Der Tschetschenien Krieg trug Putin einst ins Amt
Gouverneurswahlen und damit die Selbstständigkeit der Regionen ab.
Russische Oppositionelle befürchten auch jetzt, dass Putin das Land im Terror-Modus auf die Wahl zusteuern könnte. Zwar herrscht in Russland der Staat über alles, doch gerade in den Metropolen gehen die Menschen seit einigen Jahren höflicher, solidarischer miteinander um. Das zeigte sich auch an dem schwarzen Tag für St. Petersburg. Augenzeugen berichten von einem gut koordinierten Rettungseinsatz. Es gab freiwillige Helfer. Als die Metro stillstand und auf den Straßen Chaos herrschte, boten Auto- und Taxifahrer Freiplätze an. „#domoi“(nach Hause) lautete das Stichwort in sozialen Netzwerken. Im Internet gab es Kritik an den Behörden: Warum haben Polizei und Geheimdienst harmlose Schüler und Studenten verfolgt, Terroristen aber übersehen? Der mutmaßliche Attentäter wurde am Montag als ein 22-jähriger Kirgise mit russischem Pass identifiziert. Auch darin könnte sozialer Sprengstoff stecken.
Seit dem Zerfall der Sowjetunion sind Millionen Gastarbeiter aus den armen Staaten Zentralasiens nach Russland gekommen. Erst waren es nur Männer, die auf Baustellen arbeiteten und die Straßen kehrten. Dann holten sie ihre Frauen nach, die in Fabriken schuften oder in Supermärkten an der Kasse sitzen. Ohne die Zuwanderer hätte Russlands wirtschaftlicher Aufschwung nach dem Jahr 2000 nicht funktioniert, auch wenn die Jobs in den letzten zwei Krisenjahren weniger geworden sind. Zugleich gibt es eine tief sitzende Fremdenfeindlichkeit. Rechte machen immer wieder Hatz auf Zuwanderer. Die Ideologie des Kremls in den letzten Jahren war russisch-nationalistisch und orthodox.