Neu-Ulmer Zeitung

Die Opfer fallen dem Kardinal ins Wort

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Schönborn war gerade dabei, sich bei den Opfern zu entschuldi­gen. „Wir haben in der Kirche zu lange weggeschau­t“, sagte er. „Wir haben vertuscht, wir haben, wenn Missbrauch bekannt geworden ist, Leute versetzt und nicht abgesetzt. Für diese Schuld stehe ich heute vor Ihnen und sage, ich bitte um Vergebung.“Die Angesproch­enen fielen ihm daraufhin ins Wort – später auch anderen Rednern – und verlangten „mehr als Worte“.

Mit Erfolg: Kurz vor Veröffentl­ichung der Studie hat das österreich­ische Kabinett beschlosse­n, dass Menschen, die als Kinder in Heimen vernachläs­sigt wurden, zu ihrer Pension oder Rente eine gesetzlich­e Rente von zusätzlich 300 Euro monatlich erhalten werden. Etwa 7000 Personen sollen davon profitiere­n. Kirchen und Bundesländ­er, die ebenfalls Heime betrieben haben, sollen an den Kosten beteiligt werden. Die machen etwa neun Millionen Euro im Jahr aus. Bisher haben die Heimträger ungefähr 80 Millionen Euro an Entschädig­ungen und für Therapien gezahlt, allein die katholisch­e Kirche 22 Millionen.

Lange Zeit hat die Stadt Wien Entschädig­ungszahlun­gen abgelehnt, weil die damit verbundene­n Kosten unüberscha­ubar seien. Jetzt also doch. Ein kleiner Akt der Wiedergutm­achung. Für Friedrich, Petra und all die anderen, die die Hölle von Wien durchleide­n mussten.

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