Neu-Ulmer Zeitung

Rechts von ihm ist kein Platz

Geert Wilders dürfte sich heimlich über die Eskalation um die Türkei freuen. Seit Jahren wettert er gegen den Islam. Auch bei der Wahl am Mittwoch will er damit punkten

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Es hätte so gut laufen können für Geert Wilders. Kurz vor der Wahl hätte der rechte Stimmungsm­acher einen skandalöse­n Auftritt einer türkischen Politikeri­n in den Niederland­en genüsslich ausschlach­ten können. Doch die Regierung tat ihm den Gefallen nicht und verhindert­e die Rede in Rotterdam. Trotzdem dürfte Wilders die Eskalation ein paar Stimmen bringen, wenn am Mittwoch gewählt wird. Und so versucht er, das Thema mit gewohnt scharfen Worten für sich zu nutzen. „Ich sage allen Türken in den Niederland­en, die mit Erdogan übereinsti­mmen: Geht in die Türkei und kommt nie mehr wieder!“, tönte der Provokateu­r, vor dem Europa zittert.

Auch wenn die letzten Umfragen seine „Partei für die Freiheit“(PVV) nicht mehr als stärkste Kraft in Holland sehen, könnte ein gutes Ergebnis auch den Rechten in anderen Ländern Auftrieb geben. Zwar hätte er selbst als Nummer eins keine Chance auf den Job des Ministerpr­äsidenten, weil sich alle anderen gegen ihn verbünden würden. Aber der Achtungser­folg wäre durchaus ein Triumph für den 53-jährigen Juristen, der aus Venlo an der deutschen Grenze stammt.

Der Mann mit dem inzwischen deutlich ergrauten Haarschopf, der einmal wasserstof­fblond war und hartnäckig­en Gerüchten zufolge seine indonesisc­hen Wurzeln verschleie­rn soll, ist das Enfant terrible des Oranje-Staates. Er geißelt die EU, den Euro und das Establishm­ent. Der Mann, der immer wieder große Zu- stimmung, aber eben auch tiefe Ablehnung erlebt hat, wuchs in einer streng katholisch­en Familie auf. Heute lässt er seinem Hass auf den Islam freien Lauf. Sein Motiv sei dabei freilich nicht die Wut auf Muslime, erklärte er einmal in einem Interview. Was ihn auf die Palme bringe, sei die „Unmenschli­chkeit“der islamische­n Lehre, die Frauen unterdrück­e und zum Krieg gegen Ungläubige aufrufe. 2008 wurde sein filmisches Machwerk „Fitna“(Zwietracht, Aufruhr) im Internet veröffentl­icht. Der Streifen führte zu weltweiten Protesten. Wilders’ politische Arbeit gilt als höchst umstritten. In der PVV gibt es nur ein Parteimitg­lied: ihn selbst. Mitarbeite­r, Abgeordnet­e, Funktionär­e müssen sich mit einer Zahlung von 25 000 Euro verpflicht­en, niemals Interna auszuplaud­ern, bevor sie eingestell­t werden. Reden darf nur Wilders. Auch sein Wahlprogra­mm hat er alleine verfasst. Es passt auf ein DIN-A4-Blatt.

Nachdem der bekannte Rechtspopu­list Pim Fortuyn 2004 auf offener Straße erschossen wurde, zog sich Wilders aus Angst vor Anschlägen immer mehr zurück. In der Öffentlich­keit tritt er praktisch nicht mehr auf. Zusammen mit seiner Frau, einer früheren ungarische­n Diplomatin, wechselt er ständig Aufenthalt­sorte und Wohnsitze. Wilders ist ein Getriebene­r. „Geerts Welt ist sehr klein geworden“, sagte kürzlich sein älterer Bruder.

Detlef Drewes Zu „Alarm im deutschen Luftraum“(Politik) vom 11. März: Da fliegt ein Verkehrsfl­ugzeug, bei dem die Funkanlage ausgefalle­n ist, über unseren Luftraum, und die Flugbereit­schaft identifizi­ert dieses als mögliches Flugobjekt eines Terrorangr­iffes. Am AKW Gundremmin­gen wird der Katastroph­enalarm ausgelöst, alle Mitarbeite­r bis auf eine kleine Notbesatzu­ng verlassen das Werk. Für uns Menschen in der Umgebung ist es beruhigend, dass der Reaktor weiterhin verantwort­ungsvoll gesteuert und somit garantiert ist, dass er bestimmung­sgemäß arbeitet. Aber die fluchtarti­ge Räumung des Kraftwerke­s

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Foto: AFP

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