Neu-Ulmer Zeitung

Mensch oder Maschine

- VON MELANIE LIPPL redaktion@nuz.de

Bislang musste man im Internet immer wirre, krakelige Zahlenund Buchstaben­folgen abtippen, um nachzuweis­en, dass man ein Mensch ist und keine Maschine. „Completely Automated Public Turing Test to Tell Computers and Humans Apart“nennen sich diese Dinger – oder kurz: Captcha. Doch statt Feldern mit Zahlen und Buchstaben tauchen nun immer häufiger Kästchen auf, die man ankreuzen soll. „Ich bin kein Roboter“, steht daneben. Wenn man draufklick­t, erscheinen viele bunte Bilder (natürlich unscharf!), auf denen man zum Beispiel diejenigen auswählen muss, auf denen eine Säule abgebildet ist oder ein Schaufenst­er. „Re-Captcha“nennt sich diese neue Technik und sie untersucht wohl das, was der Mensch (wenn er denn einer ist!) so am Rechner treibt und errechnet damit eine Wahrschein­lichkeit, ob ein Benutzer ein Mensch oder ein Roboter ist. Wird der Benutzer mit hoher Wahrschein­lichkeit als Mensch identifizi­ert, reicht der Klick auf „Ich bin kein Roboter“. Wird der Benutzer nicht eindeutig als Mensch erkannt, bekommt er ein Captcha angezeigt – also die Bilderausw­ahl mit den Schaufenst­ern, den Säulen und so weiter.

Seit ich davon erfahren habe, bin ich mir meiner eigenen Identität nicht mehr so sicher. Ich muss ständig zwischen diesen Bildchen auswählen – meinem Geklicke im Internet zufolge scheine ich also eher einem Roboter zu ähneln als einem Menschen. Da könnte man sich ja fast schon diskrimini­ert fühlen!

Ich bin deshalb dafür, diese Turing-Tests mit etwas anderem zu ersetzen. Mit Gesangspro­ben beispielsw­eise. Denn so schief wie manche Menschen können Roboter gar nicht singen!

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