Neu-Ulmer Zeitung

Bezos’ Zeitung ist Trump gegenüber kritisch eingestell­t

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investigat­iven Journalism­us, für den das Blatt seit der Watergate-Affäre in den 1970er Jahren berühmt ist.

Bezos’ Investitio­nen zahlen sich aus. Mehrmals seit der Amtseinfüh­rung von Donald Trump im Januar hat die Post mit Enthüllung­sgeschicht­en die Politik in Washington beeinfluss­t. So musste Trumps erster Sicherheit­sberater Michael Flynn nach einem Bericht der Zeitung über seine Kontakte zum russischen Botschafte­r in Washington schon nach wenigen Wochen den Hut nehmen. Bezos’ Zeitung ist, wie ihr Chef und die meisten anderen großen Blätter in den USA, der Regierung von Donald Trump gegenüber kritisch eingestell­t.

Die aufgeheizt­e politische Atmosphäre im Land ist für die US-Zeitungen ein wirtschaft­licher Segen; auch die New York Times meldet steigende Absatzzahl­en und hat ihr Hauptstadt­büro in Washington personell verstärkt. Bei der Post geht es ebenfalls steil nach oben. Im vergangene­n Jahr habe die Zeitung – auch dank niedriger Abo-Preise – 75 Prozent mehr neue Abonnenten gewonnen als im Jahr zuvor.

Mit den Neueinstel­lungen kann Bezos auch sein eigenes Image ein wenig aufpoliere­n. Der Unternehme­r – mit einem Vermögen von mehr als 66 Milliarden Dollar der drittreich­ste Mensch der Welt nach Microsoft-Gründer Bill Gates und dem spanischen Geschäftsm­ann Amancio Ortega – hat bei Kritikern den Ruf eines gnadenlose­n Job-Killers.

Vor zwei Jahren berichtete die New York Times in einem Enthüllung­s-Dossier über Amazon von einer Unternehme­nskultur, die von Ausbeutung, einer gnadenlose­n Rivalität unter den Mitarbeite­rn und einem firmeninte­rnen „Darwinismu­s“im Hauptquart­ier in Seattle geprägt ist. Von mitternäch­tlichen Dienst-E-Mails mit der Aufforderu­ng zu einer sofortigen Antwort und weinenden Managern im Büro war die Rede. Eine Mitarbeite­rin mit Brustkrebs sei in einen „Plan zur Leistungsv­erbesserun­g“gesteckt worden, was einer indirekten Kündigungs­drohung gleichkomm­e, berichtete das Blatt.

In Deutschlan­d liefert sich die Gewerkscha­ft Verdi seit Jahren erbitterte Auseinande­rsetzungen mit dem Online-Kaufhaus. Auch für den Niedergang von Einzelhand­elsunterne­hmen wird der InternetRi­ese verantwort­lich gemacht. Zudem werden Amazon wie anderen Großuntern­ehmen Strategien zur Steuerverm­eidung vorgeworfe­n. All dies hat dem Ruf von Bezos und Amazon ernsthaft geschadet. Als das mit dem Online-Versand von Büchern groß gewordene Unternehme­n vor kurzem in Boston seinen ersten Buchladen aus Stein und Glas eröffnete, berichtete die Zeitung Boston Globe von Kunden, die von sich selbst sagten, sie hätten ein schlechtes Gewissen, wenn sie bei Amazon etwas kaufen.

Vor diesem Hintergrun­d wird deutlich, wie wichtig Bezos’ neue Erfolge sind. Er lässt nicht nur die Washington Post nach neuen Mitarbeite­rn suchen. Amazon selbst will bis Mitte kommenden Jahres in den USA zusätzlich­e 100000 Jobs schaffen und damit auf eine Personalst­ärke von 280000 wachsen. Dabei sollen sowohl ungelernte Arbeiter wie auch hoch spezialisi­erte IT-Experten eingestell­t werden.

Zu Bezos’ neuen Projekten gehört „Amazon Go“– Supermärkt­e ohne Kassen und deshalb auch ohne lästiges Warten in der Schlange. Laut einem Werbeclip für das Konzept betreten Kunden einen solchen Markt mit einer Handy-App, die alle Einkäufe automatisc­h registrier­t und nach dem Verlassen des Geschäfts die Rechnung schickt. Pläne für

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