Neu-Ulmer Zeitung

Der neue Storchen Kran ist ausgebucht

Alle Nester auf dem Stahlgeste­ll in Kirchheim im Unterallgä­u sind besetzt. Nicht alle Interessen­ten haben ein Quartier gefunden. Warum die Umsiedlung­saktion so einmalig ist

- VON DOROTHEA SCHUSTER

Es hat funktionie­rt. Alle neun Nester auf dem Ersatzkran in Kirchheim (Unterallgä­u) sind von Storchenpa­aren besetzt. Und es stehen noch einzelne Vögel auf den Auslegern und suchen einen Platz. Sie tun Anton Burnhauser fast leid. Denn auf dem alten maroden Kran hatte es zuletzt elf Nester gegeben. „Es ist ein toller Erfolg“, sagt der Weißstorch-Experte erleichter­t. Im Anflug sind auch immer wieder Dohlen. 15 bis 20 nisteten früher als Untermiete­r in den alten Horsten.

Wie berichtet, war der rostige Kran, der auf dem Betriebsge­lände einer Holzbaufir­ma stand, aus Sicherheit­sgründen abgebaut worden. Doch wohin mit den Störchen, wenn sie im Frühjahr kommen? In Gesprächen mit dem Landesbund für Vogelschut­z und Anton Burnhauser von der Naturschut­zabteilung der Regierung von Schwaben wurden allerlei Möglichkei­ten diskutiert. Firmeninha­ber Markus Holzheu hatte schließlic­h die zündende Idee: Es sollte einen neuen „Kran“geben – keine 100 Meter entfernt am Rand seines Firmengelä­ndes.

Nun steht er da, der „Nesterbaum“aus Eisen. Er besteht aus Teilen des alten, ist etwa 20 Meter hoch und hat ein solides Beton-Fundament. Auf zwei Ebenen – sechs Meter übereinand­er – wurden an dem Stahlgeste­ll fünf Meter lange Ausleger angebracht. Daran wurden Nestunterl­agen aus verzinktem Stahl befestigt. Diese waren von einer heimischen Firma gefertigt worden. Das neunte Nest befindet sich auf der Spitze. Burnhauser war skeptisch, ob es angenommen wird. Die Störche haben ihn wieder einmal überrascht.

Die leeren Metallkörb­e waren, bevor sie hochgehiev­t und montiert wurden, von Ehrenamtli­chen storchenge­recht ausgekleid­et worden. Unten wurden grobe Äste rein gelegt, am Rand Weiden eingefloch­ten. Aufgefüllt wurde mit Hackschnit­zeln. Und obendrauf kamen Reste der alten Nester wegen des Wiedererke­nnungseffe­kts. Das war Burnhauser ganz wichtig. Diese wogen übrigens 300 bis 600 Kilo. Denn die Störche bauten jedes Jahr an ihren Nestern weiter.

Weißstorch-Experte Burnhauser ist begeistert vom Teamgeist der Leute vor Ort, der dieses Experiment erst möglich machte. Besonders begeistert ist er von Firmenchef Holzheu. „Für mich ist er ein Genie. Auf diese Konstrukti­on muss man erst kommen.“Diese bundesweit Sie verteidige­n nicht nur ihr Nest gegen Nebenbuhle­r, sondern auch ihren Lebensraum. „Die Kirchheime­r vertragen sich bestens. Sie gehen sogar gemeinsam auf Futtersuch­e.“Sie kennen sich wohl aus der Jugendzeit, als sie im Trupp im Mindeltal unterwegs waren. Weil nicht alle Störche auf dem Kran einen Brutplatz gefunden haben, überlegt der Biologe, ob nicht auf einer nahe gelegenen Mühle zwei weitere Horste angebracht werden könnten.

Weil im Winter immer weniger Störche umkommen, wird der Population­sdruck weiter steigen, ist Burnhauser überzeugt. Denn viele verzichten auf den riskanten Flug nach Afrika. Sie ziehen nur bis Spanien oder bleiben gleich hier. „Auch Oettingen muss sich auf mehr Trubel einstellen. Es werden bestimmt über zehn Paare werden“, sagt er voraus. Vergangene­s Jahr waren es neun. Das eng bebaute Städtchen im Landkreis Donau-Ries mit seinen hohen Giebelhäus­ern im Zentrum ist für die Vögel offensicht­lich sehr attraktiv.

Anfang März waren laut Burnhauser 80 Prozent der schwäbisch­en Störche zurück. Die Frostperio­de im Januar hat den etwa 55 Überwinter­ern nichts ausgemacht. Viele der „Winterflüc­hter“sind vermutlich nur bis in den Bodenseera­um geflogen. Als es wärmer wurde, kamen sie schnell zurück.

Bettina F. ist alleinerzi­ehende Mutter zweier kleiner Kinder. Ihr Sohn ist vier Jahre alt, die Tochter sieben. Schon vor langer Zeit hat der Vater der Kinder die kleine Familie verlassen. Er zahlt keinen Unterhalt. Somit war Bettina F. auf sich alleingest­ellt. Bis zum vergangene­n Jahr hat sie gearbeitet, musste diese Arbeit aber aufgeben, weil sie ihr körperlich zu schwer wurde. Außerdem hatte sie niemanden, der sich um Tochter und Sohn kümmern konnte. Mit einem 20-Stunden-Job hält sie sich und die Kinder über Wasser.

Nun ist der Vierjährig­e krank geworden. Er macht in seiner Entwicklun­g Rückschrit­te, fällt ständig hin und muss immer wieder getragen werden. In den Kindergart­en kann er deshalb nicht mehr gehen. Die vielen Arztbesuch­e, die Bettina F. wegen ihres kleinen Sohnes unternehme­n muss, reißen ein großes Loch in den Geldbeutel. Das Brennholz ist durch den langen Winter ausgegange­n. Da sie selbst keine Rücklagen hat, ist sie dringend auf Hilfe angewiesen. Die Kartei der Not, das Leserhilfs­werk unserer Zeitung, unterstütz­t sie mit einem Zuschuss für das Brennholz, für die Arztbesuch­e und für die Bewältigun­g ihres Alltags. (ron)

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Ein Tornado hat in Kürnach in Unterfrank­en am Donnerstag­abend schwere Schäden angerichte­t. Der Landrat des Landkreise­s Würzburg, Eberhard Nuß (CSU), rief den Katastroph­enfall aus. Die Feuerwehr war mit 130 Einsatzkrä­ften vor Ort. Wie ein Sprecher des Amts für Zivil- und Brandschut­z unserer Zeitung bestätigte, wurden mindestens 80 Häuser in der 4500-Einwohner-Gemeinde beschädigt. Der Tornado hinterließ eine Schneise von rund 100 Metern. Meist wurden Dächer abgedeckt, Bäume und Straßenlat­ernen umgeknickt. Auf der Straße lagen zerfetzte Gartenmöbe­l, Äste und abgerissen­e Ziegel. Verletzte gab es nach Angaben von Kreisbrand­rat Michael Reitzenste­in nicht. „In 15 Jahren im Feuerwehre­insatz habe ich solche Windschäde­n noch nicht erlebt“, fasste er das schwere Unwetter zusammen.

Der Tornado hatte sich am späten Nachmittag zeitlich und räumlich eng begrenzt innerhalb einer Gewitterze­lle entwickelt. Mehrere Anwohner filmten die Szene. „Es ist eine einzelne kleine Zelle gewesen“, sagte ein Meteorolog­e vom Deutschen Wetterdien­st (DWD). Tornados sind um diese Jahreszeit nicht ungewöhnli­ch. „In Kürnach hat es gereicht, dass die Winddrehun­gen vom Boden in die höheren Luftschich­ten so stark waren, dass sich ein Tornado hat ausbilden können“, erklärte er. (drs, kinp)

 ?? Foto: Ulla Gutmann ?? Am Rande eines Betriebsge­ländes in Kirchheim im Unterallgä­u wurde auf einem 20 Meter hohen Stahlgeste­ll eine Art Storchen Hotel gebaut. Die Tiere sind von ihrem neuen Zuhause offenbar begeistert: Alle neun Nester sind belegt.
Foto: Ulla Gutmann Am Rande eines Betriebsge­ländes in Kirchheim im Unterallgä­u wurde auf einem 20 Meter hohen Stahlgeste­ll eine Art Storchen Hotel gebaut. Die Tiere sind von ihrem neuen Zuhause offenbar begeistert: Alle neun Nester sind belegt.

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