Die Kunst des Lachens
Wer verdrießlich durch die Welt läuft, erhält von Experten den Rat: „Sie müssen darauf achten, dass Sie am Arbeitsplatz und im Privatleben genug zu lachen haben.“Plötzlich verstehen wir, weshalb im abendlichen Fernsehen die lächerlichste „Tatort“-Folge, die gequälteste Kabarettsendung und das Tegernseer Volkstheater höchste Einschaltquoten erzielen. Die Sendungen werden eingenommen wie eine Medizin, nachdem kurz vorher die „Tagesschau“mit Katastrophenmeldungen das Millionenheer der Zuschauer in Trübsal versetzt hat. Jetzt begreifen wir auch, dass in die Tagespolitik immer wieder Lachnummern eingebaut werden, weil die Volksgesundheit gerettet werden muss. Die deutsche Maut-Story, der Bau des Berliner Flughafens, die Verwirrspiele Donald Trumps und viele Beschlüsse des Europaparlaments erscheinen dann als Beiträge zur Stärkung der menschlichen Fähigkeit, über Trauriges zu lächeln.
Diese Kunst lässt sich auch erlernen, wenn man einen Blick in die Menschheitsgeschichte wirft. Wer beispielsweise liest, dass Hitler, Mussolini und Stalin ernsthaft für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen waren, kann über die Irrtümer unserer Zeit viel leichter lächeln. Dann gleicht er beinahe schon dem Menschentyp, den Mozart in „Cosi fan tutte“beschrieben hat: „Was im Leben and’re weinen macht, / Ist für ihn ein Grund zum Lachen. / Drohn Gefahren noch so fürchterlich, / Wahrt er seinen heitern Sinn.“