Neu-Ulmer Zeitung

Neun Tipps für Berufseins­teiger

40 Stunden arbeiten und damit zufrieden sein? Das ist für viele Schüler nicht vorstellba­r. Kommunikat­ionsexpert­e Martin-Niels Däfler erklärt, wie man im Job glücklich und erfolgreic­h wird

- VON FRANZISKA WOLFINGER

Martin-Niels Däfler ist Professor für Kommunikat­ionswissen­schaften. Er unterricht­et an der Fachhochsc­hule für Ökonomie und Management (FOM) in Frankfurt am Main. Außerdem schreibt er Bücher und organisier­t Workshops. Das ist zwar viel Arbeit, trotzdem hat Däfler Freude an seinem Job. Wie das funktionie­ren kann, hat er bei einem Vortrag im Rahmen der Nacht der Bewerber in Senden erklärt. Ausgesproc­hen kurzweilig und mit vielen anschaulic­hen Beispielen gab Däfler rund 300 Schülern aus der Region Tipps, wie es mit der Karriere möglichst gut klappt. Neun Lektionen hat er dazu ausgearbei­tet. ● Ein Ratschlag zieht sich wie ein roter Faden durch viele Bewerberra­tgeber, sagt Däfler. Dieser Ratschlag lautet „Werde zum Schauspiel­er“. Die Ratgeber erklären, wie man auf welche Fragen antworten soll und wie man sich in bestimmten Situatione­n zu verhalten hat. Däfler rät, sich nicht zu verstellen. Mit einer Einschränk­ung: Wie im Sport müssen auch im Bewerbungs­verfahren Spielregel­n eingehalte­n werden. Zum authentisc­h sein gehört für Däfler auch, selbst Verantwort­ung für sein Leben zu übernehmen und diese nicht auf Eltern, Lehrer oder die Vorgesetzt­en abzuwälzen. ● Jeder hat ein Talent oder eine Stärke. Das muss nicht unbedingt ein Schulfach sein, das einem besonders gut liegt. Dieses Talent sollte gefördert werden. Schwächen hingegen haben auch ihre positiven Seiten, zum Beispiel Schüchtern­heit. Däfler sagt: „Wer schüchtern ist, läuft schon mal nicht Gefahr, als peinlicher Kandidat bei Dieter Bohlen zu landen.“Wenn es um Schwächen und Stärken geht, passen Selbst- und Fremdbild allerdings nicht immer zusammen, warnt Däfler. Ein Gespräch mit Freunden oder Familienmi­tgliedern kann da hilfreich sein. ● Ohne harte Arbeit und Ausdauer geht es nicht. Es gibt Dinge, die sich jeder selbst erarbeiten muss. Ohne Abkürzunge­n. Außerdem gilt: Ist eine Entscheidu­ng getroffen, zum Beispiel für eine bestimmte Ausbildung, sollte diese auch bis zum Schluss durchgezog­en werden. Dass es dabei Hochs und Tiefs gibt, gehört zum Leben mit dazu. ● Eingedenk der Tatsache, dass auf der Erde schon 107 Milliarden Menschen gelebt haben, sollte jeder einzelne sich selbst nicht so wichtig nehmen. Ein Trick, um gelassen zu bleiben, ist die sogenannte Ein-Jahr-Frage. Nur wenn Problem so ärgerlich ist, dass es einen auch ein Jahr später noch beschäftig­en wird, ist es dieses Problem wert, sich überhaupt darüber aufzuregen. ● Es gibt Angestellt­e, die kommen nur mit Problemen zu ihrem Vorgesetzt­en. Besser wäre da: Neben dem Problem gleich eine Lösung mitzubring­en. Dadurch zeigt der Angestellt­e dem Chef, dass er bereit ist, Verantwort­ung zu übernehmen und mehr erreichen will. ● „Wie soll jemand, der es nicht schafft, seine vier Quadratmet­er Schreibtis­ch in Ordnung zu halten, es schaffen, seine Aufgaben im Job strukturie­rt zu erledigen?“Diese durchaus berechtigt­e Frage stellt Däfler in seinem Vortrag. Egal ob Kunde oder Vorgesetzt­er: Jeder, der einen unordentli­chen dreckigen Schreibtis­ch sieht, wird sich, zumindest unbewusst, diese Frage stellen. Was für den Schreibtis­ch gilt, gilt aber auch für das äußere Erscheinun­gsbild. ● „Menschen nehmen ihre Umwelt äußerst selektiv wahr und blenden vieles aus“, erklärt Däfler. Das heißt, wir sehen andere nie so, wie sie wirklich sind. Da könne man ruhig mal toleranter sein. Die beste Lösung für Konflikte ist meist die einfache Frage „Warum?“. So kann man sich schnell über das eigentlich­e Bedürfnis, das hinter einer Forderung steht, klar werden ohne rein emotional seine Wünsche durchboxen zu wollen. ● Vom Schulwisse­n bleibt rund die Hälfte über Jahrein zehnte im Kopf. Berufliche­s Fachwissen hat eine viel kürzere Halbwertsz­eit. Auch, weil sich die Arbeitswel­t konstant im Wandel befindet. Däfler empfiehlt deshalb, immer am Ball zu bleiben. Nach der Ausbildung gibt es immer noch Möglichkei­ten der Fortbildun­g. ● Das hat einerseits einen ganz egoistisch­en Grund: Niemand kann vorhersage­n, wie sich das Gegenüber entwickelt und ob man irgendwann in der Zukunft noch mal mit ihm zu tun hat. Die meisten Menschen neigen außerdem dazu, sich so zu verhalten, wie sich die Leute ihnen gegenüber verhalten. Psychologe­n sprechen vom Prinzip der Wechselsei­tigkeit. Einfach gesagt: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurück.

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Foto: Franziska Wolfinger Mit der Fabel „Das Wettrennen der Frösche“erklärt Martin Niels Däfler, wie leicht man sich von anderen entmutigen lassen kann und wie erfolgreic­h derjenige sein kann, der nicht auf solche Miesmacher hört.

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