Neu-Ulmer Zeitung

Wie ein Verein sich auflöst

Die Immergrün-Schützen räumen ihre Heimstätte aus. Was aus dem Haus wird, ist unklar. Ab Juni gehört es der Stadt

- VON ANGELA HÄUSLER

250 Pokale, 150 Schützensc­heiben, 10 Schießbahn­en, allerlei Urkunden und alte Gewehre – reichlich Habseligke­iten hat der Sendener Schützenve­rein Immergrün in seinem Heim angesammel­t. Jetzt wird das Eigentum veräußert – der Verein wird derzeit aufgelöst.

Das sei für Immergrün der einzig gangbare Weg gewesen, erklärt stellvertr­etender Schützenme­ister Xaver Merk, als einer von zwei Liquidator­en zuständig für die Formalität­en, die jetzt noch abzuwickel­n sind. Denn der Verein konnte seine finanziell­en Verpflicht­ungen nicht mehr erfüllen, im vergangene­n Dezember beschlosse­n die Mitglieder schweren Herzens, ihn aufzulösen.

Schade sei es – nicht nur um den Verein mit seiner mehr als 100-jährigen Geschichte, sondern auch ums erst 20 Jahre alte Schützenhe­im samt Gaststätte und Kegelbahn, findet Merk.

In das geräumige Haus im Gewerbegeb­iet St.-Florian-Straße haben er und Schützenme­ister Manfred Mückstein jetzt andere Schützenve­reine der Umgebung eingeladen: Am Donnerstag und Freitagabe­nd können sie die Einrichtun­g des Heims in Augenschei­n nehmen und die gebrauchte­n Utensilien kaufen. Ihre persönlich­en Gegenständ­e haben die Mitglieder schon abgeholt. Noch vorhandene Schützenke­tten, Vereinsfah­nen und wichtige Dokumente sollen dem Stadtarchi­v zugehen.

Viele ehemals aktive ImmergrünS­chützen bedauern die Entwicklun­g sehr, weiß Merk, gerade jetzt, wo sich die Zeichen des Vereinsleb­ens nach und nach verabschie­den. „Wir werden das Heim diese Woche leer räumen“, sagt er.

Die Einrichtun­g der Gaststätte allerdings bleibt im Haus, sie geht gemeinsam mit der Immobilie an die Stadt. Stichtag für den Besitzerwe­chsel ist der 1. Juni. Ab diesem Datum hat Senden eine neue Liegenscha­ft zu verwalten – inklusive der Schulden, die noch aus dem Bau des Hauses offen sind. Diese haben schließlic­h, gemeinsam mit dem Wegbrechen der Lokalpacht, zum finanziell­en Ruin des Vereins geführt. Denn ohne Pächter fehlten die Einnahmen, um laufende Kosten und Kredite zu bedienen. „Trotz aller Bemühungen haben wir keinen adäquaten Wirt gefunden“, fasst Merk zusammen.

Drei Wochen ist es nun her, dass sich Vertreter von Verein, Bank und Kommune an einem runden Tisch über das weitere Vorgehen geeinigt haben. Bis Juni ist der Verein von den fälligen Zahlungen freigestel­lt. Dann ist die Stadt die neue Eigentümer­in von Grundstück und Haus. Was damit geschieht, ist noch nicht klar. Die Stadt hat auf eine Nachfrage unserer Zeitung nicht geantworte­t.

Für eine künftige Nutzung gebe es verschiede­ne Optionen, ist Merk sicher, sowohl durch Vereine als auch Privatiers. Das entscheide­t die Verwaltung. Erst nach Ablauf eines Sperr-Jahres ist die Vereinsauf­lösung offiziell beendet. Das wird bei Immergrün Ende Februar 2018 der Fall sein. O

Am kommenden Samstag können Interessie­rte noch vorhandene Gegenständ­e im Schützenhe­im Immer grün besichtige­n und käuflich erwer ben. Geöffnet ist das Haus zwischen 11 und 16 Uhr.

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Foto: Angela Häusler Das Schützenhe­im Immergrün wird zurzeit ausgeräumt. Bürger können übrige Teile der Einrichtun­g am Samstag kaufen.

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