Neun Tipps für Berufseinsteiger
40 Stunden arbeiten und damit zufrieden sein? Das ist für viele Schüler nicht vorstellbar. Kommunikationsexperte Martin-Niels Däfler erklärt, wie man im Job glücklich und erfolgreich wird
Martin-Niels Däfler ist Professor für Kommunikationswissenschaften. Er unterrichtet an der Fachhochschule für Ökonomie und Management (FOM) in Frankfurt am Main. Außerdem schreibt er Bücher und organisiert Workshops. Das ist zwar viel Arbeit, trotzdem hat Däfler Freude an seinem Job. Wie das funktionieren kann, hat er bei einem Vortrag im Rahmen der Nacht der Bewerber in Senden erklärt. Ausgesprochen kurzweilig und mit vielen anschaulichen Beispielen gab Däfler rund 300 Schülern aus der Region Tipps, wie es mit der Karriere möglichst gut klappt. Neun Lektionen hat er dazu ausgearbeitet. ● Ein Ratschlag zieht sich wie ein roter Faden durch viele Bewerberratgeber, sagt Däfler. Dieser Ratschlag lautet „Werde zum Schauspieler“. Die Ratgeber erklären, wie man auf welche Fragen antworten soll und wie man sich in bestimmten Situationen zu verhalten hat. Däfler rät, sich nicht zu verstellen. Mit einer Einschränkung: Wie im Sport müssen auch im Bewerbungsverfahren Spielregeln eingehalten werden. Zum authentisch sein gehört für Däfler auch, selbst Verantwortung für sein Leben zu übernehmen und diese nicht auf Eltern, Lehrer oder die Vorgesetzten abzuwälzen. ● Jeder hat ein Talent oder eine Stärke. Das muss nicht unbedingt ein Schulfach sein, das einem besonders gut liegt. Dieses Talent sollte gefördert werden. Schwächen hingegen haben auch ihre positiven Seiten, zum Beispiel Schüchternheit. Däfler sagt: „Wer schüchtern ist, läuft schon mal nicht Gefahr, als peinlicher Kandidat bei Dieter Bohlen zu landen.“Wenn es um Schwächen und Stärken geht, passen Selbst- und Fremdbild allerdings nicht immer zusammen, warnt Däfler. Ein Gespräch mit Freunden oder Familienmitgliedern kann da hilfreich sein. ● Ohne harte Arbeit und Ausdauer geht es nicht. Es gibt Dinge, die sich jeder selbst erarbeiten muss. Ohne Abkürzungen. Außerdem gilt: Ist eine Entscheidung getroffen, zum Beispiel für eine bestimmte Ausbildung, sollte diese auch bis zum Schluss durchgezogen werden. Dass es dabei Hochs und Tiefs gibt, gehört zum Leben mit dazu. ● Eingedenk der Tatsache, dass auf der Erde schon 107 Milliarden Menschen gelebt haben, sollte jeder einzelne sich selbst nicht so wichtig nehmen. Ein Trick, um gelassen zu bleiben, ist die sogenannte Ein-Jahr-Frage. Nur wenn Problem so ärgerlich ist, dass es einen auch ein Jahr später noch beschäftigen wird, ist es dieses Problem wert, sich überhaupt darüber aufzuregen. ● Es gibt Angestellte, die kommen nur mit Problemen zu ihrem Vorgesetzten. Besser wäre da: Neben dem Problem gleich eine Lösung mitzubringen. Dadurch zeigt der Angestellte dem Chef, dass er bereit ist, Verantwortung zu übernehmen und mehr erreichen will. ● „Wie soll jemand, der es nicht schafft, seine vier Quadratmeter Schreibtisch in Ordnung zu halten, es schaffen, seine Aufgaben im Job strukturiert zu erledigen?“Diese durchaus berechtigte Frage stellt Däfler in seinem Vortrag. Egal ob Kunde oder Vorgesetzter: Jeder, der einen unordentlichen dreckigen Schreibtisch sieht, wird sich, zumindest unbewusst, diese Frage stellen. Was für den Schreibtisch gilt, gilt aber auch für das äußere Erscheinungsbild. ● „Menschen nehmen ihre Umwelt äußerst selektiv wahr und blenden vieles aus“, erklärt Däfler. Das heißt, wir sehen andere nie so, wie sie wirklich sind. Da könne man ruhig mal toleranter sein. Die beste Lösung für Konflikte ist meist die einfache Frage „Warum?“. So kann man sich schnell über das eigentliche Bedürfnis, das hinter einer Forderung steht, klar werden ohne rein emotional seine Wünsche durchboxen zu wollen. ● Vom Schulwissen bleibt rund die Hälfte über Jahrein zehnte im Kopf. Berufliches Fachwissen hat eine viel kürzere Halbwertszeit. Auch, weil sich die Arbeitswelt konstant im Wandel befindet. Däfler empfiehlt deshalb, immer am Ball zu bleiben. Nach der Ausbildung gibt es immer noch Möglichkeiten der Fortbildung. ● Das hat einerseits einen ganz egoistischen Grund: Niemand kann vorhersagen, wie sich das Gegenüber entwickelt und ob man irgendwann in der Zukunft noch mal mit ihm zu tun hat. Die meisten Menschen neigen außerdem dazu, sich so zu verhalten, wie sich die Leute ihnen gegenüber verhalten. Psychologen sprechen vom Prinzip der Wechselseitigkeit. Einfach gesagt: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurück.