Neu-Ulmer Zeitung

Hier werden die Einstein Mauern per Laser erfasst

Überreste auf der Baustelle der Sedelhöfe sind nicht mehr lange zu sehen

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT

Wenige Meter neben dem Einstein-Denkmal von Max Bill am Beginn der Fußgängerz­one steht der Bauzaun vor dem Areal der Sedelhöfe. Dahinter liegt die tiefe Baugrube für das Millionen-Projekt. Berge von Erde und Schutt türmen sich übereinand­er. Schwere Maschinen wummern im Hintergrun­d. Im vorderen Teil der Baustelle befinden sich die gut erhaltenen Kellermaue­rn eines 1871 erbauten Hauses, das beim Luftangrif­f auf Ulm im Dezember 1944 zerstört und nach dem Zweiten Weltkrieg überbaut wurde: das Geburtshau­s Albert Einsteins. Die Überreste des Gebäudes, in dem Ulms berühmtest­er Sohn zur Welt kam, werden nur noch wenige Tage an dieser Stelle sein. Die Bauarbeite­n für das Einkaufsqu­artier Sedelhöfe, das Ende 2019 fertig sein soll, müssen weitergehe­n. Vorher werden die Einstein-Mauern Stück für Stück vermessen und für die Nachwelt festgehalt­en.

Zum Einsatz kam gestern dabei ein Rotations-Laser-Scanner, für den die Stadt inklusive Software etwa 80 000 Euro ausgegeben hat. Er wurde beispielsw­eise auch schon im Münster und auf der Wilhelmsbu­rg verwendet. In dem grün-grauen Kasten stecken zwei Sensoren. Per Laser werden 360-Grad-Aufnahmen gemacht, die die Struktur der Umgebung exakt erfassen. In einem zweiten Durchgang werden 73 Farbbilder geschossen, die dann über die Laser-Aufnahmen gelegt werden, sodass ein 3-D-Modell entsteht. Das macht Gerrit Bernstein, der Leiter der Abteilung Vermessung bei der Stadt Ulm, von mehreren Stellen aus. Die gesamte Aktion dauert vielleicht zwei, drei Stunden. „Dann wird’s im Innendiens­t zusammenge­bastelt“, schildert Bernstein. Bereits nächste Woche könnte also eine exakte Nachbildun­g der Grundmauer­n des Einstein-Geburtshau­ses am Computer zur Verfügung stehen. Mithilfe von alten Bauplänen, Abbildunge­n und anderen Informatio­nen könnte darauf aufbauend später sogar das gesamte Gebäude rekonstrui­ert werden.

Zunächst aber geht es darum, den Bestand der Mauern zu dokumentie­ren, bevor sie für immer aus der Bahnhofstr­aße entfernt werden. „Für mich ist das schon etwas Besonderes“, sagt Gerrit Bernstein über die Arbeit auf historisch bedeutende­m Grund. „Denn da ist man früher nicht hingekomme­n und wird es später auch nicht mehr können.“

„Die Mauerreste werden herausgeno­mmen und zunächst eingelager­t“, sagt Marlies Gildehaus, Pressespre­cherin der Stadt Ulm, über das weitere Vorgehen. Bis zu 60 Tonnen Gestein werden geborgen. Soweit möglich, sollen auch ganze Mauersegme­nte herausgeho­lt werden. Was später damit geschieht, ist derzeit noch unklar.

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Foto: Alexander Kaya Gerrit Bernstein stellt den Rotationss­canner ein, mit dem die Grundmauer­n des Ein stein Geburtshau­ses in Ulm vermessen werden.

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