Volkswagen will die Krise hinter sich lassen
VW arbeitet sich aus dem Diesel-Sumpf. Intern gab es zuletzt aber massive Reibereien
Ist das Schlimmste bald vorbei? Diesel-Milliarden in den USA, Ermittlungen des FBI, Entschädigungsforderungen auch in Europa – es scheint so, als könne VW-Konzernchef Matthias Müller all dies nicht mehr so recht hören. „2016 war nicht das vermeintliche Schreckensjahr, das uns zunächst prognostiziert worden war“, meint der 63-Jährige fast trotzig, als er die vergangenen Monate Revue passieren lässt. Abstreifen können die Wolfsburger die schwerste Krise in ihrer Geschichte aber nicht. Noch muss Schaden repariert, angeknackstes Vertrauen gekittet werden. Und doch zeichnet sich – zumindest vorläufig – etwas Besserung ab.
Die gestern vorgelegten detaillierten Zahlen zeigen: Der durch Dieselaffäre und Streitereien um seinen Sparkurs bei vielen in Misskredit geratene Konzern schwimmt sich langsam ein wenig frei. Die Krise „hat uns alles abverlangt“, sagt Müller – vom „brutalen Wettbewerb“in China oder Europa ganz zu schweigen. Dazu kommt auch noch das heiße Eisen „Zukunftspakt“, das die chronisch rendite-schwache VW-Kernmarke flott machen und riesige Investitionen in E-Mobilität, digitale Angebote und neue Dienste anschieben soll.
Nach überraschend soliden Konzerndaten im Februar fielen die Zahlen für Golf, Passat, Tiguan & Co. durchwachsen aus. Nach 2,1 Milliarden Euro Betriebsgewinn vor Sondereinflüssen 2015 kamen 2016 noch 1,9 Milliarden Euro zusammen – verglichen mit einem Konzernwert von 14,6 Milliarden Euro. Zieht man Ausgaben auch für Rückstellungen zur „Dieselthematik“ab, blieben in der Gruppe 5,1 Milliarden Euro übrig. Die Rendite der Marke soll zulegen. Müller: „Wir werden liefern.“
Für Fliehkräfte sorgt vor allem das interne Umbauprogramm. Im Winter hatte es massive Reibereien zwischen Betriebsratschef Bernd Osterloh und VW-Kernmarkenchef Herbert Diess gegeben. Konzernkreisen zufolge soll es Spitz auf Knopf gestanden haben – die Arbeitnehmerseite habe kurz vor der Aufkündigung des lange verhandelten Pakts gestanden.
Nun gab sich Diess nach der Zahlenvorlage salomonisch. Der Anlauf des umstrittenen Sparkurses mit bis zu 30000 wegfallenden Jobs in den nächsten Jahren sei „an der einen oder anderen Stelle etwas holprig“gewesen. „Natürlich ist es ein sehr, sehr anspruchsvoller Pakt. Es geht auch um eine dramatische Produktivitätssteigerung und um Mitarbeiterabbau.“Aber das ist längst nicht alles. Die frei werdenden Mittel sollen unter anderem in die Elektromobilität fließen.
Branchenbeobachter sehen VW da durchaus auf einem guten Weg. Für den Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer ist der Diesel-Skandal weitgehend durch. Was noch anstehe, seien die Aktionärsklagen, die VW um die zehn Milliarden Euro kosten könnten: „Das würde den Konzern nicht umbringen.“In Sachen E-Mobilität sei man wohl weiter als Daimler und Toyota, jedoch sei die Batteriefertigung in Deutschland auch teuer.