Die Gretchenfrage: G 8 oder G 9 und wenn, dann wie?
der CSU für solch schwierige Fälle gibt: „Ich halte es da mit dem großen bayerischen Philosophen Franz Josef Strauß. Man hat eine Strategie, aber man redet nicht drüber.“
Monatelang hat Spaenle geschwiegen und sich darauf beschränkt, den „Dialogprozess“zur Frage „G 8 oder G 9 und wenn, dann wie?“zu moderieren. Erst diese Woche hat er, wie berichtet, erstmals vor der gesamten CSU–Landtagsfraktion ein grundsätzliches Bekenntnis abgelegt. Er wünsche sich ein „grundständiges G9“, an dem jeder Schüler, der es kann und will, auch nach acht Jahren das Abitur machen kann. Das sei, so Spaenle hinterher im Gespräch mit unserer Zeitung, noch „kein Vorschlag“, sondern seine „persönliche Haltung“. Die Entscheidung habe die CSU-Fraktion zu treffen. Das Ergebnis sei noch „völlig offen“.
Auch den Vorwurf, er habe weder eine Idee noch einen Plan, weist der Minister zurück. Sein Ziel für das sei „ein langfristiges tragfähiges Konzept mit breiter Akzeptanz“. Dazu müsse vor allem ein Problem gelöst werden, das sich aus der auf 40 Prozent angewachsenen Übertrittsquote ergibt: die Heterogenität der Schüler.
Sie unterscheiden sich durch ihre Begabungen und ihr Vorwissen, ihre Biografien und ihren Bildungshintergrund. Darauf müsse man, wie in anderen Schularten auch, mit dem Angebot unterschiedlicher Geschwindigkeiten reagieren. Dies ist aus Spaenles Sicht am besten an einem G9 mit Überholspur möglich. Außerdem könne man mit einem Jahr mehr eine ganze Reihe pädago- gischer Verbesserungen realisieren, etwa was Berufsvorbereitung, Persönlichkeitsbildung oder die Vorbereitung auf die fortschreitende Digitalisierung der Gesellschaft betreffe.
Nun die Rechenaufgabe, die jenseits aller Wünsche der Pädagogen das politische Dilemma enthüllt, in dem die CSU steckt: Dass zwei Drittel der Eltern und Schüler das G9 wollen, ein Drittel aber das G8 bevorzugt, ergibt sich für die Bildungspolitiker der CSU aus den Erfahrungen an 47 Pilotschulen. Mit einer Rückkehr zu einem G 9 aber würde man, auch da sind sich die streitenden Parteien innerhalb der CSU einig, nicht einfach zwei DritGymnasium tel zufriedenstellen und ein Drittel verärgern. Die zwei Drittel nämlich, die das G 9 wollen, hätten ganz verschiedene Motive.
Die einen wollten ein einfacheres Abitur (Stichwort: „SchlafwandlerGymnasium“). Die anderen wollten ein besseres Gymnasium mit einem Abitur, „das wieder etwas wert ist“. Wieder andere hofften auf die Abschaffung des Nachmittagsunterrichts (Fahrschüler, Lehrer, Sportvereine) oder auf ein modernes Ganztagsangebot (berufstätige Eltern). All diese Wünsche gleichzeitig zu erfüllen, sei nicht möglich, weil sie sich zum Teil diametral widersprechen. Am Ende würden