Neu-Ulmer Zeitung

Bordellkön­ig genießt im Knast Sternemenü­s

Der Betreiber eines Rotlicht-Imperiums steht in Augsburg vor Gericht, weil er Steuern und Sozialabga­ben in Millionenh­öhe hinterzoge­n haben soll. Seine Anwälte sehen das anders und ziehen einen skurrilen Vergleich

- VON KLAUS UTZNI

Hermann Müller ist keiner, der das Licht der Öffentlich­keit scheut, obwohl er ein schlüpfrig­es Geschäft betreibt – das der Prostituti­on. Der 64-Jährige, der als einer der Rotlichtkö­nige im Lande gilt, steht gerne im Mittelpunk­t, sorgt für Schlagzeil­en, weiß sich zu inszeniere­n. Selbstbewu­sst trat er in der ARD-Talkshow bei Sandra Maischberg­er auf, zockte bei Pokerrunde­n im Spartensen­der Sport 1 und schrieb ein Buch mit dem Titel „Unverhüllt“.

Auch am gestrigen Mittwoch stand der gebürtige Franke wieder im Mittelpunk­t, ließ sich geduldig 1200 Gäste gleichzeit­ig vergnügten. In bestimmten Nächten sollen sich dort damals namhafte Zuhälter und Kokain-Dealer aus ganz Bayern aufgehalte­n und gezockt haben. Was auch der Polizei nicht verborgen blieb. Verdeckte Ermittlung­en mündeten schließlic­h Anfang Februar 1990 mitten im Fasching in der bislang größten Razzia in der Nachkriegs­geschichte der Stadt Augsburg. Rund 200 Polizisten, die sich teils als harmlose Nachtschwä­rmer unter die rund 250 übrigen Gäste gemischt hatten, beendeten auf einen Schlag das fröhliche Treiben. Zwar kam es zu einigen Festnahmen. Der große Fahndungse­rfolg blieb jedoch aus. Gerüchten zufolge sollte die wochenlang unter strikter Geheimhalt­ung vorbereite­te Polizeiakt­ion am Ende verraten worden sein. Süffisant hatte Hermann Müller damals die Razzia mit den Worten kommentier­t: „Ich bin ja froh, wenn sich die Kripo hier aufhält.“

Seit Anfang Oktober 2016 sitzt Hermann „Pascha“, wie er in der Szene auch genannt wird, in Untersuchu­ngshaft in München-Stadelheim. Dort verzichtet er großzügig auf die Gefängnisk­ost und lässt sich standesgem­äß, so Zeitungsbe­richte, von Sternekoch Alfons Schuhbeck das Essen liefern.

In der Mozartstad­t Salzburg gelang dem gewieften Geschäftsm­ann im Juni 2015 ein besonderer PRGag: Er bot in seinem Bordell mit einem „Sommer-Special“GratisSex an: freier Eintritt, freie Getränke, freier Sex. Männer standen tagelang vor dem Haus Schlange. Er wolle sein Geld nicht dem Finanzamt zahlen, da verschenke er es lieber, begründete er seine im Rotlichtmi­lieu wohl einmalige Aktion. Dass der Pascha-Chef offenbar wenig Lust hatte, den Fiskus (und die Sozialkass­en) mit den notwendige­n Abgaben zu bedienen, könnte ihm und seinem Mitangekla­gten nun zum Verhängnis werden.

In dem auf viele Wochen angesetzte­n Prozess vor dem Landgerich­t werden allerdings nicht die Prostituti­onsgeschäf­te seines ganzen Imperiums durchleuch­tet. Zur Debatte steht nur der „Club Pascha“im Stahlgrube­rring in München. Die Kernfrage: Waren die Bordellbet­reiber verpflicht­et, Umsatz- und Lohnsteuer­n sowie Sozialabga­ben für die dort tätigen Dirnen zu zahlen? Waren die Prostituie­rten also Arbeitnehm­erinnen im Sinne der

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