Ein Tipp, nicht nur für Trump
Als dieser Roman im Herbst vergangenen Jahres in Amerika erschien, wurde er dem damaligen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump von den Literaturkritikern dringend ans Herz gelegt: „You should read this.“Sicher nicht geschehen. Das eigene Weltbild wird der Mann sich doch nicht durch die Lektüre von guten Romanen erschüttern lassen. Womit er sich im Debüt „Das geträumte Land“von Imbolo Mbue auseinandersetzen müsste: wie zermürbend und demütigend für Immigranten der Kampf mit den amerikanischen Ausländerbehörden ist, wie das Leben im Wartezustand sich anfühlt für die, die er gerne alle wieder außer Landes werfen würde. Mbue, gebürtig aus Kamerun, mit einer Million Dollar Vorschuss für diesen Roman bedacht, beschreibt mit großer Erzählkraft und Empathie, aber ohne jede Rührseligkeit ein solches Schicksal. Sie verwebt die Geschichte des Einwanderers Jende mit der des Investmentbankers Clark, lässt sie zum Zeitpunkt kurz vor der Finanzkrise 2008 einsetzen. Da wähnt sich Jende schon fast am Ziel seiner Träume, weil er den Job als Chauffeur ergattert hat, nun Frau und Kind ernähren kann; sein Boss Clark hingegen sieht längst das Unheil heranziehen – und zwar auch im Privaten. Imbolo Mbue verweigert sich den Klischees und der Trennung zwischen „good guy“und „bad guy“, zeigt amerikanische Träume, geträumt in Harlem wie an der Fifth Avenue, die schnöde zerplatzen. Ein Lesetipp! (stw) Aus dem Engli schen von Maria Hummitzsch, Kiepenheuer & Witsch, 432 Seiten, 22 Euro