Die Reform des Gymnasiums nützt auch anderen Schulen
Die CSU hat sich lange Zeit gelassen. Jetzt steht fest, wie Bayerns Bildungssystem künftig aussehen soll. Eine Frage aber bleibt offen
Am Anfang sollte es „nur“die Reform des bayerischen Gymnasiums werden. Die Aufgabe war schwierig genug. Doch jetzt ist es viel mehr. Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) und die Regierungsfraktion haben nicht nur entschieden, dass Bayerns Gymnasiasten wieder neun Jahre Zeit haben, um das Abitur zu erlangen. Ihnen ist noch rechtzeitig bewusst geworden, dass in der Bildung vieles zusammenhängt und man nicht nur eine Schulart isoliert betrachten sollte.
Jetzt haben sie ein Reformpaket erarbeitet, das über 1800 neue Lehrer für alle Schularten vorsieht. Ein Paket, das „für ein Vierteljahrhundert trägt“, wie Spaenle es selbstbewusst formuliert. Aus diesen Worten spricht Erleichterung. Der Bildungsminister hat die Präsentation seiner Pläne seit vier Monaten hinausgezögert, manche sahen ihn schon auf der Abschussliste. Der neue Bildungspakt aber ist zum einen eine Rieseninvestition, die das Bildungssystem stärkt. Zum anderen – das ist mindestens genauso wichtig – zeigt die CSU: Wir verlieren die anderen Schultypen nicht aus dem Blick.
Lange genug waren deren Bedürfnisse untergegangen. Seit Jahren schien sich die Politik nur noch damit zu befassen, ihre Fehler bei der überstürzten Einführung des achtstufigen Gymnasiums zu korrigieren. Eltern und Lehrer an anderen Schularten hätten wohl am liebsten geschrien: „Wir sind auch noch da!“
Die Realschulen bangten mit am meisten, was die Reform des Gymnasiums bringen würde. Vielerorts befürchtete man, dass das neue G 9 nur eine Soft-Version des stressigen achtstufigen Gymnasiums wird und Schüler von der Realschule dorthin abwandern könnten. Schon jetzt wechseln über 40 Prozent der Grundschüler eines Jahrgangs aufs Gymnasium. Indem die CSU den Anspruch des Gymnasiums halten und den Lehrplan mit zusätzlichem Stoff anreichern will, statt nur die alten Inhalte zu strecken, nimmt sie der Angst vor dem Ausbluten der Realschule die Grundlage. Zusätzlich will der Kultusminister dort die Lehrerreserven erhöhen – ebenso wie an Mittelschulen. Auch deren Schicksal hängt enger mit der Zukunft des Gymnasiums zusammen, als auf den ersten Blick ersichtlich ist.
Seit so viele Kinder wie nie das Abitur anstreben, haftet der Mittelschule das Stigma einer „Restschule“an, eines Auffangbeckens für Leistungsschwache und Übriggebliebene. Noch dazu herrscht dort Lehrermangel. Oft reicht schon eine Grippewelle, um die Unterrichtsversorgung zu bedrohen. Dass die CSU mehr Springer einsetzen will, die in Notfällen an den Schulen aushelfen, lindert die Not nicht ernsthaft – zumal in den kommenden Jahren wegen vieler schulpflichtiger Asylbewerber mit einem Lehrerbedarf im hohen dreistelligen Bereich zu rechnen ist. Die Aufstockung ist jedoch zumindest ein positives Signal. Viel mehr ist momentan auch gar nicht möglich.
Denn eine Frage bleibt trotz allem Reformwillen offen: Woher sollen die zusätzlichen Lehrer kommen? Das Studium auf Lehramt Mittelschule ist wenig beliebt, die Absolventen reichen jetzt schon kaum aus, um alle Stellen zu füllen. Gymnasiallehrer hingegen stehen jedes Jahr zu hunderten auf der Straße. Eine Lösung könnte sein, über die Besoldungsstufen nachzudenken. Noch immer verdienen Mittelschullehrer weniger als ihre Kollegen am Gymnasium.
Fest steht: Die Staatsregierung investiert viel mehr in die Schulreform, als man erwarten konnte. Im Moment schwimmt sie im Geld. Und sie setzt es sinnvoll ein. Diese Erkenntnis überwiegt im Rückblick bei weitem den Ärger darüber, dass die Entscheidung so lange gedauert hat. Zu „Steuer Schnitzer können teuer sein“(Geld & Leben) vom 3. April: Vielen Dank für Ihre gut gemeinten Ratschläge für unsere lästigste Pflicht im Jahr: das Steuererklären. Ich suche mir dafür immer ein regnerisches Wochenende aus, bei dem ich für die Familie nicht mehr ansprechbar bin; ich habe dabei eine sauschlechte Laune und schimpfe immerzu vor mich hin, weil mir irgendwelche Belege fehlen oder ich nicht weiß, in welche Kategorie und Zeile was gehört. Dabei habe ich immerzu das Gefühl, irgendetwas zu vergessen. Aber einen richtig dicken Hals bekomme ich, wenn mir einfällt, dass ja diejenigen, die dies verbrochen haben, nämlich unsere Abgeordneten, sich selbst großzügigst mit umfassenden Pauschalen für alles Mögliche versehen. Sie kommen erst gar nicht in die Situation, Steuer-Schnitzer zu machen, sie müssen meist überhaupt nichts nachweisen für das Geld, das sie von uns bekommen. Welch ein Unterschied zu unserem Kleinkram-Geklaube!
Senden Zu „Schröder lästert über ,Familie Lafon taine‘“(Seite 1) und den Leitartikel „Selbst Portugal hat bessere Straßen als wir“von Rudi Wais (Meinung & Dialog) vom 3. April: Der Herr Schröder sollte sich aus dem politischen Tagesgeschehen raushalten, wenn man zurückdenkt, er war nicht gerade für das deutsche Volk ein „Glücksbringer“. Dass die Frau Wagenknecht das Aua des kleinen Mannes (und Frau) offen zur Geltung bringt, ist für alle Parteien ein Brocken, aber sie ist die Einzige, die dazu steht. Das sollte Herr Schulz sich mal zu Herzen nehmen. Ich bin (noch) kein Fan der Linken, aber die haben keine Angst, die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen. Auch der Leitartikel von Herrn Wais (Portugal) zeigt uns doch, wie unsere Politik in die falsche Richtung galoppiert ist und es noch tut.
Aichach Zu „Hinter den Mauern der Moscheen“(Politik) vom 29. März: Der Beitrag von Bernhard Junginger, der sich mit den Beobachtungen des Fernseh-Journalisten Constantin Schreiber in deutschen Moscheen befasst, macht meiner Meinung nach auf ein zentrales, bis dato zu wenig beachtetes Problem der Integration aufmerksam. Zu dem, was Junginger feststellt, möchte ich aus meiner bescheidenen Erfahrung ergänzen. Inwieweit in den Ditib-Moscheen die der staatlichen türkischen Religionsbehörde unterstellten Vorbeter Formulierungen verwenden, die der Integration abträglich sind, müsste überprüft werden. Das Kernproblem ist meiner Meinung nach, dass nur ganz wenige Imame der deutschen Sprache mächtig sind. Andererseits versammeln sich immer mehr männliche Jugendliche zum Freitagsgebet in den Moscheen. Dabei kann man doch davon ausgehen, dass diese so gut Deutsch können, dass sie die Predigt verstehen. Auf die Dauer führt kein Weg daran vorbei, dass die Vorbeter die Predigt in deutscher Sprache halten müssen. Die Konsequenz daraus ist, dass die Vorbeter möglichst nicht mehr „importiert“werden, sondern an deutschen Hochschulen ausgebildet werden.
Illertissen