Land ohne Läden
Kein Bäcker. Kein Metzger. Kein Lebensmittelgeschäft. In vielen kleinen Dörfern gibt es nichts mehr. Wer hier einkaufen will, muss schon auf das Semmelauto warten. Eine Geschichte über einsame Orte, ein Stück Lebensqualität und den seltsamen Reiz der Gewe
Der Blick durch die Fenster des kleinen, unscheinbaren Häuschens ist ein Blick in die Vergangenheit. Durch die matten Scheiben, in denen sich der blaue Frühlingshimmel spiegelt, sieht man in einen kahlen Raum. Eine schmale Theke und ein paar hellgelbe Wandfliesen – mehr ist nicht geblieben. Früher war hier eine Metzgerei, türmten sich Würste und Koteletts in den Auslagen, die nun einsam vor sich hinglänzen. „Bei uns in Nassenbeuren hat alles zugemacht“, sagt Antonie Bitzer.
Die Rentnerin steht vor der ehemaligen Metzgerei, von deren Holzfenstern die weiße Farbe abblättert. Ihre Wangen sind von der kühlen Morgenluft sanft gerötet. Auf ihren kurzen Haaren tanzen die Sonnenstrahlen. Antonie Bitzer geht weiter, einen kleinen Hügel hinauf. Eine Katze döst faul in der Sonne, die Kirchturmglocken schlagen neun, ein Bauer mit Zipfelmütze fährt mit seinem Traktor vorbei. Landidylle.
Vor einem zweigeschossigen Haus gegenüber der Kirche bleibt Antonie Bitzer stehen. Die Rollläden sind heruntergelassen, die Schaufenster leer. „Da war mal ein an der Hochschule Bonn-RheinSieg auf Handelsbetriebslehre spezialisiert hat, sieht das anders. „Drei Viertel der Menschen würden sagen, dass es schade ist, dass es keine Tante-Emma-Läden mehr gibt. Aber drei Viertel sagen auch, dass sie dort nie eingekauft haben.“Der Wunsch nach kleinen Dorfläden sei oft die Suche nach einer Bindung, man klammere sich an Heile-WeltSymbole. Tatsächlich aber kaufen die meisten Leute dann doch lieber in großen Supermärkten in Gewerbegebieten, mit tausenden Produkten, und breiten, ausgeleuchteten Gängen. Wo es nicht nur hunderte kostenlose Parkplätze gibt, sondern auch noch einen Discounter, einen Drogeriemarkt und einen Fastfoodladen. Fachmarkt-Agglomeration nennt sich so etwas – und das sei derzeit das Non-Plus-Ultra des ländlichen Einzelhandels, sagt Roeb. Für die Kunden, aber auch für die Händler. Konkurrenz belebe schließlich das Geschäft – wer sich eine Gesichtsmaske im Drogeriemarkt kauft, gehe dann vielleicht noch zum Discounter oder einen Happen essen.
Auch mit dem Sterben der Bäckereien hat sich der Handelsexperte beschäftigt. Seiner Ansicht nach gibt