Deutschlands Wirtschaftsboom muss täglich neu erarbeitet werden
Kanzlerin Angela Merkel kann sich zusammen mit Handwerk und Industrie über die Hochkonjunktur freuen. Für die Zukunft aber sind einige Weichen zu stellen
Unsere heimische Wirtschaft blickt in einen strahlend blauen Frühlingshimmel. Als Kanzlerin Angela Merkel gestern am Rande der Handwerksmesse die Spitzen der deutschen Industrie traf, konnte sie sich über die gute Lage der Firmen freuen. Obwohl es in der Politik an vielen Ecken kracht und US-Präsident Donald Trump für das Ende der Verlässlichkeit steht, herrscht in unserer Region eine erstaunliche Hochkonjunktur: Das Handwerk brummt. Über 90 Prozent der schwäbischen Betriebe waren zuletzt mit dem Geschäft zufrieden – das gibt es selten. Und die Industrie hat ein Exportboom erfasst. Selbstverständlich ist das alles nicht.
Die heimischen Betriebe haben ihren Erfolg hart erarbeitet – insbesondere durch begehrte, innovative Produkte. Es zahlt sich heute aus, dass Bayern lange Jahre Spitzentechnologie und Universitäten gefördert hat. Technik, wie sie hierzulande für Autos oder Maschinen entwickelt und gebaut wird, findet sich nicht überall auf der Welt. Daneben profitieren die Betriebe aber von zwei momentanen Sondereffekten – das macht die Zukunft schon unberechenbarer.
Erstens kurbelt der niedrige Zins im Euroraum den Bau an. Das Bauhandwerk ist bis zur Decke ausgelastet. Erste Stimmen warnen sogar vor einer Überhitzung. Und zweitens stützt der immer noch günstige Eurokurs die Exportindustrie.
Bleibt alles wie bisher, hat die Wirtschaft dieses Jahr und wahrscheinlich auch 2018 gute Chancen, die Erfolgsserie fortzusetzen. Risiken, die eine schnelle Eintrübung des neuen deutschen Wirtschaftswunder-Himmels mit sich bringen können, gibt es aber genug. Auch wenn unsere Wirtschaftsvertreter Optimisten sind, kennen sie die Gefahren: der mögliche Sieg von Rechtsaußen-Kandidatin Marine Le Pen in Frankreich, ein Auseinanderfallen des Hauses Europa, die irrlichternde Politik Trumps. Wirtschaftliche Schocks kommen immer überraschend. Zur Erinnerung: Nach der Pleite der US-Bank Lehman Brothers 2008 waren auf deutschen Autobahnen kaum mehr Lkw zu sehen.
Wirtschaft und Politik müssen deshalb bereits heute die Weichen stellen, damit das Land widerstandsfähig gegen Erschütterungen bleibt. Die deutsche Außenpolitik wird sich bemühen, Stabilität zu wahren. Aber auch in der Innenpolitik müssen die Weichen gestellt werden – egal, wie die neue Bundesregierung nach der Wahl aussehen wird. Schauen wir uns drei kurze Beispiele an.
Energie: Rückgrat der Wirtschaft unserer Region ist die Industrie. Da macht es hellhörig, wenn Wirtschaftsvertreter beharrlich vor steigenden Strompreisen warnen. Energie darf deshalb nicht noch teurer werden.
Bildung: Dem Handwerk darf man glauben, dass es nicht genügend Fachkräfte findet. Die Betriebe müssen die Lehre attraktiver machen. Aber auch die Politik sollte es unterstützen, dass auch Gymnasiasten ihren Weg ins Handwerk finden. Akademische Bildung, Handwerk und Industrie dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden: Was spricht dagegen, nach der Lehre ein Fachstudium zu machen? Denn die Anforderungen steigen – gerade mit der Digitalisierung. Die Beschäftigten brauchen zudem bessere Aufstiegsperspektiven – auch gesellschaftlich. Es darf nicht sein, dass ein Teil der Bevölkerung abgehängt wird.
Entlastung: Auch der Staat muss an seine Bürger ein Signal senden, dass sich die Arbeit lohnt: Ein Plus auf dem Konto stärkt die Kaufkraft und die Wirtschaft. Es ist an der Zeit, den Solidaritätszuschlag mehr als 20 Jahre nach seiner Einführung zu überdenken – vor allem bei Rekord-Steuereinnahmen. Zu „Schmerzhafte Niederlage für den FCA“(Sport) vom 13. März: Ich bin FCA-Anhänger, hätte mir jedoch in Schalke eine noch höhere Packung gewünscht, damit dieser Verein endlich aufwacht.
Ich kann weder den Vorstand noch den Trainer verstehen. Denn diese müssen doch endlich Herrn Reuter klarmachen, dass es so nicht weitergehen kann und reagiert werden muss. Und wenn selbst der Kapitän in einem Interview sagt, dass alle Spiele verloren gehen, wenn so weitergespielt wird, dann ist das doch eine klare Aussage über den Zustand des Vereins. Die 2. Liga lässt grüßen!
Augsburg Zu „Erdogan droht den Niederlanden“und dem Kommentar „Merkel muss endlich handeln“von Walter Roller (Sei te 1) vom 13. März: Frau Merkel sollte Erdogan die folgende Frage stellen: „Würden Sie es erlauben, Herr Erdogan, dass deutsche oder niederländische Politiker einer islamfeindlichen Partei Wahlreden in Ihrer vom Islam geprägten Türkei halten, um dort lebende deutsche oder niederländische Wähler für diese islamfeindliche Partei zu gewinnen?“Wenn Erdogan ehrlich wäre, müsste er antworten: „Natürlich nicht!“Und dann müsste sie zu Erdogan sagen: „Sehen Sie, Herr Erdogan, genauso verhält es sich im jetzigen Fall: Sie schicken Wahlredner in demokratische Länder, um türkische Wähler zu gewinnen für eine Abkehr von der Demokratie! Sie verstehen jetzt hoffentlich, warum wir das nicht zulassen können. Ihre Nazivorwürfe sind absurd: Seit wann sind Nazis für Demokratie und gegen Diktatur? Und Ihre Islamophobie-Vorwürfe sind eine Frechheit: Wenn die in Ihrer Türkei benachteiligten und schikanierten Christen dieselben Rechte hätten wie die Muslime in den westlichen Demokratien, dann lebten sie wie im Paradies.“
Neusäß Zu „Türkische Politiker haben kein Recht auf Auftritte“(Politik) vom 11. März: Aus welchem Grund auch immer bildet sich Herr Erdogan ein, dass türkische Politiker in Deutschland oder auch in Holland ein Recht haben aufzutreten und für ihre Parteien und deren Ideologien auf Wählerfang gehen können. Frau Angela Merkel oder Herr Martin Schulz treten ja wegen der bevorstehenden Bundestagswahl auch nicht in der Türkei auf, obwohl dort jedes Jahr Millionen von deutschen Staatsbürgern ihren Urlaub verbringen.
Alle Personen, die in einer Auseinandersetzung bestimmte Personen oder Parteien mit dem Naziregime vergleichen, sind für mich geistig ganz arme Menschen. Für seine Unterstellungen in dieser Richtung müsste sich Herr Erdogan in aller Form und offiziell bei dem deutschen Volk entschuldigen. Auch einen Staatsbesuch von Herrn Erdogan würde ich für längere Zeit ablehnen.
Rain Zu „Böser Biber?“(Die Dritte Seite) vom 10. März: Angefangen hat das Ganze mit der Wiedereinbürgerung einiger Biber aus Polen. Natürlich gab es schon im Mittelalter Biber, aber die wurden wegen ihres Felles, Bibergeil und Fleisch bejagt/gefangen und so einer problematischen Übervermehrung wegen Fehlens natürlicher Feinde Einhalt geboten. Heute haben wir eine völlig andere Situation: Die Biber vermehren sich ohne jede Regulierung, es gibt ja – noch! – genügend Bäume, auch mitten in Augsburg an der Wertach. Welch ein Irrsinn! Erst renaturiert man den Fluss, pflanzt für viel (Steuer!-)Geld junge Bäume und dann muss man sie durch Draht vor dem Biber schützen.
Die Ansicht, die Natur regelt das alles schon von selbst, gilt vielleicht in unberührter Wildnis, aber nicht in einer dicht besiedelten Kulturlandschaft!
Augsburg