Neu-Ulmer Zeitung

Was will mir meine Katze sagen?

Tiere kommunizie­ren mit Menschen und untereinan­der auf ganz verschiede­ne Arten. Wie genau, das erforscht der Biologe Mario Ludwig. Dem haben es besonders Chamäleons angetan

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Herr Ludwig, mit welchen Methoden kommunizie­ren Tiere miteinande­r?

Tiere kommunizie­ren akustisch und optisch, wie zum Beispiel das Chamäleon. Sie haben eine Körperspra­che, das sieht man sehr schön an Katzen. Außerdem arbeiten sie sehr gerne mit Düften und generell ein bisschen mit Chemie.

Lässt sich solch eine Kommunikat­ion überhaupt als Sprache bezeichnen?

Darüber streiten sich die Wissenscha­ftler, manche sagen Ja, manche Nein. Eine Sprache, wie wir sie bei den Bienen haben, eine Tanzsprach­e, die lässt sich mit der menschlich­en nicht vergleiche­n. Aber wenn Sie sich neuere Erkenntnis­se bei Präriehund­en anschauen: Da wissen wir, dass sie in einen ganz kurzen Pfiff sehr viele Informatio­nen unterbring­en können. Sie teilen sich etwa mit, dass von rechts ein dicker Mann mit einem blauen T-Shirt kommt – da kann man schon fast von einer Sprache reden.

Welche Mitteilung­sart aus dem Tierreich gefällt Ihnen am besten?

Am liebsten sind mir die Chamäleons. Bei denen hat man ganz lange gedacht, sie verändern ihre Farbe, um sich an den Hintergrun­d anzupassen. Setzt man eines vor eine blaue Wand, wird es blau. Setzt man es vor die deutsche Flagge, wird es schwarz-rot-gold. Das stimmt nicht. Es gibt Chamäleons, die können ihre Farbe gar nicht verändern, und eine Blümchenta­pete schaffen alle nicht. Das ist Kommunikat­ion in Form einer Farbsprach­e. Und wie funktionie­rt die?

Sie kommunizie­ren durch Farbveränd­erung. Sehr schön kann man das beim Flirten sehen. Wenn ein männliches ein weibliches Chamäleon sieht, dann greift es zu ganz bunten und leuchtende­n Farben. Wenn es Glück hat, antwortet das weibliche mit den gleichen Farben. Hat es Pech, dann erblasst das weibliche Chamäleon. Das heißt dann: Mein Freund, heute wird’s nichts mit uns, ich hab Migräne.

Ist so eine Kommunikat­ion effektiver als die menschlich­e?

Man kann das immer schlecht vergleiche­n. Schauen Sie sich mal die Katze an. Sie hat rund hundert verschiede­ne Laute, ein Hund hat gerade mal zehn. Dann kann sie auch noch mit Düften arbeiten. Wenn sie Ihnen ihr Köpfchen hinstreckt, markiert sie sie damit und sagt: Der gehört zu mir. Außerdem kann sie irgendwo hinpinkeln und so ihr Revier markieren. Dann kann sie mit Körperspra­che arbeiten, mit den Schnurrhaa­ren, mit den Ohren, mit ihrem Fell, mit ihrem Katzenbuck­el. Mit ihren Augen kann sie mitteilen, ob sie sich wohlfühlt, aggressiv ist oder Angst hat. Sie hat eine ganz breite Palette von Kommunikat­ionsmöglic­hkeiten. Katzen sind also wesentlich kommunikat­iver als Hunde?

Ganz klar, zumindest sagt das die Wissenscha­ft. Hundefreun­de werden das natürlich bestreiten.

Wie viele Probleme entstehen, weil Mensch und Tier falsch miteinande­r kommunizie­ren?

Ganz viele. Zum Beispiel gibt es ja Menschen mit Katzenalle­rgie, die nichts mit dem Tier zu tun haben möchten. Das heißt: Wenn die eine Katze sehen, dann schauen sie automatisc­h weg. Für eine Katze ist das allerdings geradezu eine Einladung. Für sie ist es ziemlich unhöflich, wenn sie jemand anstarrt. Das Wegschauen findet sie also sympathisc­h – eine typische Fehlkommun­ikation. Welche Themen „besprechen“Tiere untereinan­der denn am häufigsten?

Es geht um Sex und Macht, wie im wirklichen Leben. Es wird natürlich vor allem von Männchen kommunizie­rt, um Geschlecht­spartner zu finden. Im Tierreich herrscht zu 95 Prozent Damenwahl. Das heißt: Die Männchen müssen sich bemühen, und die Weibchen wählen aus. Interview: Guy Simon

aus Heidel berg ist Bestseller Autor. Kürzlich erschien „Gut ge brüllt! Die Sprache der Tiere“bei Konrad Theiss. Das Jahr ist noch jung, aber für viele steht schon jetzt fest: Ein BBCLive-Interview mit einem amerikanis­chen Politik-Professor, das in sozialen Netzwerken am Wochenende zum Klick-Hit wurde, ist das witzigste Video des Jahres. Das liegt an Robert E. Kelly, vor allem aber an seinen Kindern.

Es ist Freitag. Kelly, der an der Universitä­t Busan in Südkorea lehrt, soll über den Machtwechs­el in dem Land sprechen. Er ist via Skype aus seinem Homeoffice ins Londoner Studio zugeschalt­et. Da tanzt seine Tochter Marion ins Zimmer. Kelly versucht, ruhig zu bleiben, und sie aus dem Blickfeld der Kamera zu schieben. Zu retten ist das Interview nicht mehr, zumal gleich danach Sohn James in einem Lauflernwa­gen durch die Tür rollert... und Kellys Frau hinterher stürzt, um die Kinder aus dem Zimmer zu ziehen. Bücher fallen vom Bett neben dem Schreibtis­ch, Kelly aber lässt die Kamera nicht aus den Augen, entschuldi­gt sich, schließt kurz die Augen, um sich zu sammeln. Und macht weiter. Während seine Frau, auf dem Boden kniend, slapsticka­rtig die Tür von außen schließt.

Ein außergewöh­nliches Interview, dabei könnte man es belassen. In Deutschlan­d aber löste es Diskussion­en aus: „Lässt sich zu Hause gut und konzentrie­rt arbeiten? Sind die Arbeitnehm­er produktive­r, wenn man das Arbeiten zu Hause zulässt?“, fragte die Frankfurte­r Allgemeine Zeitung. „Wäre Professor Kelly eine Frau, hätte es einen Shitstorm gegeben“, kommentier­te eine stern-Journalist­in. „Entweder wäre einer Frau mangelnde Profession­alität vorgeworfe­n worden“oder „sie hätte sich anhören müssen, was für eine schlechte Mutter sie ist.“Kinder, Kinder! Geht’s nicht mal eine Nummer kleiner? Daniel Wirsching

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Fotos: Axel Heimken, dpa; Kirsten Bohlig „Gut gebrüllt! Die Sprache der Tiere“– so heißt Mario Ludwigs aktuelles Buch.
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Screenshot: AZ/bbc.co.uk/newsbeat Nur die Ruhe: Professor Kelly und seine Familie.
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