Um 14.40 Uhr schlägt er zu
Blut, bewegungslose Körper, dröhnende Hubschrauber im Herzen der britischen Hauptstadt. Mehrere Attacken erschüttern die Metropole. Die Premierministerin wird in Sicherheit gebracht
Es sind Bilder des Schreckens, die am frühen Nachmittag über die sozialen Medien und Nachrichtensender aus London in die Welt gehen: Verletzte liegen blutend am Boden, Menschen rennen aus Todesangst in alle möglichen Richtungen, manche springen in Panik in die Themse, um sich in Sicherheit zu bringen. Im Hintergrund ragen ausgerechnet die größten Wahrzeichen der britischen Hauptstadt empor: der Westminster-Palast mit dem berühmten Glockenturm Big Ben.
Der Terror hat London gestern im Herzen getroffen und umso schockierter reagierte die Stadt. Mindestens vier Menschen wurden getötet, darunter auch der Attentäter und ein Polizist. Rund 20 sind laut Behörden verletzt worden. Einige hätten schreckliche Verletzungen erlitten, hieß es von einem der Ärzte. Die Sicherheitskräfte bestätigten, dass sie von einem Einzeltäter herrschte Chaos rund um das Regierungsviertel. Der Busverkehr war eingestellt, die U-Bahn-Station Westminster blieb gesperrt.
Die Abgeordneten waren über Stunden angehalten, im geschlossenen Unterhaus zu bleiben, bis es Entwarnung gab und sie durch einen Hinterausgang den Westminster-Palast verlassen konnten. Besuchergruppen eilten in Richtung nahe liegender U-Bahn-Stationen, darunter viele Deutsche. Eine Schulklasse aus der Nähe von Stuttgart war nur wenige Minuten zuvor über die Westminster-Brücke spaziert, nun meldeten sich am Telefon besorgte Eltern. Eine Frau, die sich während des Angriffs auf der Brücke befunden hatte, konnte nach mehr als einer Stunde mit schweren Verletzungen aus der Themse gezogen werden.
Nur kurze Zeit nach dem Angriff legte sich eine bedrückende Stille über die weiträumig abgesperrte Gegend um Westminster, lediglich durchbrochen vom Kreisen eines Hubschraubers in der Luft. Ist die Attacke vorbei? Die Frage trieb bis gestern Abend die Londoner, Abgeordneten und Touristen um. Die Polizei meinte noch am Abend, der Einsatz gehe weiter, bis sicher sei, dass die Gefahr gebannt ist. Hunderte Menschen harrten stundenlang in der Westminster Abbey ausgeharrt, sie waren in der Kirche in Sicherheit gebracht worden.
Das schottische Parlament unterbrach sofort seine Debatte über ein neues Unabhängigkeitsreferendum. Eigentlich wollten die Abgeordneten am Abend darüber abstimmen, ob sie Regierungschefin Nicola Sturgeon beauftragen, den Prozess für ein neues Referendum über die Unabhängigkeit Schottlands einzuleiten. Staats- und Regierungschefs aus aller Welt drückten ihr Mitgefühl für die Opfer aus. Angela Merkel sagte: „Im Kampf gegen jede Form von Terrorismus stehen wir fest und entschlossen an der Seite Großbritanniens.“Londons Bürgermeister Sadiq Khan wandte sich am Abend mit einer trotzigen Botschaft an die Öffentlichkeit, er sagte: „Londoner werden sich niemals von Terror einschüchtern lassen.“Auch die britische Premierministerin Theresa May betonte, die Menschen in Großbritannien würden dem Terror niemals nachgeben, das Leben werde wie gewohnt weitergehen. Den Anschlag verurteilte sie als „krank und verkommen“.