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Die Notaufnahmen in den Krankenhäusern gelten als chronisch unterfinanziert. Auch weil zu viele Patienten mit Bagatellen kommen. Jetzt soll ausgesiebt werden
Viele Notaufnahmen in Krankenhäusern sind überfüllt. Abhilfe soll nun eine neue Regelung schaffen: Ab dem 1. April gilt eine sogenannte Abklärungspauschale. Ärzte in den Notaufnahmen sollen zunächst kurz abchecken, ob der Patient überhaupt eine Notfallbehandlung braucht oder ambulante Hilfe reicht. Doch die neue Regelung stößt auf viel Kritik.
Sitzt ein Patient in der Notaufnahme, so ist nur eine kurze Abklärung aber zu wenig. Davon ist Dr. Max Kaplan überzeugt. Der Präsident der Bayerischen Landesärztekammer hält daher von der Abklärungspauschale, die zusammen mit einer Erschwerniszulage den Krankenhäusern bezahlt wird, gar nichts. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) will mit der Regelung die Notaufnahmen entlasten. Vorstandsvorsitzender Andreas Gassen hofft, wie auf der Internetseite steht, dass die Ärzte dadurch mehr Zeit für „echte“Notfälle bekommen.
Bundesweite Abrechnungsdaten und Studien haben nach Angaben der KBV ergeben, dass zehn Prozent der Patienten, die eine Notaufnahme aufsuchen, keine dringliche Diagnostik und Therapie benötigen. Daher habe die Deutsche Krankenhausgesellschaft die Einführung einer Abklärungspauschale vorgeschlagen. Dafür wird tagsüber eine Pauschale pro Patient von 4,74 Euro bezahlt – in der Nacht und am Wochenende 8,42 Euro. Hinzu kommt nach Angaben von ÄrztekammerPräsident Kaplan noch eine Erschwerniszulage von 13,50 Euro am Tag und 21 Euro in der Nacht. Die Erschwerniszulage werde aber nur für Patienten bezahlt, die zum ersten Mal überhaupt in diese Klinik gekommen sind. Die Pauschalen hält Kaplan „für mehr als dürftig“. Als Hausarzt im Unterallgäu mit über 30 Jahren Erfahrung widerstrebt ihm der Vorschlag, Patienten, die in die Notaufnahme kommen, nur mal schnell zu checken.
„Ich muss als Arzt die Beschwerden jedes Patienten ernst nehmen. Ich muss seine Beschwerden abklären, und dazu gehört eine Diagnostik, die mindestens zehn bis 20 Minuten dauert“, sagt Kaplan. Daher hält er von der neuen Regelung nichts. Er schlägt einen besseren Weg vor: Die Bereitschaftspraxen an Krankenhäusern, die auch Notfallambulanzen genannt werden, auszubauen. Sie sollen seiner Meinung nach die erste Anlaufstelle für alle Patienten sein, die noch zu Fuß zum Arzt kommen können. „Bis Ende 2018 will die Kassenärztliche Vereinigung eine flächendeckende Versorgung in Bayern aufbauen“, sagt Kaplan. Das wären dann insgesamt 110 KVB-Bereitschaftspraxen. Dort haben die Kollegen die Aufgabe, abzuklären, ob der Patient ambulant oder stationär versorgt werden muss. „Bei etwa 90 Prozent der Patienten reicht eine ambulante Versorgung aus“, weiß Kaplan.
Eine gewisse Erleichterung bringen nach Ansicht von Dr. Helmut Probst Bereitschaftspraxen tatsächlich. Von der Abklärungspauschale hält der Internist an den Wertachkliniken in Bobingen und Schwabmünchen (Landkreis Augsburg), der auch in der dortigen Notaufnahme arbeitet, dagegen nichts. Denn auch er sagt: Der Arzt in der Notaufnahme müsse doch erst einmal jeden Patienten untersuchen und die Ursachen für die Beschwerden abklären. Natürlich kommen auch Patienten, die beim ambulanten Notdienst des jeweiligen Facharztes gut aufgehoben wären. Aber viele Patienten seien zu wenig informiert über diese Notdienste. Hier wünscht er sich Verbesserungen.
Auch Siegfried Hasenbein, der Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG), hält den Ausbau der KVB-Praxen für sinnvoll. Schon jetzt seien es über 70. Allerdings würden die Praxen den Notaufnahmen nur wenig helfen. Denn viele sind nach seiner Einschätzung chronisch unterbesetzt. „Diese Dienste sind bei den Ärzten oft nicht so populär.“Auch sei es wenig hilfreich, wenn in der