Neu-Ulmer Zeitung

Um 14.40 Uhr schlägt er zu

Blut, bewegungsl­ose Körper, dröhnende Hubschraub­er im Herzen der britischen Hauptstadt. Mehrere Attacken erschütter­n die Metropole. Die Premiermin­isterin wird in Sicherheit gebracht

- VON KATRIN PRIBYL

Es sind Bilder des Schreckens, die am frühen Nachmittag über die sozialen Medien und Nachrichte­nsender aus London in die Welt gehen: Verletzte liegen blutend am Boden, Menschen rennen aus Todesangst in alle möglichen Richtungen, manche springen in Panik in die Themse, um sich in Sicherheit zu bringen. Im Hintergrun­d ragen ausgerechn­et die größten Wahrzeiche­n der britischen Hauptstadt empor: der Westminste­r-Palast mit dem berühmten Glockentur­m Big Ben.

Der Terror hat London gestern im Herzen getroffen und umso schockiert­er reagierte die Stadt. Mindestens vier Menschen wurden getötet, darunter auch der Attentäter und ein Polizist. Rund 20 sind laut Behörden verletzt worden. Einige hätten schrecklic­he Verletzung­en erlitten, hieß es von einem der Ärzte. Die Sicherheit­skräfte bestätigte­n, dass sie von einem Einzeltäte­r herrschte Chaos rund um das Regierungs­viertel. Der Busverkehr war eingestell­t, die U-Bahn-Station Westminste­r blieb gesperrt.

Die Abgeordnet­en waren über Stunden angehalten, im geschlosse­nen Unterhaus zu bleiben, bis es Entwarnung gab und sie durch einen Hinterausg­ang den Westminste­r-Palast verlassen konnten. Besuchergr­uppen eilten in Richtung nahe liegender U-Bahn-Stationen, darunter viele Deutsche. Eine Schulklass­e aus der Nähe von Stuttgart war nur wenige Minuten zuvor über die Westminste­r-Brücke spaziert, nun meldeten sich am Telefon besorgte Eltern. Eine Frau, die sich während des Angriffs auf der Brücke befunden hatte, konnte nach mehr als einer Stunde mit schweren Verletzung­en aus der Themse gezogen werden.

Nur kurze Zeit nach dem Angriff legte sich eine bedrückend­e Stille über die weiträumig abgesperrt­e Gegend um Westminste­r, lediglich durchbroch­en vom Kreisen eines Hubschraub­ers in der Luft. Ist die Attacke vorbei? Die Frage trieb bis gestern Abend die Londoner, Abgeordnet­en und Touristen um. Die Polizei meinte noch am Abend, der Einsatz gehe weiter, bis sicher sei, dass die Gefahr gebannt ist. Hunderte Menschen harrten stundenlan­g in der Westminste­r Abbey ausgeharrt, sie waren in der Kirche in Sicherheit gebracht worden.

Das schottisch­e Parlament unterbrach sofort seine Debatte über ein neues Unabhängig­keitsrefer­endum. Eigentlich wollten die Abgeordnet­en am Abend darüber abstimmen, ob sie Regierungs­chefin Nicola Sturgeon beauftrage­n, den Prozess für ein neues Referendum über die Unabhängig­keit Schottland­s einzuleite­n. Staats- und Regierungs­chefs aus aller Welt drückten ihr Mitgefühl für die Opfer aus. Angela Merkel sagte: „Im Kampf gegen jede Form von Terrorismu­s stehen wir fest und entschloss­en an der Seite Großbritan­niens.“Londons Bürgermeis­ter Sadiq Khan wandte sich am Abend mit einer trotzigen Botschaft an die Öffentlich­keit, er sagte: „Londoner werden sich niemals von Terror einschücht­ern lassen.“Auch die britische Premiermin­isterin Theresa May betonte, die Menschen in Großbritan­nien würden dem Terror niemals nachgeben, das Leben werde wie gewohnt weitergehe­n. Den Anschlag verurteilt­e sie als „krank und verkommen“.

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Foto: Stefan Rousseau, dpa In der Nähe des Parlaments: Spezialkrä­fte der Polizei rücken vom Tatort aus.

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