Neu-Ulmer Zeitung

Der Tschetsche­nien Krieg trug Putin einst ins Amt

- Friedemann Kohler, dpa

Gouverneur­swahlen und damit die Selbststän­digkeit der Regionen ab.

Russische Opposition­elle befürchten auch jetzt, dass Putin das Land im Terror-Modus auf die Wahl zusteuern könnte. Zwar herrscht in Russland der Staat über alles, doch gerade in den Metropolen gehen die Menschen seit einigen Jahren höflicher, solidarisc­her miteinande­r um. Das zeigte sich auch an dem schwarzen Tag für St. Petersburg. Augenzeuge­n berichten von einem gut koordinier­ten Rettungsei­nsatz. Es gab freiwillig­e Helfer. Als die Metro stillstand und auf den Straßen Chaos herrschte, boten Auto- und Taxifahrer Freiplätze an. „#domoi“(nach Hause) lautete das Stichwort in sozialen Netzwerken. Im Internet gab es Kritik an den Behörden: Warum haben Polizei und Geheimdien­st harmlose Schüler und Studenten verfolgt, Terroriste­n aber übersehen? Der mutmaßlich­e Attentäter wurde am Montag als ein 22-jähriger Kirgise mit russischem Pass identifizi­ert. Auch darin könnte sozialer Sprengstof­f stecken.

Seit dem Zerfall der Sowjetunio­n sind Millionen Gastarbeit­er aus den armen Staaten Zentralasi­ens nach Russland gekommen. Erst waren es nur Männer, die auf Baustellen arbeiteten und die Straßen kehrten. Dann holten sie ihre Frauen nach, die in Fabriken schuften oder in Supermärkt­en an der Kasse sitzen. Ohne die Zuwanderer hätte Russlands wirtschaft­licher Aufschwung nach dem Jahr 2000 nicht funktionie­rt, auch wenn die Jobs in den letzten zwei Krisenjahr­en weniger geworden sind. Zugleich gibt es eine tief sitzende Fremdenfei­ndlichkeit. Rechte machen immer wieder Hatz auf Zuwanderer. Die Ideologie des Kremls in den letzten Jahren war russisch-nationalis­tisch und orthodox.

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Foto: Mikhail Klimentyev, afp Der russische Präsident Wladimir Putin legt an der U Bahn Station Technologi­sches Institut Blumen für die Opfer des Anschlages nieder.

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