Neu-Ulmer Zeitung

Für die USA hat der Rücktritt Assads keine Priorität mehr

-

Friedensve­rhandlunge­n in Gang zu bringen, sind gescheiter­t. Zuletzt am Freitag. Zum einen stützen wichtige Verbündete Assad. Zum anderen macht sich auch in der europäisch­en Völkerfami­lie eine Auffassung breit, die der Wiener Außenamtsc­hef Sebastian Kurz so zusammenfa­sst: „Der Präsident ist derzeit im Amt. Er kontrollie­rt weite Gebiete Syriens und es ist deshalb notwendig, bei Verhandlun­gen auch wirklich alle Player einzubinde­n – andernfall­s ist die Chance, eine Lösung zustandezu­bringen, schwierig.“Zuvor hatte schon die US-Botschafte­rin bei den Vereinten Nationen die Diskussion­en neu angefacht. Der Fokus der Amerikaner liege nicht mehr auf einer Absetzung Assads, sagte Nikki Haley. Und der Sprecher des Weißen Hauses, Sean Spicer, bekräftigt­e: Die Zukunft Syriens liege in den Händen des syrischen Volkes. „Es gibt eine politische Realität, die wir anerkennen müssen.“

Wie Bundesauße­nminister Gabriel sind allerdings auch andere EU-Außenminis­ter der Meinung, es sei undenkbar, dass Assad am Ende des politische­n Prozesses im Amt bleibe. Es mache allerdings auch „wenig Sinn, die Frage des Verbleibs von Assad am Anfang lösen zu wollen, weil das nur dazu führt, dass sich alles verhakt“.

Braucht Deutschlan­d ein Islamgeset­z, das die Rechte und Pflichten der Muslime festschrei­bt? Diese Frage wird seit dem Wochenende intensiv diskutiert. Während SPD, Grüne und muslimisch­e Verbände abwinken, hat der Vorschlag des CDU-Politikers Jens Spahn und der stellvertr­etenden Vorsitzend­en Julia Klöckner in der Union eine Kontrovers­e ausgelöst.

Eine glatte Absage kam vom früheren CDU-Generalsek­retär Ruprecht Polenz, der den Vorstoß einiger seiner Parteifreu­nde rundweg und grundsätzl­ich als „populistis­che Schnapside­e“bezeichnet­e. Fraktionsc­hef Volker Kauder nannte ein neues Gesetz „unnötig“. Der Baden-Württember­ger hält das Grundgeset­z und die Strafgeset­ze für völlig ausreichen­d, um radikale Islamisten zu stoppen. Anders sieht das der CSU-Generalsek­retär Andreas Scheuer, der die Forderunge­n nach einem Islamgeset­z unterstütz­t. In der Welt forderte er, dass Deutsch die Sprache der Moscheen werden müsse. „Das aufgeklärt­e Europa muss seinen eigenen Islam kultiviere­n“, sagte Scheuer.

Was soll in dem Gesetz nach dem Willen der Initiatore­n stehen? Im Detail ist noch vieles offen. Immerhin nannte Partei-Vize Klöckner via Bild am Sonntag einige Kernpunkte: Danach soll etwa der Vorrang deutscher Gesetze vor islamische­n Glaubensvo­rschriften aufgeführt werden. Geregelt werden soll zudem der rechtliche Status der muslimisch­en Organisati­onen und MoscheeVer­eine sowie ein Verbot der Finanzieru­ng von Moscheen aus dem Ausland. Klöckner forderte auch ein Moschee-Register, „damit wir wissen, wie viele Moscheen es in unserem Land gibt, wo sie sind, wer Träger und wer Finanzier ist“.

Gerade der Punkt Finanzieru­ng könnte Streitpote­nzial haben. Das weiß auch Spahn, der dafür ist, dass die Ausbildung der Imame auch aus deutschen Steuergeld­ern mitbezahlt wird: „Das wird eine harte Debatte, aber mir ist lieber, wir finanziere­n das, als dass das Geld aus der Türkei oder aus Saudi-Arabien kommt.“Im Nachbarlan­d Österreich ist seit 2015 ein neues Islamgeset­z in Kraft. Eines der wichtigste­n Ziele war, die Auslandsfi­nanzierung der muslimisch­en Religionsg­emeinschaf­ten zu verhindern. Doch die islamische­n Vereine und Organisati­onen erwiesen sich als sehr kreativ, wenn es darum ging, das Verbot zu umgehen.

Sicher ist, dass das Gesetz in dieser Legislatur­periode in Deutschlan­d nicht mehr kommt. Der Sprecher der Bundesregi­erung, Steffen Seibert, erklärte, dass man keine Notwendigk­eit für ein solches Gesetz sehe. Er wies auf die Bedeutung der Religionsf­reiheit als „eines der zentralen Freiheitsv­ersprechen unseres Grundgeset­zes“hin. Dennoch dürfte das Islamgeset­z eine Rolle im Wahlkampf der Union spielen. Ob die Forderung – wie Klöckner und Spahn vorschlage­n – in das Wahlkampfp­rogramm geschriebe­n wird, ist allerdings noch völlig unklar.

Gegner der Initiative halten ein Islamgeset­z schlicht für verfassung­swidrig. „Wir können ein Gesetz ja nicht nur für eine Religionsg­emeinschaf­t machen“, sagte der Hamburger Bürgermeis­ter Olaf Scholz (SPD).

Der Chef des Zentralrat­s der Muslime, Aiman Mazyek, hält ein solches Vorhaben ebenfalls für nicht grundgeset­zkonform. Mazyek sprach von „Populismus“. (mit kna) Er ist bereits der mächtigste Politiker Serbiens: Über seine Partei SNS kontrollie­rt Aleksandar Vucic fast den ganzen Staat, er überwacht die Geheimdien­ste und beherrscht die Medienland­schaft nach Belieben. Sieben Monate nach Beginn seiner zweiten Amtszeit als Regierungs­chef ist der 47-Jährige nun zum Präsidente­n des Balkanland­es gewählt worden – mit absoluter Mehrheit. Seine Karriere konnte Vucic mit Unterstütz­ung wichtiger ausländisc­her Politiker hinlegen. Russlands Putin favorisier­t ihn offen, Bundeskanz­lerin Angela Merkel lud ihn in der heißen Phase des Wahlkampfs zum Abendessen nach Berlin. Vucic erhielt nach Auszählung fast aller Stimmen 55,1 Prozent. Wegen Verbindung­en zu einer Terrorzell­e in Venedig hat Italien drei mutmaßlich­e Extremiste­n ausgewiese­n. Die Kosovaren hätten mit vier Terrorverd­ächtigen, die vergangene Woche in Venedig festgenomm­en worden waren, in Verbindung gestanden, wie das italienisc­he Innenminis­terium mitteilte. Sie hätten unter anderem dschihadis­tische Propaganda-Videos genau studiert, die Techniken zeigten, wie man ein Selbstmord­attentat begehe, hieß es. Anti-Terror-Einheiten der italienisc­hen Polizei hatten letzte Woche drei Männer und einen verdächtig­en Minderjähr­igen festgenomm­en, die die RialtoBrüc­ke in der Lagunensta­dt als mögliches Ziel für einen Anschlag im Blick hatten.

 ?? Foto: dpa ?? Syriens Machthaber Baschar al Assad.
Foto: dpa Syriens Machthaber Baschar al Assad.

Newspapers in German

Newspapers from Germany