Auf der 100 Millionen Baustelle
Die Neubaustrecke von Ulm nach Wendlingen liegt voll im Zeitplan und hält dennoch den Projektleiter in Atem. Eine erste große Umstellung am Hauptbahnhof steht schon im Juni an
Die Brücke steht schon bereit: Noch in Planen gehüllt wird der stählerne Fachwerkbau auf den großen Moment vorbereitet, wenn er über den neuen Bahntrog geschoben wird. Denn im Juni wird die Eisenbahnstrecke nach Aalen auf dem Gelände des Ulmer Hauptbahnhofs verlegt, um mehr Platz für eine der größten Baustellen der Stadtgeschichte zu schaffen: den Umbau des Ulmer Bahnhofs. Der ist nötig, um die Münsterstadt an die Neubaustrecke in Richtung Stuttgart anzuschließen. 100 Millionen Euro werden allein in Ulm verbaut, sagt Projektleiter Stefan Kielbassa.
Bereits im November vergangenen Jahres wurde der 250 Millionen Euro teure Albabstiegstunnel zwischen dem nördlichen Portal bei Dornstadt und dem südlichen Portal in Ulm durchschlagen. Nun gehe es darum, den Trog weiter Richtung Ulmer Hauptbahnhof voranzutreiben. Vermutlich eine Woche im Juni dieses Jahres fahren wegen der Brenzbahnverlegung nur Busse in 50 Kilometer nördlich von Ulm gelegene Stadt Aalen. Der zweite große Einschnitt in den Bahnverkehr kommt, wenn die Strecke nach Stuttgart, die Filztalbahn, umgesetzt wird. Ende kommenden Jahres wird dann Ulm für ein bis zwei Wochen vom Fernverkehr komplett abgeschnitten. Sämtliche Züge aus Berlin oder Dortmund werden dann über Günzburg umgeleitet.
„Wir sind im Zeitplan“, sagt Kielbassa. Ende 2021 werde der Personen- und Güterverkehr auf der Strecke Richtung Stuttgart im kommerziellen Betrieb laufen. Der Ingenieur ist seit 2009 mit dem Projekt befasst und koordiniert sämtliche Arbeiten der Neubaustrecke zwischen Hohenstadt und dem Ulmer Hauptbahnhof. Ende 2018 wird seine Mannschaft fertig sein. Dann sind sämtliche Tunnel, Brücken, Dämme und Entwässerungsanlagen gebaut und die Strecke ist komplett abgedichtet, um das Grundwasser bei etwaigen Unfällen zu schützen.
Danach übernimmt ein anderes Team, um die „eisenbahntechnische Ausrüstung“anzubringen. Das be- inhaltet etwa die Stromversorgung, das künftige europaweit standardisierte Zugbeeinflussungssystem und Signale. Eisenbahnschwellen gehören nicht dazu: Die Schienen werden auf einer durchgehenden Betonplatte montiert. Als ungewöhnlich bezeichnet Kielbassa, dass mit dem Bau der Straßenbahnbrücke zwei Großbaustellen „übereinandergelegt“wurden. Doch durch penible Planung der Abläufe funktioniere das bisher einwandfrei. Ebenso kompliziert sei die Koordination der Bauarbeiten der Zugstrecke mit der Autobahnbaustelle auf der Alb.
2021 wird Ulm an das europäische Hochgeschwindigkeitsnetz angeschlossen sein. Aber Fahrgäste steigen am alten Bahnhof aus. „Es gibt noch nicht einmal eine Planung für das Gebäude“, sagt Kielbassa. Möglich sei auch, dass die Stadt Ulm das Empfangsgebäude kauft und in eigener Regie saniert. Ziel der Bahn sei es, den Fußgängertunnel, der schon 2016 zum Einkaufsquartier Sedelhöfe führt, bis zur Schillerstraße auf die andere Seite der Gleise zu verlängern. Die barrierefreie Erdie schließung der Gleise soll Ende des Jahres über Lifte am Bahnhofssteg begonnen werden. In Stuttgart hat Kielbassa sein Büro, doch nach Ulm komme er gerne. Nicht zuletzt, weil die ganze Bevölkerung hinter dem „Jahrhundertprojekt“zu stehen scheine. In der Landeshauptstadt sei das durch die Diskussion um Kopfoder Durchgangsbahnhof anders.
Selbst bei den Sprengungen für den Albabstiegstunnel hätten sich die Beschwerden von Ulm bis Dornstadt
20 000 Euro kostet der Moderator: Roboter Pepper hat eine strahlend weiße Plastikhülle und ist etwa so groß wie ein achtjähriges Kind mit ähnlich hoher Stimme. Seine LEDs in den Augen blinken, als er den 18. Ulmer Unternehmertag eröffnet. „Herr Raguse, jetzt sind Sie dran“, sagt die Computerstimme forsch. Und der Organisator der Veranstaltung des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMV) betritt die Bühne. „Alles digital, oder was!?“, hat sich Karl– Heinz Raguse, der Leiter der Geschäftsstelle Ulm/Neu-Ulm des BVMV, als Motto ausgesucht, um gleich eine Einschränkung vorzunehmen. „Beziehungen lassen sich nicht auf null und eins reduzieren.“Deswegen sei ein realer Treff wie der Unternehmertag in der Donauhalle in Ulm so wichtig. In einer Stadt, die Thomas Strobl, der stellvertretende Ministerpräsident von Baden-Württemberg, in seiner Rede als einen „Leuchtturm“in Sachen Digitalisierung bezeichnete. Im Rathaus sei begriffen worden, dass die industrielle Revolution verglichen mit den Veränderungen durch die Digitalisierung eine Schnecke sei. Die Bereitstellung der Infrastruktur dafür wie Glasfaserkabel sei eine kommunale Aufgabe. Ulm sei hier auf dem richtigen Weg. „Wir brauchen schnelles Internet bis hin zum letzten Aussiedlerhof.“
Um Themen wie „Roboter – mein neuer Arbeitskollege“ging es in zahlreichen Vorträgen. An den Messeständen wurde allerdings auch klar, dass die Digitalisierung nicht in alle Lebensbereiche vordringt: Der Ulmer Surf-Shop 58 bewirbt Paddelkurse („Stand up Paddling“) und Ralph Heber aus Neu-Ulm TaiChi-Kurse. Denn das Körpergefühl komme heutzutage zu kurz. (heo)