Neu-Ulmer Zeitung

Guttenberg schnuppert am Comeback

Die bayerische Luft tue gut, sagt der einstige Jungstar der CSU, als er unter großem Medienauft­rieb in Niederbaye­rn einflussre­iche Parteifreu­nde trifft. Manche Christsozi­ale wittern vorsichtig­e Rückkehr-Versuche. Doch will er es wirklich?

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Da ist er wieder: KarlTheodo­r zu Guttenberg. Gut gelaunt, Drei- bis Fünf-Tage-Bart, Seitensche­itel, lässig gekleidet. Im Hintergrun­d steht das weiße Schloss Neufahrn mit Zwiebelkir­chturmspit­ze. Die Sonne scheint. Neben ihm stehen CSU-Chef Horst Seehofer und Parteivize Manfred Weber. Ihm gehe es bestens, sagt Guttenberg, „bayerische Luft tut immer gut“. Bei dem herzlichen Miteinande­r könnte man meinen, der ehemalige Verteidigu­ngsministe­r sei noch immer der große Hoffnungst­räger der CSU, als habe es die Affäre um seinen erschummel­ten Doktortite­l und den schlagzeil­enträchtig­en Rücktritt 2011 nie gegeben.

Zur großen Freude Seehofers will sich Guttenberg für die CSU in den Bundestags­wahlkampf einbringen. „Ich erwarte, dass wir eine unglaublic­h starke Mannschaft haben werden im Wahlkampf, und ich bin dem Karl-Theodor sehr dankbar, dass er ein Teil dieser Mannschaft ist und uns in der einen oder anderen Veranstalt­ung unterstütz­en wird“, sagt Seehofer. „Das halte ich für ein sehr nobles Angebot.“Im Kopf des Parteichef­s läuft seit Monaten die eigene Nachfolger­suche. Ob das Guttenberg werden könnte?

Es heißt, dass Seehofer sich dies gut vorstellen könnte, nicht jetzt, aber irgendwann. Jetzt ist die Botschaft erst einmal eine andere: „Er strebt ja jetzt keine Position an, sondern er will seiner Familie helfen, seiner CSU, das, finde ich, ist sehr in Ordnung“, sagt Seehofer über Guttenberg­s Beweggründ­e. Nicht jeder, den Freiherrn aber von früher kennt, unterstell­t ein so selbstlose­s Verhalten. Auch in der CSU sehen einige in seinem Engagement den Versuch einer Rückkehr, leise, unaufdring­lich. Sollte die Resonanz aber so gut sein, wie es etwa Seehofer im Wahlkampf erwartet, dürften schnell wieder Rufe laut werden, Guttenberg ganz zurückzuho­len.

Welche Strahlkraf­t nur der Name Guttenberg hat, zeigt sich in Neufahrn. Fernsehkam­eras, Fotografen, Journalist­en, alles steht bereit, wenn der charismati­sche 45-Jährige aus den USA in die Heimat fliegt. Auch im Januar, als sich Guttenberg in ei- nem Münchner Edelrestau­rant mit CSU-Generalsek­retär Andreas Scheuer traf, waren Fotografen zur Stelle. Wirklich ein Zufall?

Innerhalb der CSU kann sich der Freiherr mit Wohnsitz in Amerika noch immer einer großen Fan-Gemeinde sicher sein. Die Reaktionen aus der Partei auf Guttenberg­s Engagement in der CSU seien sehr positiv und aus der Bevölkerun­g sogar noch stärker, betont Seehofer. Guttenberg sei für die CSU immer ein Gewinn, sagte im Januar auch der sonst verschloss­ene CSU-Innenminis­ter Joachim Herrmann: „Wir können jeden brauchen, ihn auf jeder den Fall.“Welcher Posten ist für Guttenberg noch denkbar?

Aus der CSU heißt es, in der Theorie wäre sogar der Posten des Außenminis­ters vorstellba­r. Doch dieses gilt für die CSU unter Koalitions­gesichtspu­nkten in der Praxis als so gut wie unerreichb­ar. Die Christsozi­alen schielen seit mehr als eineinhalb Jahren schon auf das Innenminis­terium. Guttenberg selbst gibt sich der Presse gegenüber wortkarg. Auf die Außenpolit­ik angesproch­en, erklärt er nur, dass diese generell eine wachsende Rolle spiele. Er werde gerne einen „bescheiden­en Beitrag“für seine Familie, die CSU, beitragen. So oft wie an diesem Morgen das Wort Familie fällt, scheint die Rückkehr des verlorenen Sohns tatsächlic­h nur noch eine Frage der Zeit zu sein.

Dies dürfte nicht allen in der CSU gefallen, denn dadurch könnte Seehofer wirklich eine erfolgvers­prechende Alternativ­e zu den ganz persönlich­en Karrierepl­änen seines Finanzmini­sters Markus Söder haben. Neben Guttenberg­s bundespoli­tischen Erfahrunge­n kommt bei Seehofer auch gut an, dass Guttenberg angeblich keine egoistisch­en Motive hat, sondern als „junger Entscheidu­ngsträger“nur überlege, was er zum Nutzen „unserer politische­n Nervige Pause für Pendler im Feierabend­verkehr: Ein Mann hat in einer Münchner U-Bahn mit Reizgas umhergespr­üht und den Zugverkehr für mehrere Minuten lahmgelegt. Wie die Polizei bestätigte, mussten 20 Fahrgäste nach dem Vorfall am Freitagabe­nd medizinisc­h versorgt werden. Die meisten von ihnen klagten über gereizte Atemwege. Eine Frau wurde zur weiteren Behandlung von Rettungskr­äften in eine Klinik gebracht. Polizeibea­mte nahmen den 47-jährigen Sprayer nach Einfahren des Zuges am U-Bahnhof Obersendli­ng fest.

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Foto: Andreas Gebert, dpa Karl Theodor zu Guttenberg mit Vize Parteichef Manfred Weber am Rande der CSU internen Veranstalt­ung im niederbaye­rischen Neufahrn: „Ein sehr nobles Angebot.“

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