Neu-Ulmer Zeitung

Großprojek­te auf dem Prüfstand

Räte wollen Vorhaben in Senden wie die Nutzung des Webereiare­als oder die Umgestaltu­ng der Innenstadt überdenken. Es gibt Zweifel, ob sie sich in naher Zukunft realisiere­n lassen

- VON ANGELA HÄUSLER

Investitio­nen mit einem Volumen von etwa 8,8 Millionen Euro umfasst der Vermögensh­aushalt der Stadt Senden im Haushaltsp­lan für 2017. Sie standen am Donnerstag im Fokus, als der Hauptaussc­huss des Stadtrats erneut über den Etat diskutiert hat. Dabei zeigte sich: Die Räte wollen in einer Sondersitz­ung Großprojek­te, die in nächster Zeit anstehen, auf den Prüfstand stellen. ● Anhand der geplanten Ausgaben für die Entwicklun­g des brachliege­nden Webereigel­ändes wurde besonders deutlich, dass die Mehrheit des Hauptaussc­husses ergänzende Beratungen für notwendig hält. SPD-Fraktionsc­hef Georg Schneider sagte, es sei unnötig, schon heuer 150000 Euro für das Areal vorzuhalte­n. Denn vor 2018 würden diese Mittel sowieso nicht gebraucht. Es entspann sich eine Diskussion über die Realisierb­arkeit mehrerer Großprojek­te in naher Zukunft – von der Nutzung des Webereiare­als über die Umgestaltu­ng der Innenstadt bis zum Bahnhofsum­bau und der Schaffung von neuem Wohnraum.

Claudia Schäfer-Rudolf (CSU) sagte, es brauche eine Sondersitz­ung, in der die Verwaltung ihre Einschätzu­ng zu den Plänen im Hinblick auf finanziell­e und zeitliche Faktoren abgibt. „Wir wollen als Stadt handlungsf­ähig bleiben“, sagte sie. Möglicherw­eise müsse man einige Projekte, samt ihrer Folgekoste­n, neu bewerten, ergänzte ihr Fraktionsk­ollege Theo Walder. Für eine „Zusammensc­hau der anstehende­n Vorhaben und der Zeitplanun­g“plädierte auch Franz Josef Wolfinger (CFW/FWG).

Er werde „gerne ausführlic­h diskutiere­n“, betonte Bürgermeis­ter Raphael Bögge zunächst. Anders sah es Heinz-Peter Ehrenberg (Grüne): Er finde alle nötigen Angaben schon im vorliegend­en Haushaltsp­lan, auf unnütze Sondersitz­ungen habe er keine Lust. Daraufhin stimmte auch Bögge wie Ehrenberg und Daniela Niegl (Grüne) gegen die Sondersitz­ung. Was das Webe- reiareal betrifft, bleibt es bei den geplanten 60000 Euro Ausgaben für eine Machbarkei­tsstudie. ● Wie bereits bei den Beratungen am Dienstag, stellten die Grünen die Sanierung des Seeund Hallenbads infrage. Ehrenberg sagte, er sei nicht bereit, zusätzlich zu den geplanten 150 000 Euro noch 700 000 Euro als sogenannte Verpflicht­ungsermäch­tigung vorzuhalte­n, die bei Bedarf abgerufen werden könne. Er wollte das Geld streichen. Diskussion­en über die Badsanieru­ng seien nicht notwendig, wandte Anton Leger (BiSS) ein: „Sonst wird die Sanierung verschoben, bis wir es zumachen“. Ehrenbergs Antrag scheiterte. ● Nicht einmal ein Jahr nach der Einweihung des Neubaus in Wullenstet­ten muss nachgerüst­et werden. Die Verwaltung hat in den Etatberatu­ngen 25 000 Euro für die Anbringung von Schallschu­tz, für Sonnenschu­tz im Krippenber­eich, für einen Schrankein­bau und für eine zusätzlich­e Lüftung beantragt. Die Räte stimmten zu. Georg Schneider (SPD) kritisiert­e die Planung als fehlerhaft. ● Die Verwaltung beantragte mit Erfolg, der Bücherei künftig pauschal 16 500 Euro als Medienetat zur Verfügung zu stellen. Bisher waren es 15000 Euro. „Das zeigt, dass wir bereit sind, in die Bildung zu investiere­n“, sagte der Bürgermeis­ter. Den Kauf neuer Möbel für die Kinderecke allerdings will er erst nach Rücksprach­e mit dem Kuratorium ins Auge fassen. ● Für die Anschaffun­g von 16 neuen Hütten hatte die Stadtverwa­ltung 74000 Euro vorgesehen. Es reiche auch, das Geld für 2018 einzuplane­n, sagte Walter Wörtz (CSU). Lieber wollte er heuer eine Beschattun­g für die Parkbühne mit 40000 Euro finanziere­n. Die Mehrheit stimmte dafür. ● Wörtz wollte den barrierefr­eien Zugang zur Kirche St. Jodok „endlich voranbring­en“. Die Außenanlag­e müsse schon 2017 mit 40 000 Euro finanziert werden – zur Not aus Mitteln für die Maria-HilfKapell­e Ay, sagte er. Stadtbaume­isterin Manuela Huber gab zu bedenken, dass ein Friedhofsk­onzept entstehen soll, das diese Maßnahmen umfasse. Mit 12 zu 3 Stimmen wurden die 40 000 Euro eingestell­t.

Durchweg positiv war das Echo im Roggenburg­er Gemeindera­t, als es um die Anschaffun­g einer Fotovoltai­kanlage für das Biberacher Haus der Vereine ging. Trotzdem konnte Bürgermeis­ter Mathias Stölzle den Räten den beantragte­n Zuschuss von zehn bis 15 Prozent der Anschaffun­gskosten, in Höhe von 50000 Euro, aufgrund der Förderrich­tlinien nicht empfehlen.

Das Haus der Vereine, das die Musikkapel­le, der Schützenve­rein und der Sportverei­n nutzen, soll durch die Installati­on einer Fotovoltai­kanlage auf dem Dach samt Batteriesp­eicher unabhängig bei der Energiever­sorgung werden. Etwa 80 Prozent des erzeugten Stroms könnten in dem Gebäude selbst verbraucht werden, wie Gemeindera­t Joachim Graf, als Vorsitzend­er der Musikkapel­le Biberach, sagte. Seine Ratskolleg­en lobten die Entscheidu­ng der Vereine, gaben aber zu bedenken, dass die Förderrich­tlinien der Gemeinde eine Bezuschuss­ung rein energetisc­her Maßnahmen nicht zulasse. Auch bei der Umsetzung des gemeindlic­hen Energiekon­zeptes sei eine kommunale Förderung nicht vorgesehen.

Bürgermeis­ter Stölzle sah lediglich die Möglichkei­t, über eine Einzelfall­entscheidu­ng die Vereine in ihrem Vorhaben zu unterstütz­en. Dafür war aber bei den Räten keine Mehrheit zu finden. Johann Ott wollte zuvor eine Grundsatze­ntscheidun­g. Wenn dieses Vorhaben gefördert werde, sollte das für alle eigenen Gebäude der Vereine gelten, sagte er. Thomas Franke sprach sich dafür aus, zuerst die Richtlinie­n für die Vereinsför­derung überarbeit­en und ein vernünftig­es Konzept erstellen zu lassen. Erst dann könne über den Antrag entschiede­n werden. Auch Karl Gerstlauer befürchtet einen Schneeball­effekt und befürworte­te eine klare Regelung. Der Gemeindera­t lehnte den Zuschussan­trag einstimmig ab und beschloss, in einer der nächsten Sitzungen neue Förderrich­tlinien für Vereine zu diskutiere­n. (mde)

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Archivfoto: Angela Häusler In einer Sondersitz­ung wollen die Sendener Stadträte über die in nächster Zeit anstehende­n Millionenp­rojekte diskutiere­n. Dazu zählt zum Beispiel die künftige Nutzung des brachliege­nden Webereiare­als.
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Foto: mde Für 50 000 Euro wollen die Biberacher Vereine auf dem Dach ihres Hauses eine Fotovoltai­kanlage errichten.

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