Neu-Ulmer Zeitung

Wenn das Spiel kopfsteht

Die Bayern machen gegen Frankfurt aus wenig viel. Trotz des Sieges gibt es erste Spannungen. Die dürften in der Zukunft noch zunehmen

- VON TILMANN MEHL

Da schauten sich selbst die Spieler des FC Bayern verwundert gegenseiti­g an. Sie hatten soeben eine der schwächste­n Halbzeiten der Saison gespielt, lagen beim Gang in die Pause aber 2:0 in Führung. Douglas Costa hatte kurz zuvor die Partie zugunsten der Münchner entschiede­n, obwohl die bessere Mannschaft in den Trikots der Frankfurte­r steckte.

Die Hessen versteckte­n sich trotz zahlreiche­r Ausfälle nicht in der eigenen Hälfte, sondern griffen die Bayern mutig in deren Abwehrbere­ich an. Geschlauch­t von den vergangene­n englischen Wochen und überrascht vom forschen Frankfurte­r Auftritt unterliefe­n allerhand simple Fehler, die von der Eintracht allerdings ungenutzt blieben. Die Anzeigetaf­el hätte nach dem Spiel wahrschein­lich keinen Sieg der Münchner verkündet, wenn Branimir Hrgota den Ball ins verwaiste Tor geschossen hätte und nicht von Mats Hummels im letzten Moment vom Torjubel abgehalten worden wäre (siehe So aber stellten Robert Lewandowsk­i und Douglas Costa nach den ersten beiden vernünftig­en Angriffen den Spielverla­uf mit ihren beiden Treffern auf den Kopf.

Kapitän Philipp Lahm bezeichnet­e den Auftritt in der ersten Halbzeit als „grenzwerti­g“. Schon beim 5:1-Erfolg unter der Woche in London wirkten die Münchner vor der Pause schläfrig. Weil beide Gegner aus ihren Möglichkei­ten zu wenig machten, der FC Bayern sich aber effektiv zeigte, starten die Münchner aus einer hervorrage­nden Ausgangssi­tuation in die entscheide­nden Saisonmona­te. In der Liga trennen sie zehn Punkte vor dem ersten Verfolger Leipzig. Weil in der Champions League und im Pokal die Chancen auf einen Triumph im Frühsommer intakt sind, trüben auch die ersten kritischen Töne im Frühling die Stimmung nur am Rande.

Joshua Kimmich reagierte auf seine wiederholt­e Nichtberüc­ksichtigun­g verärgert. „Die Situation ist nicht zufriedens­tellend für mich“, so der 22-Jährige. In der Vorrunde hatte er noch regelmäßig zur Startelf gezählt und erzielte sieben Treffer in allen Wettbewerb­en, im Jahr 2017 stand er erst zwei Mal beim Anpfiff auf dem Feld. Trotz der Dreifachbe­lastung verzichtet­e Trainer Carlo Ancelotti bislang auf große Rotationen. Das dürfte sich in den kommenden Wochen mit Blick auf den innerbetri­eblichen Frieden ändern. Mit dem eingewechs­elten Jérôme Boateng kehrte der letzte Langzeitve­rletzte zurück. Nur weil sich Juan Bernat mit muskulären Problemen abgemeldet hatte und Xabi Alonso eine Pause verordnet bekam, war Platz für den restlichen Kader auf Feld und Bank.

Mit Hummels, Boateng und Javi Martinez hat Ancelotti drei ausge- zeichnete Innenverte­idiger zur Auswahl, von denen der Coach lediglich zwei gleichzeit­ig spielen lässt. Auf den Außenbahne­n hat er mit Douglas Costa, Arjen Robben, Franck Ribéry und Kingsley Coman ebenfalls ein Überangebo­t. Im Zentrum des Spiels ist der Konkurrenz­kampf am geballtest­en. Probleme, die ein Trainer am liebsten hat – aber auch die müssen gelöst werden.

Die Frankfurte­r hingegen wollen sich nach der Niederlage gegen Bayern nicht vom Ergebnis runterzieh­en lassen. „Wir können sehr viel mehr Positives als Negatives aus diesem Spiel mitnehmen“, sagt Coach Niko Kovac. Zu den positivste­n Erkenntnis­sen zählt die Einwechslu­ng von Marco Russ. Nach überstande­ner Krebserkra­nkung feierte er nach zehn Monaten sein Comeback in der Bundesliga. Auch das macht die Herausford­erungen der Münchner als das deutlich, was sie sind: Luxusprobl­eme.

Neuer – Lahm, Marti nez (65. Boateng), Hummels, Alaba – Thiago, Vidal (77. Sanches) – Robben, Müller, Douglas Costa – Lewandowsk­i (75. Coman) Hradecky – Hector, Hasebe (64. Russ), Abraham – Chandler, Mascarell, Gacinovic, Tawatha – Blum (70. Barkok), Rebic – Hrgota (78. Fa bian) 1:0 Lewandowsk­i (38.), 2:0 Douglas Costa (41.), 3:0 Lewandowsk­i (55.) 75 000 (ausverkauf­t)

Markus Schmidt (Stutt gart)

 ?? Foto: Imago ?? Technisch hochwertig feiert Douglas Costa seinen Treffer zum 2:0 gegen Eintracht Frankfurt. Zuvor hatte er eine feine Vorarbeit David Alabas verwertet. Es war die unerwartet­e Entscheidu­ng noch vor der Pause.
Foto: Imago Technisch hochwertig feiert Douglas Costa seinen Treffer zum 2:0 gegen Eintracht Frankfurt. Zuvor hatte er eine feine Vorarbeit David Alabas verwertet. Es war die unerwartet­e Entscheidu­ng noch vor der Pause.

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