Neu-Ulmer Zeitung

Bald geht’s ab im Ulmer Norden

Nach jahrelange­n Verzögerun­gen ist der Doppelansc­hluss an die Autobahn jetzt beschlosse­ne Sache. Über einen Teil der Kosten wird aber noch gestritten

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT

Zwölf Jahre ist es her, dass den Stadträten ein Konzept für einen Autobahn-Anschluss im Ulmer Norden vorgestell­t wurde. Dass es eine Weile dauern würde, bis die Pläne auf dem Papier in die Wirklichke­it umgesetzt werden, war allen Beteiligte­n klar – aber nicht, wie lange. Nach unzähligen Diskussion­en und Verhandlun­gen ist jetzt der Weg für den Doppel-Anschluss frei. Der Bauausschu­ss hat dem Gemeindera­t einstimmig empfohlen, Ende März den Baubeschlu­ss für das Millionen-Vorhaben zu fassen.

Von einem Doppel-Anschluss ist die Rede, weil der neue Anschluss Ulm-Nord in unmittelba­rer Nähe zur bestehende­n Anbindung UlmWest gebaut wird. Damit sollen der Containerb­ahnhof und das Güterverke­hrszentrum nördlich der A 8 sowie das daran anschließe­nde Gewerbegeb­iet Mergelgrub­e direkt an die Autobahn angebunden werden. Somit profitiere­n die Firmen im Ulmer Norden ebenso davon wie die Anwohner umliegende­r Ortschafte­n, die vom Durchgangs­verkehr entlastet werden. „Nach 25 Jahren sind wir dem Ziel ein gutes Stück näher gekommen“, sagte Walter Grees, Ortschafts­rat in Jungingen, mit Blick auf die lange Vorlaufzei­t des Großprojek­ts. „Wir hoffen, dass jetzt der Knoten geplatzt ist.“Der Doppel-Anschluss ist zugleich Teil des sechsspuri­gen Ausbaus der A8 von Ulm in Richtung Hohenstadt (Kreis Göppingen). Davon sollen sämtliche Autofahrer, die zwischen München und Stuttgart unterwegs sind, etwas haben. Ende 2020 soll es so weit sein. Allerdings bleibt dann immer noch die Lücke zwischen dem Doppel-Anschluss und dem Kreuz Ulm/Elchingen auf bayerische­r Seite. Wann diese geschlosse­n wird, ist derzeit noch offen.

So weit vorausblic­ken wollten Baubürgerm­eister Tim von Winning und die Mitglieder des Bauausschu­sses in der Sitzung nicht. Sie waren erst mal froh, dass die so lange gehegten Pläne im Ulmer Norden nun in Erfüllung gehen. Gerhard Bühler (FWG) wies dabei auf die Ulmer Initiative hin, die das Ganze überhaupt erst möglich gemacht habe: „Wenn die Stadt Ulm nicht Geld in die Hand genommen hätte und in die Vorplanung gegangen wäre, säßen wir nicht hier.“Laut Baubürgerm­eister Tim von Winning sind Investitio­nen in Höhe von 35 Millionen Euro nötig. Die Stadt muss etwa zehn Millionen aufbringen, wobei sie auf Fördergeld­er hofft, sodass am Ende noch ein Betrag von acht Millionen bliebe. und eine Erweiterun­g des Containerb­ahnhofs ermögliche­n. Die Stadt geht hier mit 1,2 Millionen Euro in Vorleistun­g. Zuständig seien jedoch die Bahn und der Bund, von denen die Stadt das Geld zurückhabe­n will. Die hätten jedoch abgewinkt. „Eigentlich ist das ja ein Skandal, wie da versucht wird, sich aus der Verantwort­ung zu ziehen“, fand Brigitte Dahlbender (SPD). In Sonntagsre­den werde die Förderung des Güterverke­hrs auf der Schiene gerne angepriese­n, aber wenn es an die Umsetzung gehe, sei nichts dahinter. Bahn, Bund und Land müssten hier in die Pflicht genommen werden.

Sobald der Baubeschlu­ss für den Doppelansc­hluss gefasst ist, folgen die ersten Ausschreib­ungen. Noch in diesem Jahr rollen die Bagger an. Begonnen wird mit einem Kreisverke­hr mit 70 Metern Durchmesse­r nördlich der Autobahn, der neben den Straßen Himmelweil­er und Eiselauer Weg auch den Containerb­ahnhof und den Weg zum neuen Gewerbegeb­iet Mergelgrub­e anbindet. Ein Kreisel im Süden folgt 2019, im Jahr darauf soll der Doppelansc­hluss komplett fertig sein.

Zwei Prozesse wegen Volksverhe­tzung sollte das Ulmer Amtsgerich­ts in dieser Woche verhandeln. In einem Fall wurde ein junger Mann zu einer Jugendstra­fe von 14 Monaten verurteilt. Er wurde noch im Gerichtssa­al festgenomm­en. Im anderen Fall, wo es um eine möglicherw­eise rechtsradi­kal motivierte Tat ging, konnte die Verhandlun­g nicht stattfinde­n. Der ältere Angeklagte war kurz zuvor eines natürliche­n Todes verstorben.

Bei dem Prozess vor dem Jugendschö­ffengerich­t gab es offenbar keinen politische­n Hintergrun­d. Der 19-jährige mehrfach vorbestraf­te Angeklagte hatte im Februar vorigen Jahres in einem Wohnheim im Alb-Donau-Kreis seinen damaligen Erzieher, einen gläubigen Juden, vor mehreren Zeugen übel beschimpft und diffamiert, nachdem dieser einer vom Angeklagte­n entfachten Randale im Wohnheim energisch Einhalt geboten und den jungen Mann des Raumes verwiesen hatte. Die drastische Beschimpfu­ng fußte jedoch nicht auf einem politische­n Hintergrun­d. Eine rechtsradi­kale Gesinnung sei bei ihrem Mandanten nicht vorhanden, so die Verteidige­rin. Er habe vielmehr aus Wut und Frustratio­n gehandelt. Möglicherw­eise waren auch Drogen im Spiel, wurde im Rahmen der Beweisaufn­ahme spekuliert. Im Gerichtssa­al musste der junge Mann sich von der Vorsitzend­en Richterin sagen lassen, dass er nichts in seinem Leben auf die Reihe bringe.

Die Beleidigun­g seines Erziehers, die vom Gericht als Volksverhe­tzung gewertet wurde, räumte der Angeklagte ein und entschuldi­gte sich. Ebenso bestätigte er die weiteren Anklagepun­kte der Staatsanwa­ltschaft, wonach er in mehreren Orten im Alb-Donau-Kreis in Drogeriemä­rkten Diebstähle begangen habe. (bh) Bundespoli­zisten haben am Donnerstag am Ulmer Hauptbahnh­of einen 42-Jährigen festgenomm­en. Als sie die Personalie­n des Mannes überprüfte­n, stellten sie fest, dass gegen ihn ein Haftbefehl wegen Schwarzfah­rens vorlag. Er hatte den Prozess geschwänzt. Nun erhielt der Mann eine Meldeaufla­ge, der er bis zum Datum der Neuverhand­lung nachkommen muss. (az)

 ?? Foto: Alexander Kaya ?? Der Doppel Anschluss an die A 8 im Ulmer Norden ist jetzt beschlosse­ne Sache. In unmittelba­rer Nähe der bestehende­n Anbindung Ulm West (im Hintergrun­d) wird die An schlussste­lle Ulm Nord gebaut, mit der der Containerb­ahnhof und das Gewerbegeb­iet...
Foto: Alexander Kaya Der Doppel Anschluss an die A 8 im Ulmer Norden ist jetzt beschlosse­ne Sache. In unmittelba­rer Nähe der bestehende­n Anbindung Ulm West (im Hintergrun­d) wird die An schlussste­lle Ulm Nord gebaut, mit der der Containerb­ahnhof und das Gewerbegeb­iet...

Newspapers in German

Newspapers from Germany