Eintauchen in die neue Frühjahrsmesse
Mit 23000 Besuchern verläuft der Start der „Leben – Wohnen – Freizeit“erfolgreich. Ärger gibt es aber wegen der unter falschem Namen präsentierten Wachsfiguren
Es gibt Dinge, die ändern sich nie: Den praktischen Gemüsehobel beispielsweise gibt es bei der Ulmer Frühjahrsmesse wahrscheinlich schon seit deren Anfängen. Ansonsten hat sich bei der 46. Leben, Wohnen, Freizeit manches verändert: Aussteller, ganz egal, ob sie wie der Burlafinger Stahlbauer Jens Drittenthaler der LWF treu geblieben waren oder schon eine Weile nicht mehr in den Messehallen vertreten waren wie der Ulmer Steinmetzbetrieb Scherer, äußern sich hoffnungsvoll, dass das neue Konzept der Messe die LWF wieder lebendiger macht. „Wir wollen dem Neuen eine Chance geben“, sagt der Ulmer Kaminöfen-Anbieter Klaus Trucksäß. Zum Auftaktwochenende zählten die Veranstalter circa 23 000 Besucher.
Bauen und Sanieren, Gesundheit und Wellness und Haushaltsgeräte sind seit langer Zeit Dauerbrenner auf der Frühjahrsmesse. Wer viel Geld auszugeben hat, dem wird der neue, knapp 100 000 Euro teure Tesla Model X mit Flügeltüren präsentiert. Ehe die Grillsaison beginnt, kann Mann sich auf der LWF in Halle 6 über die neuesten Entwicklungen zum Essen vom Rost informieren – das Angebot an Kulinarischem insgesamt nicht zu vergessen, das es in der selben Halle gibt. Verstärkt aber setzen die neuen Geschäftsführer auf einen ErlebnisCharakter der Messe. Im Freien kann man Fallschirmspringern bei der Punktlandung in einem kleinen blauen Kreis zusehen. In Halle 7 ist vor allem für Kinder und Jugendliche viel geboten, und auch Erwachsene finden Anregungen für die Freizeit – vom trendigen Klettern über Training im Tauchcontainer, das natürlich nur machen kann, wer Badesachen dabei hat, bis hin zur Rennstrecke für Elektro-Carts.
Als Non-Profit-Verein stellt sich Help Humanity aus Nörvenich vor. Der Verein unterstützt Projekte für Kinder, Frauen und alte und hilfsbedürftige Menschen weltweit – mit dem Verkauf ungewöhnlicher Produkte wie beispielsweise Schirmen, auf deren Außenseite Schafe, Schweine oder Hühner andere Passanten amüsieren können. Das riesige Angebot an Malerei, Bildhauerarbeiten, Grafiken und Installationen, das Stefan Grzesina beim „Kunstschimmer“unabhängig von der LWF, aber in ihrem Rahmen zeigt, hat sich inzwischen zu einem der Höhepunkte der Verbraucherschau entwickelt, bei dem der Messebesucher viel Zeit verbringen kann. Tim David Trillsams Unikate die menschliche Anatomie in ein ungewohntes Licht: Trillsams Bronzeplastiken haben riesige Hände und Füße. Das Planetarium Laupheim gibt Messebesuchern die Möglichkeit, in einen Astronautenanzug zu schlüpfen und Meteoriten zu sehen. Ein Spiegel-Kabinett, das die Figur des Betrachters verzerrt, erinnert an Volksfeste von früher. Ach ja, und das Gesicht jener Frau, die in Halle 2 großflächige Gemälde und von ihr designtes Porzellan zeigt, die sich beim Malen live zuschauen lässt – das kennt man doch? Barbara Clear, die als unbekannte Musikerin im Jahr 2004 die Münchner Olympiahalle füllte, füllt mit ihren Kunstwerken 150 Quadratmeter auf der LWF. Und verrät, dass sie demnächst auch in Neu-Ulm im Ed- win-Scharff-Haus zu erleben sein wird.
Ärger gab es im Vorfeld der Messe wegen der 15 ausgestellten Wachsfiguren, darunter eine Abbildung der Queen. In der Ankündigung wurden diese als Exponate des weltberühmten Kabinetts Madame Tussauds verkauft. Dann stellte sich heraus, dass es sich um Figuren aus dem House of Wax im tschechischen Karlsbad handelt, die lediglich unter dem Namen Luis Tussauds geführt werden. Die Messeleitung sah sich genötigt, am Samstag eine Stellungnahme zu veröffentlichen und räumte ein, „dass die zur LWF Messe in Ulm gezeigten Wachsfiguren nicht mit dem Hause Madame Tussauds in Zusammenhang stehen“. „Ich bin einer Fehlinformatirücken on aufgesessen“, räumte Veranstalter Peter Kinold ein. Die Aussteller hätten ihm versichert, dass die Figuren aus dem Ursprungsbestand von Madame Tussauds stammten. Das stimme auch. Mit dem heutigen Museum in London und dem deutschen Ableger in Berlin hätten sie aber nichts zu tun. Die TussaudsGruppe ist entsprechend sauer und erwägt rechtliche Schritte gegen den Veranstalter. (mit mru) O
Die LWF läuft bis einschließlich Sonntag, 19. März. Sie ist täglich von 10 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. I Weitere Bilder von der Messe und von der Misswahl finden Sie unter
Ein schwerer Schlag gegen die Rauschgiftkriminalität ist jetzt der Ulmer Polizei im Alb-Donau-Kreis und im Kreis Biberach gelungen. Drei Männer wurden festgenommen. Sie sollen in großem Stil über das Internet Drogen verkauft haben.
Wie die Staatsanwaltschaft Ravensburg und die Polizei Ulm jetzt mitteilen, waren die Ermittlungsbehörden der mindestens fünfköpfigen Gruppe bereits seit dem Jahreswechsel auf der Spur. Umfangreiche Ermittlungen der Kriminalpolizei führten Ende Februar zur Festnahme von drei Männern. Für ihre strafbaren Aktionen hatte sich die Gruppe ein Büro in Ehingen gemietet. Sie beschaffte sich das Rauschgift im Ausland. Teilweise ließen sich die Männer und Frauen die Drogen auch per Post zuschicken. Eine solche Zustellung an einen 38-Jährigen zog die Polizei aus dem Verkehr. In dem Päckchen befand sich ein Kilogramm Amphetamin. In einem weiteren Päckchen, das an den 38-Jährigen adressiert war, fanden die Ermittler Falschgeld. Wie die Beamten weiter feststellten, betrieben die Männer und Frauen ihren Rauschgifthandel im Darknet, einem geschlossenen Bereich im Internet.
Ende Februar dieses Jahres schlugen die Ermittler zu. In dem Büro in Ehingen nahmen sie einen 31-Jährigen und einen 41-Jährigen fest. In unmittelbarer Nähe des Büros wurde ein 38-Jähriger festgenommen. Der 31-Jährige war gerade dabei, Onlinebestellungen zu bearbeiten. Die bisherigen Ermittlungen legen den Verdacht nahe, dass mehrere Hundert Bestellungen von der Gruppe bearbeitet wurden. Etwa 700 Transaktionen wurden festgestellt. Dazu werden weitergehende Ermittlungen geführt.
In dem Büro in Ehingen und Wohnungen im Landkreis Biberach fanden die Polizisten mehr als fünf Kilogramm Marihuana, zwei Kilogramm Amphetamin, mehr als hundert Gramm Kokain, mehrere Hundert Ecstasy Tabletten und Falschgeld. Zudem stellten sie gestohlene und gefälschte Ausweise sicher. Außerdem fanden die Ermittler mehrere Zehntausend Euro. Auch das stellten sie sicher.
Die drei Männer sitzen inzwischen in Untersuchungshaft. Zwei Frauen im Alter von 24 und 31 Jahren, sollen die mutmaßlichen Dealer bei ihren Straftaten unterstützt haben. Auch gegen sie wird ermittelt. Sie sehen den Ermittlungen auf freiem Fuß entgegen. (az)