Neu-Ulmer Zeitung

„Wir dürfen nicht die Hose voll haben“

Spatzen-Trainer Stephan Baierl erwartet morgen von seiner Mannschaft gegen Favorit Elversberg auch offensives Spiel. Wer das Team wieder verstärken wird

- VON STEFAN KÜMMRITZ

Eigentlich wird es für den SSV Ulm 1846 Fußball jetzt Zeit, in diesem Jahr sein erstes Regionalli­gaspiel zu gewinnen. Bisher gab es in 2017 Niederlage­n in Trier (0:5) und Mannheim (1:3) sowie ein Remis zu Hause gegen die Stuttgarte­r Kickers (1:1). Doch der Spielplan will es so, dass die Spatzen morgen (14 Uhr) im nächsten Heimspiel auf den Tabellenzw­eiten SV Elversberg treffen, der nur einen Punkt hinter dem SV Waldhof Mannheim liegt und mit diesem vehement um die Meistersch­aft kämpft. Zumindest wollen die Saarländer Rang zwei behaupten, um ihre Aufstiegsc­hance zu wahren. Es wird also eine sehr schwere Aufgabe für die Ulmer.

Elversberg? Da war doch was in der Gemeinde nahe Neunkirche­n. Im Hinspiel am 17. September vergangene­n Jahres unterbrach Schiedsric­hter Julius Martenstei­n aus Marburg in der Schlusspha­se die Partie für 22 Minuten, nachdem er von einem Feuerzeug getroffen worden war, das aus dem Fanblock der Elversberg­er geworfen wurde. Die Ulmer lagen zu diesem Zeitpunkt 1:2 zurück, verschwand­en in der Kabine, nachdem sie einfach nicht informiert wurden, ob und wann das Spiel fortgesetz­t wird. Es rührte sich lange gar nichts und die SSV-Kicker gingen davon aus, dass die Begegnung abgebroche­n ist und begannen, sich umzuziehen. Dann die plötzliche Nachricht, dass die Partie zu Ende gespielt wird. Die Ulmer waren nun kalt, verloren dann auch mit 1:2, sahen sich benachteil­igt und legten anschließe­nd Einspruch gegen die Wertung der Partie ein. Dieser wurde vom Sportgeric­ht zurückgewi­esen. In den Köpfen der Spatzen ist der Vorfall von Elversberg aber schon noch.

Vielleicht motiviert das die Spatzen zusätzlich, morgen alles zu tun, um den Gegner zu Fall zu bringen. Dieser allerdings hat Erhebliche­s vorzuweise­n. Zum einen sind die Elversberg­er das klar auswärtsst­ärkste Team und haben in fremden Stadien schon 27 Punkte geholt. Zum Vergleich: Die Ulmer haben daheim bisher 23 errungen. Zum anderen ist die „Elv“, wie sich die morgigen Gäste nennen, die Mannschaft mit der besten Abwehr. In 26 Partien haben die Saarländer erst 15 Tore kassiert (Ulm: 36). Die Hintermann­schaft der Elversberg­er zu überwinden, dürfte auch dem Team von Trainer Stephan Baierl schwerfall­en. Vielleicht kann da ein Stürmer helfen, der auch besonders motiviert ist: Janik Michel, der zu Saisonbegi­nn von der Spielverei­nigung Elversberg zum SSV 46 Fußball gewechselt ist. Oder David Braig, der zuletzt in Mannheim nach längerer Verletzung­spause zumindest eine Halbzeit lang wieder aktiv war.

Janik wird eher von der Bank kommen, wenn man Stephan Baierls Aussagen richtig interpreti­ert. Denn er sagt, es könne sein, dass Braig von Beginn an aufläuft und dann sicher zusammen mit Thomas Rathgeber. „Mit zwei Spitzen anzutreten, ist eigentlich unser Spiel“, sagt der Ulmer Trainer. „Wir dürfen nicht die Hosen voll haben, sondern müssen auch unser eigenes Spiel durchdrück­en.“Das heißt, die Spatzen wollen auch gegen Elversberg vorne ihre Chance suchen. Was sicher sehr schwer wird. „Vielleicht müssen wir sogar über unser Limit gehen“, macht sich Baierl so seine Gedanken. „Elversberg ist eine Topmannsch­aft mit dem erklärten Ziel, wieder in die dritte Liga zurückzuke­hren. Ihr Anspruch dieses Jahr ist nicht Platz zwei, sondern Rang eins. Der Kader hat die Qualität dazu.“

Die Qualität, mit den Großen der Liga zumindest daheim mitzuhalte­n, haben auch die Ulmer. Und an der Personalfr­ont gibt es eine gewisse Entspannun­g. Florian Krebs ist nach seiner Rotsperre wieder dabei und auch Tim Göhlert kann spielen. Die beiden könnten die Innenverte­idigung bilden. Auch Alper Bagceci steht fürs Mittelfeld wieder zur Verfügung. Die drei bringen schon mal sehr viel Erfahrung mit aufs Spielfeld. Fehlen wird der gelbgesper­rte Volkan Celiktas.

Spannende Wochen hat der bayerische Fußball-Landesligi­st SV Egg hinter sich. Trainer Karlheinz Schabel hat nach eineinhalb Jahren, wie berichtet, kurz vor Weihnachte­n seine Mission als erfüllt angesehen und den Führungsst­ab abgegeben. Schabels Nachfolger ist ein alter Bekannter im Günztal: Michael Dreyer. Der 44-Jährige war auch Schabels Vorgänger auf der Egger Trainerban­k. „Ich wurde sehr gut wieder aufgenomme­n“, berichtet Dreyer. Unter seiner sportliche­n Leitung war das Team aus der 1200Seelen-Gemeinde im Sommer 2014 in die Landesliga aufgestieg­en. „Es ist uns nicht schwer gefallen, der Kontakt ist nie abgerissen“– für SV-Abteilungs­leiter Thomas Fackler verlief die Rückkehr des Trainers völlig unkomplizi­ert. „Hochmotivi­ert, wie immer“, ist sein bisheriger Eindruck von Dreyer.

Der berichtet wie auch Fackler von einer sehr guten Vorbereitu­ng des Landesliga­dritten. „Wir hatten selten so viel Glück, die Mannschaft ist topfit“, so Fackler. „Das Wetter hat es gut gemeint, wir können zufrieden sein“, pflichtet ihm der Trainer bei. Nicht nur die guten äußeren Bedingunge­n sorgten für beste Stimmung. Ein viertägige­s Trainingsl­ager am Gardasee hat ein Übriges getan. Außer den langzeitve­rletzten Florian Huber und Joshua Steck sind alle SVE-Spieler zum Rückrunden­auftakt am Sonntag (15 Uhr) gegen den SV Raisting einsatzber­eit. Während Huber (schwere Knieverlet­zung) diese Saison nicht mehr zur Verfügung stehen wird, tastet sich Steck (Kreuzbanda­nriss) bereits mit ersten Übungseinh­eiten an den Mannschaft­sverband heran. Steck, Max Heinle und Torhüter Lukas Trum sind für Michael Dreyer quasi „neu“im Team. Sie waren bei seinem Abschied vor knapp zwei Jahren noch nicht im Kader.

„Die Mannschaft ist reifer geworden, routiniert­er und sachlicher. Es sind nicht mehr die jungen Wilden, aber das ist ganz normal“, beurteilt Dreyer die Situation. Er will mit etwas veränderte­r Grundordnu­ng und seiner eigenen Philosophi­e das Team weiterentw­ickeln. Gegen Raisting erwartet er ein enges, umkämpftes Spiel. Der Gegner rangiert im hinteren Tabellendr­ittel und braucht jeden Punkt, um nicht in größte Schwierigk­eiten zu kommen. Interessan­t ist die Statistik: In allen drei bisherigen Punktspiel­en trennten sich die beiden Teams remis. Nur im bayrischen Totopokal hatte der SV Egg einmal das bessere Ende für sich. (jürs)

 ?? Foto: Horst Hörger ?? Luca Graciotti gehört in der Ulmer Mannschaft zu den Draufgänge­rn. Er wird sicher nicht die Hose voll haben, wenn es morgen ge gen die zweitplatz­ierten Elversberg­er geht. Das erwartet Trainer Stephan Baierl von allen Spielern.
Foto: Horst Hörger Luca Graciotti gehört in der Ulmer Mannschaft zu den Draufgänge­rn. Er wird sicher nicht die Hose voll haben, wenn es morgen ge gen die zweitplatz­ierten Elversberg­er geht. Das erwartet Trainer Stephan Baierl von allen Spielern.
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Foto: Walter Brugger Wieder in Egg auf der Trainerban­k: Mi chael Dreyer.

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