Hier werden die Einstein Mauern per Laser erfasst
Überreste auf der Baustelle der Sedelhöfe sind nicht mehr lange zu sehen
Wenige Meter neben dem Einstein-Denkmal von Max Bill am Beginn der Fußgängerzone steht der Bauzaun vor dem Areal der Sedelhöfe. Dahinter liegt die tiefe Baugrube für das Millionen-Projekt. Berge von Erde und Schutt türmen sich übereinander. Schwere Maschinen wummern im Hintergrund. Im vorderen Teil der Baustelle befinden sich die gut erhaltenen Kellermauern eines 1871 erbauten Hauses, das beim Luftangriff auf Ulm im Dezember 1944 zerstört und nach dem Zweiten Weltkrieg überbaut wurde: das Geburtshaus Albert Einsteins. Die Überreste des Gebäudes, in dem Ulms berühmtester Sohn zur Welt kam, werden nur noch wenige Tage an dieser Stelle sein. Die Bauarbeiten für das Einkaufsquartier Sedelhöfe, das Ende 2019 fertig sein soll, müssen weitergehen. Vorher werden die Einstein-Mauern Stück für Stück vermessen und für die Nachwelt festgehalten.
Zum Einsatz kam gestern dabei ein Rotations-Laser-Scanner, für den die Stadt inklusive Software etwa 80 000 Euro ausgegeben hat. Er wurde beispielsweise auch schon im Münster und auf der Wilhelmsburg verwendet. In dem grün-grauen Kasten stecken zwei Sensoren. Per Laser werden 360-Grad-Aufnahmen gemacht, die die Struktur der Umgebung exakt erfassen. In einem zweiten Durchgang werden 73 Farbbilder geschossen, die dann über die Laser-Aufnahmen gelegt werden, sodass ein 3-D-Modell entsteht. Das macht Gerrit Bernstein, der Leiter der Abteilung Vermessung bei der Stadt Ulm, von mehreren Stellen aus. Die gesamte Aktion dauert vielleicht zwei, drei Stunden. „Dann wird’s im Innendienst zusammengebastelt“, schildert Bernstein. Bereits nächste Woche könnte also eine exakte Nachbildung der Grundmauern des Einstein-Geburtshauses am Computer zur Verfügung stehen. Mithilfe von alten Bauplänen, Abbildungen und anderen Informationen könnte darauf aufbauend später sogar das gesamte Gebäude rekonstruiert werden.
Zunächst aber geht es darum, den Bestand der Mauern zu dokumentieren, bevor sie für immer aus der Bahnhofstraße entfernt werden. „Für mich ist das schon etwas Besonderes“, sagt Gerrit Bernstein über die Arbeit auf historisch bedeutendem Grund. „Denn da ist man früher nicht hingekommen und wird es später auch nicht mehr können.“
„Die Mauerreste werden herausgenommen und zunächst eingelagert“, sagt Marlies Gildehaus, Pressesprecherin der Stadt Ulm, über das weitere Vorgehen. Bis zu 60 Tonnen Gestein werden geborgen. Soweit möglich, sollen auch ganze Mauersegmente herausgeholt werden. Was später damit geschieht, ist derzeit noch unklar.