Eine eigene Gemäldegalerie wird wohl nicht kommen
die bayerische Landesstelle für nicht staatliche Museen 30 statt wie sonst etwa 15 Prozent der Kosten. Die liegen dem Museumsleiter zufolge im sechsstelligen Bereich. Den Rest muss die Kommune schultern.
Die Erweiterung muss zunächst warten – und wird wohl eher eine Umgestaltung des Museums werden, wie von Fachmann Shahab Sangestan von der Landesstelle angeregt. Es geht darum, die 20 Jahre alte Dauerausstellung heutigen Bedürfnissen anzupassen – etwa, was den Einsatz moderner Vermittlungsmöglichkeiten angeht. Kunze will aber auch andere Themen zeigen, so führe der Komplex Fugger und Weißenhorn ein in seinen Augen unverständliches Schattendasein.
Die bisher geplante Einrichtung einer abgetrennten Gemäldegalerie im Alten Rathaus wird unwahrscheinlich. Kunze: „Wir lassen da nichts unangetastet.“Er will die Bilder lieber im Kontext der Dauerausstellung zeigen. Die wird nach dem Umbau von jetzt 700 auf dann über 1000 Quadratmeter Fläche wachsen. Der bauliche Einstieg soll 2018 erfolgen. Ulrich Hoffmann, Vorsitzender des Museumsvereins, bleibt trotz des neuen Zeitplans entspannt: „Wir haben jetzt klare Perspektiven“, sagt er. Alles Weitere könne mit „zielstrebiger Gelassenheit“und Gründlichkeit angehen.
Eine wichtige Veränderung hat das Team von Museum und Museumsverein schon jetzt in Angriff genommen. Claudia Graf-Rembold kümmert sich jetzt um die Museumspädagogik. Im Rahmen einer geringfügigen Beschäftigung organisiert sie Angebote für möglichst alle Altersklassen, vor allem aber für Kinder. Anders als die bestehende „Kringelwerkstatt“im Alten Rathaus, die Kindern freies kreatives Arbeiten ermöglicht, hängen die Aktivitäten der Museumspädagogik direkt mit den Ausstellungen im Heimatmuseum zusammen. „Wir müssen da ein gewisses Niveau erreichen, das schulden wir den Wei- ßenhornern“, sagt Graf-Rembold. Auch sie blickt einer Neugestaltung des Museums mit Vorfreude entgegen: „Ich lechze nach diesen Fuggern.“Was möglich ist, zeigte die Teddybären-Ausstellung, die von einem umfangreichen und gut besuchten Begleitprogramm flankiert wurde. Vereins-Chef Hoffmann sieht in der Mini-Stelle einen Einstieg in das Thema. Durch die Pädagogik könne man zeigen, „dass das Museum zu dieser Stadt gehört“.
Diese Stadt hat aber auch einen berühmten Sohn: den Rokoko-Maler Franz Martin Kuen (1719-1771), Schöpfer von Fresken unter anderem im Kloster Roggenburg und in der Wiblinger Bibliothek. Zu seinem 300. Geburtstag 2019 sollte eiman gentlich die neue Gemäldegalerie im Alten Rathaus eingeweiht werden. Daraus wird nun wahrscheinlich nichts. Die geplante Jubiläumsausstellung ist aber Kunze zufolge nicht in Gefahr. Ein Teil der Schau sollte ohnehin im Kloster Roggenburg gezeigt werden, das Kooperationspartner bei dem Projekt ist. In Weißenhorn suchen die Organisatoren derzeit noch nach passenden Räumlichkeiten. Kunze verspricht: „Wir wollen Kuen hier, in seiner Geburtsstadt, nicht unter Wert verkaufen.“O
Am Freitag, 17. März, 19 Uhr eröffnet im Heimatmuseum die Jahreskunstausstellung. Das Motto lautet „Im Anfang war das Wort …“
Wer Gleis 6 Süd am Ulmer Hauptbahnhof kennt, zumal an einem Vormittag im heißen Juli, der käme kaum auf die Idee, jenen Ort in einen Krimi einzubinden. Nicht so der frühere Polizeireporter und jetzige Krimi-Autor Manfred Bomm: Er lässt die 22-jährige Astrid Mastrow, Sekretärin einer Versicherungsund Finanzierungsagentur auf der Schwäbischen Alb an einem Julimorgen und äußerlich als Studentin getarnt von Ulm aus Richtung Schweiz fahren. Schweiz? Das riecht nach Geldgeschäften …
In „Traufgänger“, dem 17. Krimi um den Kommissar August Häberle, standen die Briefkastenfirmen der „Panama Papers“Pate. Um Finanzhaie geht es, um frustrierte, geprellte Anleger und um viel Geld. Und das alles im Ländle, in der Region zwischen Ulm, Biberach, Ravensburg und Sigmaringen. Die Steuerfahndung des Finanzamts Ulm ist da schnell zur Stelle und sorgt für Probleme für die beiden Firmenchefs von RUBAFI, einer Versicherungs- und Finanzierungsagentur, und auch die Rolle Mastrows beschränkt sich nicht nur auf die einer Sekretärin, die in geheimer Mission in die Schweiz unterwegs ist. Beide Firmenchefs streiten sich um die attraktive junge Frau, die mit ihrer Zuwendung nicht geizt.
Eine verzwickte Geschichte ist es, in die Kommissar Häberle gerät – der sich doch eigentlich mit der Auflösung seines 16. Falls „Todesstollen“in den Ruhestand verabschiedet hatte. Dass er die Arbeit nicht lassen kann, sondern samt seinem Assistenten Linkohr wieder ermittelt, ist ein Glücksfall für alle Fans der regionalen Krimis des 1951 geborenen Geislingers Bomm, der kriminelle Energie, Spannung und die idyllische Szenerie der Schwäbischen Alblandschaft immer wieder miteinander verknüpft. Wenn der Leser die detailliert beschriebenen Orte kennt, ist das Lesegefühl ein anderes. Unheimliche Dinge passieren – unter anderem in einem Ulmer Parkhaus. Auf dem „Campus Galli“bei Sigmaringen, wo eine karolingische Klosterstadt restauriert wird, wird ein Mann erschlagen, der Familienvater Lorenz Moll.
Er bleibt nicht der einzige Tote – der Ulmer Kai Wurster vom Eselsberg haucht ebenfalls gewaltsam sein Leben aus, ausgerechnet bei einem Feldkreuz auf der Alb. Die Tatorte liegen weit voneinander entfernt, und trotzdem haben die Geschehnisse alle miteinander zu tun, auf die Häberle stößt. Spannend bleibt es bis fast zur letzten der 597 Seiten. (köd) O
„Traufgänger“von Manfred Bomms ist im Gmeiner Verlag erschie nen und kostet im Buchhandel 16 Euro.