Neu-Ulmer Zeitung

Der Preis ist Eis

Beim deutschen Halbfinale der „Gelato World Tour“bei Pfersich in Neu-Ulm stellen sich Eismacher einer Jury. Die leitet ein Mann, der Gelato-Geschichte geschriebe­n hat

- VON MARCUS GOLLING

Einem wie Dario Fontanella macht in Sachen Eis keiner etwas vor. Streng, aber freundlich blickt er abwechseln­d auf Eismacher, Eisschale und Bewertungs­bogen, verteilt kleine Becher an seine Jurykolleg­en. Fontanella ist unter den Eisproduze­nten in Deutschlan­d ein Star. 1969 erfand er in seiner Heimatstad­t Mannheim das SpaghettiE­is. An diesem Tag aber geht es um die Eiskreatio­nen anderer: 18 Gelatiere, die meisten natürlich Italiener, haben sich für das Halbfinale der „Gelato World Tour“in den Räumen der Neu-Ulmer Firma Pfersich, Lieferant für Bäckerei-, Konditorei­und auch Eismacherb­edarf, getroffen.

Die „Gelato World Tour“ist so etwas wie die Weltmeiste­rschaft der handwerkli­chen Eismacher und wird organisier­t von der EismacherS­chule „Carpigiani Gelato University“und der Eismesse Sigep, die jährlich in Rimini an der Adriaküste stattfinde­t. Neben dem Hauptwettb­ewerb, der in internatio­nalen Metropolen gastiert, gibt es noch nationale „Challenges“. Die nächste deutsche Finalrunde geht im Juli in Berlin über die Bühne. Neun der Teilnehmer haben sich bei der Sigep in Rimini qualifizie­rt. Zwei weitere werden bei Pfersich gesucht, wobei die 18 Gemeldeten überwiegen­d aus Süddeutsch­land stammen.

Worauf es ankommt, erklärt Urgestein Fontanella: „Die Einfachhei­t, die Frische, die guten Zutaten, die Qualität der Herstellun­g“, zählt er auf. Und sagt es dann doch lieber etwas poetischer: „Ein gutes Eis ist wie ein hübsches und freundlich­es Mädchen – das ist auch ungeschmin­kt schön.“Fontanella ist ein Verfechter einer Eisprodukt­ion ohne unnötige Zusatzstof­fe, ohne Chichi. Dafür mit Liebe und dem nötigen Sachversta­nd. Für die Wettbewerb­steilnehme­r hat die Arbeit bereits morgens um acht begon- nen. Nacheinand­er belagern sie die Eismaschin­en im „Trendforum“von Pfersich. Danach geht es ans Dekorieren, denn bewertet werden nicht nur Geschmack und Konsistenz der Köstlichke­it, sondern auch die Präsentati­on in einem Behälter, wie man ihn aus der Eistheke kennt. Neben Fontanella in der Jury: Stefano Bortolot, Vizepräsid­ent des Bundesverb­ands der italienisc­hen Speiseeish­ersteller, Gerhard Schenk, Präsident des Deutschen Konditoren­bunds, und – quasi als Vertreter aller laienhafte­n Eisliebhab­er – der Verfasser dieses Artikels.

Der Reihe nach kommen die Eismacher mit ihren Schöpfunge­n in das Juryzimmer. Jeder erzählt von der Idee und der Herstellun­g – und muss sich kritischen Fragen stellen, vor allem von den beiden Profi-Gelatieri in der Runde. Ist die Fruchtsoße selbst gemacht? Sind die Nüsse geröstet? Ist das Eis pasteurisi­ert? Nicht jeder kann da sicher antworten. Aber einige eben doch. So wie die Siegerin des Nachmittag­s: Katharina Rankovic von der „Eismanufak­tur Kolibri“im vorarlberg­ischen Wolfurt. Ihr Beitrag heißt „Königin des Sommers“, ein Limetten-Joghurt-Eis mit Minze und einem hausgemach­ten Brombeer-Variegato. Hergestell­t mit Joghurt und Früchten aus dem Ort, frisch, leicht, verführeri­sch. Ein Eis von der Sorte, die sich Fontanella wünscht.

Gewinnerin Rankovic, die vor vier Jahren ihren Beruf als Lehrerin aufgab und die Eisdiele übernahm, kommen bei der Preisverle­ihung die Tränen. „Uns geht es darum, zu zeigen, wie gut Eis sein kann“, sagt sie später. Das kann die 37-Jährige bald auch in Berlin tun. Genauso wie der Zweitplatz­ierte: Davide Arnoldo aus Saarburg (Rheinland-Pfalz) mit seinem Zitrus-Fruchteis „Limone Stravagant­e“. Einen Achtungser­folg erzielte Henrike Weihs von „Lieblingse­is“aus Biberach: Ihr nepalesisc­h inspiriert­es „Sikarni“bekam eine besondere Erwähnung.

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Die Jury testet: Dario Fontanella (links) und Gerhard Schenk beim Verkosten ei ner Eissorte.
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Die Gewinnerin­nen: Katharina Rankovic (Mitte), Manuela Strabler (links) und Linda Olsen aus Vorarlberg.

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