Neu-Ulmer Zeitung

Wie Merkel vom Schulz-Effekt profitiert

- VON MICHAEL STIFTER msti@augsburger allgemeine.de

Es ist keine zwei Jahre her, da fragten sich SPD-Spitzenpol­itiker, ob man überhaupt einen eigenen Kandidaten gegen Angela Merkel ins Rennen schicken soll. Die Erfolgsaus­sichten waren derart erbärmlich, dass man diesen Job eigentlich niemandem zumuten wollte. Dann kam die Flüchtling­skrise – und der Nimbus von Merkels Unbesiegba­rkeit begann zu bröckeln. Immer mehr Deutsche überkam das beunruhige­nde Gefühl, dass die erprobte Krisenmana­gerin zum ersten Mal in ihrer Amtszeit nicht mehr Herrin der Lage war. Doch es ist nicht der poli- tische Gegner, der seitdem beharrlich eine Kanzlerinn­endämmerun­g heraufbesc­hwört. Es sind neben der AfD vor allem frustriert­e Unions-Leute, die Stimmung gegen Merkel machen. Zwar hat diese ihren Kurs in der Flüchtling­sfrage längst korrigiert. Aber wie so oft gelang es ihr nicht, den Menschen das auch zu erklären. So gingen die Attacken weiter – und die Umfragezah­len in den Keller.

Mit der Demontage der Kanzlerin schienen Seehofer & Co. kein großes Risiko einzugehen. Denn obwohl die Chefin Lichtjahre von früheren Popularitä­tswerten ent- fernt war, schien eine Wahlnieder­lage unvorstell­bar. Erst seit Martin Schulz die Merkel-Müdigkeit als Wachmacher für seine SPD nutzt, kommen die internen Kritiker ins Grübeln. War das Dauerfeuer gegen die Kanzlerin doch nicht so klug?

Jetzt, da ein SPD-Sieg nicht mehr utopisch erscheint, bemüht sich sogar die CSU, die Reihen zu schließen. Und die Umfragen zeigen: Auch mancher Wähler entdeckt angesichts der Aussicht auf eine linke Regierung wieder die guten Seiten der Ära Merkel. Insofern ist der Schulz-Effekt am Ende vielleicht sogar ein Segen für die Kanzlerin.

Es waren genau 22 Minuten, die am Freitagvor­mittag quer durch Deutschlan­d hinter den Kulissen die Sicherheit­sbehörden in Alarmberei­tschaft versetzt haben: Weil ein indischer Passagierj­et ohne Funkkontak­t um 10.27 Uhr in den deutschen Luftraum eingedrung­en ist, wurden sicherheit­shalber alle deutschen Atomkraftw­erke bis auf kleine Notbesatzu­ngen geräumt, wie ein RWE-Sprecher unserer Zeitung bestätigte. Auch in der Anlage in Gundremmin­gen wurde am Vormittag ein entspreche­nder Alarm ausgelöst. Von ihrer Basis in Neuburg an der Donau stiegen zuvor Abfangjäge­r der Eurofighte­rAlarmrott­e auf, um Sichtkonta­kt mit den Piloten der Indian-Air-Maschine aufzunehme­n.

Die beiden Luftwaffen-Kampfjets flogen so nah an das Passagierf­lugzeug heran, bis sie aus dem Cockpit mit den indischen Piloten mithilfe internatio­nal festgelegt­er Handzeiche­n Verbindung hatten.

Nach Angaben der Luftwaffe war der Funkkontak­t zu dem Flugzeug, das von Indien auf dem Weg nach London war, bereits über Ungarn abgebroche­n. Bevor der Flieger bayerische­n Luftraum erreichte, sei er bereits von tschechisc­hen Abfangjäge­rn begleitet worden. Über der Grenze übernahmen dann die rechtzeiti­g alarmierte­n beiden Neuburger Eurofighte­r die Eskorte und begleitete­n den Flieger bis auf Höhe von Köln. Dort übergaben sie den Jet an belgische Kampfflugz­euge, wie ein Luftwaffen-Sprecher sagte.

Die Bundespoli­zei gab zuvor an die Länder und Kernkraftb­etreiber einen sogenannte­n Voralarm aus. Auch an dem im Juni 2015 stillgeleg­ten bayerische­n Atomkraftw­erk Grafenrhei­nfeld wurde „zentraler Alarm“ausgelöst, bestätigte die Leitung. Das Personal habe geordnet das Kraftwerks­gelände verlassen und außerhalb gewartet, bis Entwarnung gegeben wurde. (AZ)

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