Wie Merkel vom Schulz-Effekt profitiert
Es ist keine zwei Jahre her, da fragten sich SPD-Spitzenpolitiker, ob man überhaupt einen eigenen Kandidaten gegen Angela Merkel ins Rennen schicken soll. Die Erfolgsaussichten waren derart erbärmlich, dass man diesen Job eigentlich niemandem zumuten wollte. Dann kam die Flüchtlingskrise – und der Nimbus von Merkels Unbesiegbarkeit begann zu bröckeln. Immer mehr Deutsche überkam das beunruhigende Gefühl, dass die erprobte Krisenmanagerin zum ersten Mal in ihrer Amtszeit nicht mehr Herrin der Lage war. Doch es ist nicht der poli- tische Gegner, der seitdem beharrlich eine Kanzlerinnendämmerung heraufbeschwört. Es sind neben der AfD vor allem frustrierte Unions-Leute, die Stimmung gegen Merkel machen. Zwar hat diese ihren Kurs in der Flüchtlingsfrage längst korrigiert. Aber wie so oft gelang es ihr nicht, den Menschen das auch zu erklären. So gingen die Attacken weiter – und die Umfragezahlen in den Keller.
Mit der Demontage der Kanzlerin schienen Seehofer & Co. kein großes Risiko einzugehen. Denn obwohl die Chefin Lichtjahre von früheren Popularitätswerten ent- fernt war, schien eine Wahlniederlage unvorstellbar. Erst seit Martin Schulz die Merkel-Müdigkeit als Wachmacher für seine SPD nutzt, kommen die internen Kritiker ins Grübeln. War das Dauerfeuer gegen die Kanzlerin doch nicht so klug?
Jetzt, da ein SPD-Sieg nicht mehr utopisch erscheint, bemüht sich sogar die CSU, die Reihen zu schließen. Und die Umfragen zeigen: Auch mancher Wähler entdeckt angesichts der Aussicht auf eine linke Regierung wieder die guten Seiten der Ära Merkel. Insofern ist der Schulz-Effekt am Ende vielleicht sogar ein Segen für die Kanzlerin.
Es waren genau 22 Minuten, die am Freitagvormittag quer durch Deutschland hinter den Kulissen die Sicherheitsbehörden in Alarmbereitschaft versetzt haben: Weil ein indischer Passagierjet ohne Funkkontakt um 10.27 Uhr in den deutschen Luftraum eingedrungen ist, wurden sicherheitshalber alle deutschen Atomkraftwerke bis auf kleine Notbesatzungen geräumt, wie ein RWE-Sprecher unserer Zeitung bestätigte. Auch in der Anlage in Gundremmingen wurde am Vormittag ein entsprechender Alarm ausgelöst. Von ihrer Basis in Neuburg an der Donau stiegen zuvor Abfangjäger der EurofighterAlarmrotte auf, um Sichtkontakt mit den Piloten der Indian-Air-Maschine aufzunehmen.
Die beiden Luftwaffen-Kampfjets flogen so nah an das Passagierflugzeug heran, bis sie aus dem Cockpit mit den indischen Piloten mithilfe international festgelegter Handzeichen Verbindung hatten.
Nach Angaben der Luftwaffe war der Funkkontakt zu dem Flugzeug, das von Indien auf dem Weg nach London war, bereits über Ungarn abgebrochen. Bevor der Flieger bayerischen Luftraum erreichte, sei er bereits von tschechischen Abfangjägern begleitet worden. Über der Grenze übernahmen dann die rechtzeitig alarmierten beiden Neuburger Eurofighter die Eskorte und begleiteten den Flieger bis auf Höhe von Köln. Dort übergaben sie den Jet an belgische Kampfflugzeuge, wie ein Luftwaffen-Sprecher sagte.
Die Bundespolizei gab zuvor an die Länder und Kernkraftbetreiber einen sogenannten Voralarm aus. Auch an dem im Juni 2015 stillgelegten bayerischen Atomkraftwerk Grafenrheinfeld wurde „zentraler Alarm“ausgelöst, bestätigte die Leitung. Das Personal habe geordnet das Kraftwerksgelände verlassen und außerhalb gewartet, bis Entwarnung gegeben wurde. (AZ)