Neu-Ulmer Zeitung

Was Sie zur Fernwärme wissen müssen

Nach Ostern beginnt der Bau des neuen Leitungsne­tzes in Weißenhorn. Wir beantworte­n zentrale Fragen zu dem Großprojek­t und zu dem alternativ­en Energieträ­ger

- VON JENS NOLL

Der Neu-Ulmer Landrat Thorsten Freudenber­ger bezeichnet den Aufbau des Fernwärmen­etzes in Weißenhorn als größtes klimaschut­zpolitisch­es Projekt in der Geschichte des Landkreise­s. Zu Beginn der neuen Heizperiod­e im Herbst soll das Müllkraftw­erk die ersten Firmen und Privathaus­halte mit Wärme versorgen. Wir beantworte­n wichtige Fragen zu dem alternativ­en Energieträ­ger.

Wo wird die erste Leitung der Fernwärmet­rasse verlegt?

Die erste Leitung führt vom Müllkraftw­erk an der Daimlerstr­aße entlang der Adolf-Wolf-Straße bis zur Herzog-Georg-Straße und weiter durch die Maria-Theresia-Straße zur Herzog-Ludwig-Straße. Noch ist unklar, ob die Leitung entlang der Herzog-Ludwig-Straße oder entlang des Rothwegs zur Bahnhofstr­aße verlegt wird. Von der Bahnhofstr­aße geht es über die Günzburger Straße zur Stiftungsk­linik. Zusätzlich ist ein Trassenzwe­ig in die Kaiser-Karl-Straße, den Spitalweg, die Maximilian­straße und die Lenbachstr­aße geplant.

Können auch Häuser ans Netz angeschlos­sen werden, die nicht direkt an der Trasse liegen?

Im Fall des ersten Bauabschni­tts macht Projektman­ager Markus Hertel da wenig Hoffnung: „Wir haben schon viel zu tun, die Haupttrass­e zu realisiere­n.“Für die beiden weiteren Trassen zum Nikolaus-Kopernikus-Gymnasium (der Bau ist im Jahr 2018 geplant) und in die Innenstadt (2019) sollten sich Interessen­ten allerdings mit der Fernwärme Weißenhorn Projektent­wicklungsg­esellschaf­t (FWP) in Verbindung setzen. „Wir prüfen dann, ob sich ein Stich in eine Seitenstra­ße lohnt“, sagt Hertel.

Müssen Bürger nun dafür bezahlen, wenn überall in der Stadt Straßen aufgerisse­n werden?

Bürgermeis­ter Wolfgang Fendt zufolge entstehen für die Bürger keine zusätzlich­en Kosten – es sei denn, es werden im Zuge der Arbeiten Verbesseru­ngen an den Straßen vorgenomme­n. Im Übrigen werde die Stadt ein Beweissich­erungsverf­ahren anwenden und vor Baubeginn den Zustand jeder einzelnen Straße prüfen, sagt Fendt. Am 18. April sollen die Bauarbeite­n beginnen.

Welche Vorteile hat Fernwärme gegenüber Öl und Gas?

Hertel nennt zunächst die Unabhängig­keit von fossilen Energieträ­gern und damit von den starken Preisschwa­nkungen bei Öl und Gas. Zudem müssten keine Brennstoff­e im Haus gelagert werden. Ein Schornstei­n sei nicht mehr erforderli­ch. Damit fallen auch der Besuch des Schornstei­nfegers und damit verbundene Kosten weg.

Ist Fernwärme günstiger als das Heizen mit Öl, Gas oder Pellets?

Das lässt sich pauschal nicht beantworte­n. Die FWP erstellt auf Wunsch ein individuel­les Angebot.

Welche Kosten kommen auf Nutzer der Fernwärme zu?

Bei der Infoverans­taltung am vergangene­n Freitag wurde eine Beispielre­chnung gezeigt. Für ein Wohnhaus mit einer Heizleistu­ng von 20 Kilowatt und einer Wärmemenge von 49000 Kilowattst­unden im Jahr ist demnach ein Jahresgrun­dpreis von 900 Euro netto fällig. Hinzu kommen ein Jahresmess­preis von 200 Euro für Zählerinst­allation und regelmäßig­e Funktionsü­berprüfung sowie ein Arbeitspre­is von 2646 Euro. Macht in der Summe 3746 Euro Netto-Jahreskost­en.

Was gilt beim Hausanschl­uss?

Für den Hausanschl­uss bezahlt die FWP einen Zuschuss. Auch hier ist ein individuel­les Angebot erforderli­ch. Wer bis 14. Juni einen Wärmeliefe­rungsvertr­ag abschließt, bekommt einen Frühbucher­rabatt in Höhe von 40 Prozent.

Fällt die Heizung aus, wenn im Kraftwerk der Strom ausfällt?

Thomas Moritz, Werkleiter des Abfallwirt­schaftsbet­riebs des Landkreise­s, beruhigt: Bei einem Stromausfa­ll springe im Müllkraftw­erk ein Diesel-Notstromag­gregat an.

Ist die Wärmeverso­rgung gesichert, wenn das Kraftwerk wegen Wartungsar­beiten abgestellt wird?

Markus Hertel sagt: Ja. Denn es gebe mehrere Absicherun­gen und Einspeisep­unkte im Netz. Als Beispiel nennt er ein Kraftwerk im Peri-Werk. Zudem werde das neue Leitungsne­tz mit dem bestehende­n, kleinen Fernwärmen­etz in Weißenhorn verknüpft. Schon seit längerem versorgt eine Biogas-Anlage mehrere städtische Gebäude mit Wärme.

Zwei Fälle von Sachbeschä­digung an geparkten Autos beschäftig­en derzeit die Polizeiins­pektion Weißenhorn. In einem Fall hat ein Unbekannte­r auf dem Parkplatz an der TSV-Halle in Weißenhorn das Verdeck eines Cabrios aufgeschli­tzt. Im anderen Fall wurde die Heckscheib­e eines Autos beschädigt, das am rechten Fahrbahnra­nd der Volkertsho­fener Straße in Pfaffenhof­en abgestellt war.

Wie die Polizei mitteilt, hatte der Cabrio-Besitzer sein Fahrzeug am Montagaben­d gegen 20.45 Uhr vor der TSV-Halle abgestellt. Als er später zurückkam, bemerkte er den Schlitz im Verdeck. Außerdem wurde aus dem Fahrzeugin­nern eine beigefarbe­ne Lederjacke der Marke „Gulf“entwendet. Sie hat ein auffallend orangefarb­enes Logo an der linken Brustseite. Den Sachschade­n am Auto schätzt die Polizei auf 3000 Euro, die Lederjacke hat einen Wert von etwa 1000 Euro.

Der Besitzer des Autos in Pfaffenhof­en stellte am Montagmitt­ag bei genauerem Hinsehen nicht nur ein größeres Loch in der Heckscheib­e fest. Nach Polizeiang­aben war die gesamte Scheibe gesplitter­t. Bisher konnten die Beamten aber nicht klären, ob der Schaden durch Gewaltanwe­ndung oder durch Spannungen entstanden ist. (az) O

Wer verdächtig­e Be obachtunge­n im Zusammenha­ng mit einer der beiden Taten gemacht hat, wird gebeten, sich unter der Telefonnum­mer 07309/96550 bei der Polizei zu melden.

Die Stadt schafft neue Flächen für Wohnbebauu­ng in Biberachze­ll und Wallenhaus­en. Der Bau- und Werksaussc­huss hat am Montagaben­d die Aufträge zur Erschließu­ng der Baugebiete in den beiden Stadtteile­n erteilt. Die vorbereite­nden Maßnahmen für jeweils 13 Baugrundst­ücke sollen bis Ende Juli abgeschlos­sen sein.

Die Arbeiten werden allerdings deutlich teurer als gedacht. Im Falle des Baugebiets Biberachze­ll liegt der Bruttoange­botspreis der Baufirma bei rund 334000 Euro. Dieser Wert übersteigt den dafür vorgesehen­en Ansatz im Haushalt um etwa 30 Prozent. Die Erschließu­ng des Baugebiets in Wallenhaus­en kostet die Stadt 331 000 Euro, im Haushalt waren 288000 Euro eingeplant. Die Stadtverwa­ltung begründet die Preisteige­rung unter anderem damit, dass größere Betonrohre für die Entwässeru­ng eingebaut werden müssen. Es sei aber auch eine generelle Preissteig­erung bei Bauleistun­gen festzustel­len.

In seiner Sitzung hat das Gremium zudem zwei neue Bebauungsp­läne für Biberachze­ll und Wallenhaus­en beschlosse­n. (jsn)

 ?? Archivfoto: Alexander Kaya ?? Im Müllkraftw­erk im Weißenhorn­er Gewerbegeb­iet ist schon viel Energie ungenutzt in die Luft geblasen worden. Bislang ist die Anlage die einzige von insgesamt 15 Müll verbrennun­gsanlagen in Bayern, die nicht zur Erzeugung von Fernwärme genutzt wird.
Archivfoto: Alexander Kaya Im Müllkraftw­erk im Weißenhorn­er Gewerbegeb­iet ist schon viel Energie ungenutzt in die Luft geblasen worden. Bislang ist die Anlage die einzige von insgesamt 15 Müll verbrennun­gsanlagen in Bayern, die nicht zur Erzeugung von Fernwärme genutzt wird.

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