SPD Ortsverein: Kassierer wirft das Handtuch
Andreas Maurer rechnet mit Mandatsträgern ab. Er bleibt aber im Vorstand
Gemischte Gefühle gab es bei der Jahreshauptversammlung des SPD-Ortsvereins Neu-Ulm am Freitagabend: Während Erich Krnavek nach zweijähriger Amtszeit erneut zum Vorsitzenden gewählt wurde, schmiss Andreas Maurer nach vier Jahren als Kassierer sein Amt frustriert hin – und rechnete mit einigen Mitgliedern ab. Im Vorstand hat er jetzt eine andere Position inne.
„So mach ich nicht weiter“, schloss Maurer, nachdem er ausführlich und weit ausholend „das Resümee aus vier Jahren als Kassier“gezogen hatte. Er warf einen Blick zurück in seine berufliche Laufbahn und seinen Aufgabenbereich als Leiter eines Logistikteams. „Die Rädchen müssen ineinandergreifen und jeder muss sich auf den anderen verlassen können.“Nur so sei gewährleistet, dass am Tag vorher teilweise geleerte Regale am nächsten Morgen wieder gefüllt seien. Wie so etwas funktioniere, sei nicht immer durchschaubar; „aber es funktioniert eben“.
Das war Maurers Anlauf zur Abrechnung mit säumigen Vereinsmitgliedern, vor allem aber Mandatsträgern wie Stadt- oder Kreisräten, die ihre Beiträge nicht rechtzeitig entrichteten. Im Visier hatte der scheidende Kassierer vor allem einen namentlich nicht genannten Mandatsträger, vermutlich aus dem Stadtrat, der mit mehr als der Hälfte seiner Beiträge im Rückstand sei. Wiederholtes Bitten und Mahnen hätten nicht gefruchtet. Maurer sei immer wieder vertröstet worden. „Unter solchen Umständen leidet jede Arbeit“, schloss er.
Auf der Mitgliederversammlung anwesende Stadträte wie Karl Martin Wöhner, Erich Krnavek, Gerhard Hölzel, Ulrich Seitz ließen sich flugs öffentlich vom Kassierer Maurer bestätigen, dass nicht sie in Verzug seien. Die Empörung unter den Mitgliedern war groß. Allerdings bemühte sich Hölzel um Ausgleich, „denn die Arbeit im Stadtrat hat darunter nicht gelitten“. Ein anderer erinnerte daran, wie es „früher Tradition war, dass Mitglieder bis zu zwei Jahren mit ihren Beiträgen im Rückstand waren“. Konsequenzen aus der Misere zu ziehen, wurde dem neu gewählten Kassierer Benjamin Pfeiffer überlassen. Maurer bleibt allerdings im Vorstand – als Schriftführer.
Zuvor hatte Maurer dem Revisor Ulrich Seitz eine tadellose Kassenund Buchführung bescheinigt, die mit gut 32500 Euro gefüllte Vereinskasse erläutert. Im Laufe des Jahres 2016 sei der Bestand um 7000 Euro gewachsen. Von der Mandatsträgervergütung seien seit einem Beschluss aus dem Jahr 2015 zehn Prozent abzuliefern, sagte Maurer. Der Mitgliedsbeitrag belaufe sich im Durchschnitt auf zehn Euro.
Vorsitzender Krnavek hatte sich im Rechenschaftsbericht zum vergangenen Jahr kurz gefasst: Er listete Begegnungen mit anderen Ortsvereinen, Gespräche mit Illertissen über die Lage der Kliniken, Besuche in den Donau-Iller-Werkstätten, der Bananenreiferei Nagel und im Bayerischen Landtag auf. Die Unterstützung im Vorstand in den vergangenen zwei Jahren sei „schon okay gewesen“. Der Verein habe derzeit 113 Mitglieder, unter ihnen sieben, die erst jüngst eingetreten seien. „Die SPD muss sich nicht verstecken, aber wir können uns auch nicht auf Martin Schulz ausruhen, sondern müssen selbst was tun“, resümierte Krnavek.