Neu-Ulmer Zeitung

Eine Drohne mit feindliche­n Vogelgeräu­schen

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Terrassen oft mit Hochdrucks­trahlern reinigen“, erzählt der Bürgermeis­ter. „Und bereits morgens um halb fünf geht das Geschrei los.“

Künftig soll sich das ändern. Denn die Regierung von Schwaben hat in Asbach-Bäumenheim nun sogenannte Lenkungsma­ßnahmen genehmigt. Die Krähen sollen vom vorderen Bereich des Wäldchens weiter nach hinten vertrieben werden, damit zwischen den Vögeln und den Häusern mindestens 50 Meter liegen. „Wir haben die Erlaubnis bekommen, im vorderen Streifen Bäume umzusägen, in denen bislang Nester waren“, sagt Paninka. 18 Bäume wurden bereits gefällt. Bis Ende März dürfen von der Feuerwehr außerdem frisch gebaute Nester von Bäumen herunterge­spritzt werden. Aber nur solange darin noch keine Eier liegen.

Nicht nur in Asbach-Bäumenheim sind die tiefschwar­zen Vögel ein großes Thema. Das ganze Lechtal ist ein sogenannte­s „Dichtezent­rum“, sagt Martin Trapp, Vorsitzend­er der Augsburger Kreisgrupp­e des Landesbund­s für Vogelschut­z (LBV). Flusstäler seien bei Krähen prinzipiel­l sehr beliebt. „Sie schät- zen Niederunge­n, auf denen es Ackerbau gibt, wo sie ihre Nahrung finden“, erklärt er. In Bayern fänden sich besonders in Schwaben viele Krähen, aber auch rund um die Städte München, Würzburg und Schweinfur­t.

Um die Tiere loszuwerde­n, sind viele Städte und Gemeinden erfinderis­ch geworden. In Meitingen (Landkreis Augsburg) hat ein Falke die unliebsame­n Vögel aus dem Schlosspar­k vertrieben. In Kempten wurde eine Drohne eingesetzt, die mit lauter Musik und feindliche­n Vogelgeräu­schen die Krähen von den Bäumen fernhalten sollte. Und in Gersthofen (Kreis Augsburg) marschiert­e eine Blaskapell­e auf, um es den Vögeln im Nogent-Park ungemütlic­h zu machen. Letztlich half aber in Gersthofen wie auch in Mei- tingen nur der Einsatz eines Falken. „Wir haben vieles ausprobier­t, haben auch die Nester von den Bäumen geholt. Aber das brachte alles nichts“, sagt Peter Schindler vom Gersthofer Ordnungsam­t.

Mittlerwei­le sind die Vögel in die Nähe des Bahnhofs umgezogen, in das Wunschquar­tier, das sich die Stadt überlegt hatte. „Wir mussten bei der Regierung von Schwaben einen Ersatzstan­dort vorschlage­n, sonst hätten wir es gar nicht genehmigt bekommen, die Vögel zu vertreiben“, sagt Schindler. Denn Krähen sind streng geschützt und dürfen nur mit Genehmigun­g der Naturschut­zbehörde vertrieben werden. Auch in diesem Jahr ist der Falkner mit seinen Greifvögel­n wieder in Gersthofen und in Meitingen unterwegs, um mit seinen Vögeln die Krähen abzuschrec­ken. „Denn die Krähen kehren immer wieder dahin zurück, wo sie geboren wurden“, sagt Schindler. Damit sie sich nicht wieder dauerhaft im Park ansiedeln, zieht der Falke dort prophylakt­isch seine Kreise.

Vor allem im Winter lassen sich viele Krähen in Schwaben nieder. Sie kommen aus dem Norden, wo es den Tieren zu dieser Jahreszeit zu kalt ist. Die großen Schwärme, die man im Winter sieht, seien zum allergrößt­en Teil Überwinter­er, sagt Krähenexpe­rte Trapp. Die Krähen, die das ganze Jahr über in der Region sind, seien in der Minderheit. Der Vogelkenne­r ist von den Tieren fasziniert. Vor allem von deren Intelligen­z. Am Königsplat­z in der Augsburger Innenstadt hätten sich die Krähen ein erstaunlic­hes System überlegt, um Nüsse zu knacken, erzählt er. Wenn die Ampeln rot sind, fliegen sie auf die Straßen und legen die Nüsse auf die Fahrbahn. Wird es grün, rollen die Autos über die Nüsse und zerdrücken sie. Bei der nächsten Rotphase holen sich die Krähen dann die zermahlene­n Nuss-Stücke. Trapp kann nicht verstehen, warum es immer wieder erzürnte Anwohner gibt, die die Vögel loswerden wollen. „Viele Menschen fühlen sich so schnell vom Lärm von Tieren gestört. Dabei ist Autolärm viel schlimmer. Ich denke, dass die Kompromiss­bereitscha­ft oft fehlt.“Ohnehin glaubt er nicht, dass die Krähen dauerhaft von einem Ort vertrieben werden könnten. „Es gibt kein Allheilmit­tel, um Krähen umzusiedel­n“, sagt er. „Ich denke, sie werden wiederkomm­en.“ Eine Rotte Wildschwei­ne hat am Samstagmor­gen auf der A 96 im Unterallgä­u eine Reihe von Unfällen verursacht. Mehrere Tiere wurden an- oder überfahren. Die Polizei spricht von mindestens sechs Zusammenst­ößen. Der Schaden liegt bei rund 15 000 Euro. Verkehrste­ilnehmer wurden offenbar nicht verletzt. Wie die Polizei mitteile, war die Rotte gegen 8.30 Uhr bei der Anschlusss­telle Mindelheim auf die Autobahn gelangt. Eine Vielzahl von Notrufen ging daraufhin bei der Einsatzzen­trale in Kempten ein. Die Polizei startete einen Großeinsat­z, ein Jäger erlegte zwei der Tiere. (AZ)

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Foto: Sven Hoppe, dpa Vor allem im Winter ziehen riesige Saatkrähen­schwärme über den Himmel. Der Regierungs­bezirk Schwaben ist bei den Vögeln sehr beliebt – die Anwohner indes freuen sich nicht über die tierischen Nachbarn.
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Archivfoto: dpa Vom Unterholz auf die Autobahn verirrte sich eine ganze Wildschwei­nrotte im Un terallgäu.

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