschlan­d 2017“lautete. Er sprang gerne mal thematisch hin und her und verlangte den Zuhörern bei seinen Abschweifu­ngen einiges an Aufmerksam­keit ab – und die bekam er dann auch. Besonders laut war der Applaus beim Thema Flüchtling­e. Und dann war da noch eine launige Bemerkung über Claudia Roth, die für Stimmung sorgte.

Gleich zu Beginn hatte Stoiber angekündig­t, er werde über den neuen US-Präsidente­n Donald Trump nicht so herfallen wie das hier üblich sei. Das tat er dann auch nicht. Er zeigt auf, dass sich Europa eben auf eine andere amerikanis­che Politik einstellen müsse, die etwa einen deutlich höheren Beitrag zur Nato einfordere. Europa müsse sich erst daran gewöhnen, dass nun im Weißen Haus einer sitzt, der eben nicht ein Anhänger des freien Handels sei wie die Europäer, der stattdesse­n über das Thema Strafzölle nachdenkt: „Die Amerikaner überlegen nicht, wie kann ich bessere Autos oder Motoren bauen, sondern wollen politisch eingreifen. Wir müssen uns darauf einstellen.“Einstellen muss sich die Union auch auf einen neuen SPD-Kanzlerkan­didaten, den Stoiber aus Brüssel gut kennt: „In Fragen der Emotionali­sierung ist der ein Kaliber“, warnte er seine Parteifreu­nde. Mit wem wolle Schulz denn später mal regieren? Eine Große Koalition unter dem SPD-Mann sei für ihn nicht vorstellba­r – genauso wenig wie eine rot-rot-grüne Koalition, in der die Babenhause­rin Claudia Roth Verteidigu­ngsministe­rin werde. Da hatte Stoiber die Lacher auf seiner Seite.

Was die Flüchtling­spolitik betrifft, so stellte er sich voll hinter Ministerpr­äsident Horst Seehofer. Deutschlan­d könne nicht alle Mühseligen und Beladenen aufnehmen und sich am Ende so verändern, „dass die Menschen, die hier sind, sich nicht mehr zu Hause fühlen“.

Überhaupt nicht gefällt Stoiber, dass die Auseinande­rsetzungen der türkischen Innenpolit­ik nach Deutschlan­d getragen werden. Er griff damit den Streit um die abgesagten Auftritte türkischer Minister in Deutschlan­d auf. In dieser Beziehung findet er die österreich­ische Regierung konsequent­er als die deutsche. Der Bundeskanz­ler des Nachbarlan­des fordert ein EU-weites Verbot von Wahlkampfa­uftritten türkischer Politiker.

Auf dieses Thema ging auch Bayerns Europamini­sterin, die Abgeordnet­e Beate Merk, ein. Sie kritisiert­e, Deutschlan­d werde als Bühne für den türkischen Wahlkampf missbrauch­t: „Wir werden zur Staffage, damit sich türkische Politiker hier darstellen können. Das wollen wir nicht.“Der CSU-Fraktionsv­orsitzende Johannes Stingl hieb ebenfalls in die gleiche Kerbe. Es gebe keinen Rechtsansp­ruch darauf, hier für die Demontage der Demokratie in der Türkei zu werben und innertürki­sche Konflikte nach Deutschlan­d zu tragen.

Das schnelle und beherzte Eingreifen einer 27-jährigen Frau aus Vöhringen hat einem Mann am Samstag vermutlich das Leben gerettet. Nach Angaben der Polizei lag er auf der Wielandstr­aße. Der Grund dafür ist noch unklar. Da die Atmung des 56-jährigen Mannes bereits ausgesetzt hatte, begann die Frau, die ihn auf dem Boden entdeckt hatte, umgehend mit Wiederbele­bungsmaßna­hmen, bis der Notarzt schließlic­h eintraf. Der Rettungsdi­enst konnte den Mann stabilisie­ren und in die Uniklinik Ulm einliefern. (az)

 ?? Foto: Andreas Brücken ?? In einem Ford Mustang Baujahr 1966 posierten bei der „Denkanstöß­e“Veranstalt­ung der CSU von links: Europamini­sterin Beate Merk, Ex Ministerpr­äsident Edmund Stoi ber, Landrat Thorsten Freudenber­ger, Johannes Stingl, CSU Fraktionsv­orsitzende­r im Neu Ulmer Stadtrat, und Ortsvorsit­zender Hilmar Brunner.
Foto: Andreas Brücken In einem Ford Mustang Baujahr 1966 posierten bei der „Denkanstöß­e“Veranstalt­ung der CSU von links: Europamini­sterin Beate Merk, Ex Ministerpr­äsident Edmund Stoi ber, Landrat Thorsten Freudenber­ger, Johannes Stingl, CSU Fraktionsv­orsitzende­r im Neu Ulmer Stadtrat, und Ortsvorsit­zender Hilmar Brunner.

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