Fast wie der echte Elvis
Grahame Patrick überzeugt im Ulmer Congress Centrum das Publikum. Ein Sänger stand schon mit dem Original auf der Bühne
Viele Frauen unterschiedlichsten Alters in gepunkteten PetticoatKleidern: Wer am Freitagabend ins CCU ging, sah von Weitem, dass die 50er- und frühen 60er-Jahre dort zu Ehren kommen würden. Und wie! Das Musical „Elvis“brachte die Biografie und die Karriere des 1977 verstorbenen „King of Rock’n’Roll“derart authentisch auf die Bühne, dass Darsteller Grahame Patrick – wohl der weltweit beste Elvis-Darsteller – von Zuschauerinnen und auch einigen Zuschauern umarmt und geküsst wurde. Für zweieinhalb Stunden ließ Patrick die Zuschauer vergessen, dass er „nur“ein Duplikat ist. Wenn eine Cover-Show das kann, dann ist es allerdings wirklich Kunst – zumal Ed Enoch mit auf der Bühne stand, der als Leadsänger des Stamps Quartetts über tausend Konzerte mit Elvis Presley gegeben hatte. „And now the end is near ...“zu Beginn? Dass Grahame Patrick Frank Sinatras „My way“zum Auftakt singt, im legendären weißen „Mexican Sundial“-Anzug des „King“, hat seinen Grund: Presley interpretierte diesen Song im Juni 1977 bei seinen letzten Konzerten wie eine Vorahnung auf seinen Tod am 16. August jenes Jahres. Die Show, die dann folgt – mit LiveBand und dem Stamps-Quartett samt Ed Enoch – ist vom Tag an detailliert authentisch, als der 18-jährige Lkw-Fahrer Elvis Presley im Juni 1953 von seinem ersten Gehalt beim Sam Philips Recording Service ein paar Dollar bezahlte, um als Ge- schenk für seine Mutter „My happi- ness“aufzunehmen. Grahame Patrick wirkt nicht nur äußerlich dem Elvis der 70er ähnlich; auch seine Stimme kommt der markanten, fast drei Oktaven umfassenden Stimme von Elvis sehr nahe. Täuschend echt und mit viel Kraft bringt er die rockigen Songs wie „Jailhouse Rock“oder „Devil in Disguise“; nur bei den gefühlvollen Balladen wie „Love me tender“fehlt ein klein bisschen von jener Emotion in der Stimme, die doch auch zu Elvis´ Markenzeichen gehörte. Originale Videoaufnahmen des ganz jungen Elvis bei Auftritten und im Privatleben bringen im Bühnenhintergrund den schlacksigen Künstler der späteren 50er-Jahre in Erinnerung, dessen Hüftschwung dazu führte, dass Presley als Gefahr für die Welt gebrandmarkt wurde. Elternver- bände und religiöse Gruppierungen liefen Sturm – ausgerechnet gegen einen Sänger, der nie verbarg, dass seine Wurzeln in den religiösen Gospelsongs lagen, die er schon als Kleinkind lernte und sang. Der Militärdienst in Deutschland, der die Karriere unterbrach, während sich die musikalische Landschaft veränderte, Neustart, Heirat und Geburt der Tochter – ein Leben in Musik und Bildern läuft auf der Bühne ab. Bei den späteren Songs gelingt es Grahame Patrick sogar, vor den Videos deren Gestik zu kopieren – ohne dabei an Konzentration auf die Musik zu verlieren. Irgendwie wirkt es, als wäre Elvis zurück unter seinen Fans – nicht gealtert. Denn lebte er noch, wäre Elvis heute 82. Am Ende? Wäre Elvis selbst im CCU aufgetreten, der Saal hätte wohl kaum mehr getobt als in jenen Momenten, als Grahame Patrick „Suspicious minds“singend durch die Reihen geht, Hände schüttelt, Küsschen verteilt und sich umarmen und küssen lässt. Fünf Zugaben gibt es, deren dritte das allerletzte Lied ist, das Elvis 1977 bei einem Konzert sang, „Can´t Help Falling in Love“. Der echte Elvis Presley starb am 16. August 1977 im Alter von 42 Jahren auf seinem Anwesen Graceland in Tennessee.
Aber ohne „Blue Suede Shoes“und das Volkslied „Muss i denn“, das der Sergeant Presley während seiner Militärzeit in Deutschland kennengelernt hatte, ließ das Publikum Grahame Patrick nicht von der Bühne.