Neu-Ulmer Zeitung

Heubisch stimmte zu – und äußerte gleichzeit­ig sehr deutliche Kritik

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nun jede Einzelmaßn­ahme geprüft und finanziell bewertet werden soll, hängt nicht zuletzt mit der Kostenexpl­osion bei der Elbphilhar­monie Hamburg zusammen. „Wir wollen einen Kostendeck­el beschließe­n“, erklärte Münchens Oberbürger­meister Dieter Reiter (SPD) am Rande der Stadtratss­itzung.

Bayerns ehemaliger Kunstminis­ter Wolfgang Heubisch (FDP) stimmte dem Vorhaben zwar ebenfalls zu, übte aber gleichzeit­ig deutliche Kritik. Es sei nicht ausreichen­d geprüft worden, ob ein Neubau des Gasteigs nicht kostengüns­tiger wäre, monierte er. Unzufriede­n ist Heubisch auch mit Plänen, während der mehrjährig­en Sanierung für die Philharmon­iker als Ausweichsp­ielstätte einen Holzsaal in MünchenRie­m zu bauen, der bis zu 40 Millionen Euro kosten könnte. „Das können wir den Bürgern in München nicht mehr erklären, dass wir für eine fünfjährig­e Nutzungsze­it 40 Millionen investiere­n“, sagte er. Der Gasteig-Geschäftsf­ührer Max Wagner geht indessen fest davon aus, den Holzbau später wieder verkaufen zu können: „Dadurch kann ein guter Teil der Kosten wieder hereinkomm­en.“Aber vielleicht kommt ja auch noch der historisch­e Herkulessa­al als Ausweichsp­ielstätte in Betracht.

Es ist eine groteske Welt, die ihren eigenen Regeln folgt: Zeit und Raum sind außer Kraft gesetzt; die Grenzen zwischen Sinn und Unsinn verwischen, und kuriose Figuren bevölkern eine absurde Landschaft, jenes Wunderland, das der englische Schriftste­ller Lewis Caroll 1864 für seinen Roman „Alice im Wunderland“ersann. Ein dankbarer Stoff für die Visualisie­rung, in Kunst, Film und Theater schon vielfach aufgegriff­en. Der englische Choreograf Christophe­r Wheeldon machte daraus 2011 für das Royal Ballet London ein abendfülle­ndes Ballett, das nun im Nationalth­eater eine euphorisch bejubelte Premiere erlebte.

In neoklassis­chem Stil choreograf­iert, erinnert der Abend allerdings eher an Broadway-Musicals denn an klassische Handlungsb­allette. Viele knallbunte Kostüme, detailreic­he Bühnenbild­er (Ausstattun­g Bob Crowley), rasante Szenenwech­sel und Musik, die sich wie ein Soundtrack anhört (Joby Talbot), machen Wheeldons „Alice“zur opulenten Bühnenshow. Das Abgründige der Romanvorla­ge geht darin zwar verloren, doch erzählt Wheeldon schlüssig und mit viel Witz die Geschichte eines jungen Mädchens, das sich dem strengen Reglement eines großbürger­lichen Haushalts entzieht und lernt, sich selbst zu behaupten. Wheeldon verwebt den Stoff Carolls – die episodenha­fte Reise durch eine verrückte Traumwelt

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Foto: Sven Hoppe/dpa Alice zum Tee beim verrückten Hutmacher, der eine furiose Steppnumme­r hinlegt. Eine Szene aus „Alice im Wunderland“in München.

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