Unser täglich Jod
Jeder dritte Deutsche schluckt Nahrungsergänzungsmittel wie Zink, Magnesium oder Vitamin C. In Apotheken und Drogerien füllen die Pillen und Kapseln viele Regalmeter. Warum Verbraucherschützer und Ärzte kein gutes Haar daran lassen
Es dauert nicht lange, bis sich Daniela Krehl zum ersten Mal ärgert. Die Verbraucherschützerin steht vor dem Regal wie vor einer Wand, die Augen hinter der runden Brille studieren die Verpackungen. „Hier sieht man gleich das erste Problem“, sagt sie und deutet auf die Schachteln. „Es gibt überhaupt keine Trennung.“Links im Regal stehen die frei verkäuflichen Medikamente, Baldriantropfen, Rheumasalbe, solche Dinge. Rechts daneben die Nahrungsergänzungsmittel. Der Übergang ist fließend, die Verpackungen sehen alle ähnlich aus. Aber Vitamin-C-Pillen oder Zinkkapseln sind keine Arzneimittel, sie brauchen keine Zulassung. Der Verbraucher, sagt Daniela Krehl, werde getäuscht. „Es wird ein falsches Vertrauen erzeugt.“
Krehl steht in einer Münchner Drogerie. Sie arbeitet für die Verbraucherzentrale Bayern, ihr Fachgebiet ist Ernährung. Wenn die Expertin übers Essen spricht, dann benutzt sie Begriffe wie „Genuss“oder „Geschmacksexplosion“, ihre Stimme klingt dann ganz weich. „Unsere Lebensmittel“, sagt sie, „versorgen uns mit allem, was wir brauchen.“
Das sieht ein großer Teil der 2012 fest, dass zu große Mengen von Betacarotin, Vitamin A und Vitamin E im Körper die Lebenserwartung verkürzen können.
Für Daniela Krehl sind solche Studien alarmierend. „Es muss sichergestellt werden, dass die Präparate wirklich sicher sind“, sagt sie und nimmt eine Packung aus dem Regal. Darauf steht klein „zur Nahrungsergänzung“. Damit gelten die Präparate rein rechtlich als Lebensmittel. Für Kunden bedeutet das: Es wird anders als bei Arzneimitteln nicht so aufwendig überprüft, ob die Mittel auch wirken, ob sie sicher sind und was hinter der Werbeaussage steckt. Für all das ist allein der Hersteller zuständig.
Antje Preußker sieht darin kein Problem. Sie ist wissenschaftliche Leiterin beim Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde, dem Spitzenverband der Lebensmittelwirtschaft. „Die legalen Produkte auf dem Markt sind sicher“, betont sie. Dafür stünden die Hersteller der Präparate ein – wie die Produzenten von Lebensmitteln für ihre Ware einstehen. Wären sie nicht sicher, würde die Lebensmittelüberwachung sofort einschreiten. Preußker plädiert dafür, dem Verbraucher die Wahl zu lassen: „Nicht jedem gelingt es, sich ausgewogen