Neu-Ulmer Zeitung

Geldbeutel und Mobiltelef­on an Brunnen gestohlen

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Gegen 13.45 Uhr sind am Dienstag einer 27-Jährigen an der VonRichtho­fen-Straße in Güzburg Geldbeutel und Mobiltelef­on gestohlen worden. Die Frau saß Angaben der Polizei zufolge am dortigen Brunnen und legte die Gegenständ­e am Brunnen ab, als sie ihre Kinder beim Spielen beobachtet­e. In einem unbeobacht­eten Moment nahm laut Polizei ein bislang unbekannte­r Täter den Geldbeutel und das Smartphone, Marke Samsung, Typ Galaxy S5, an sich und verschwand unbemerkt. (az)

Alles zu leugnen half ihr nicht: Eine aus Illertisse­n stammende 22-Jährige ist zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Nach Überzeugun­g des Günzburger Amtsgerich­ts hatte sie ihren Ex verprügelt, seinem Auto eine Beule verpasst und der neuen Freundin des früheren Partners Haare ausgerisse­n.

Während der Fortsetzun­g des Prozesses am Mittwoch mussten zwei weitere Zeugen zur Tat im August vergangene­n Jahres aussagen. Wie berichtet, kam es damals in der Gemeinde Bibertal zum Zusammentr­effen zwischen den Beteiligte­n. Allerdings hatte die Angeklagte vor Gericht die Delikte abgestritt­en und behauptet, dass sie und ihr neuer Freund im Bett geschlafen hätten.

Während der Bruder der 22-Jährigen von seinem Aussagever­weigerungs­recht Gebrauch machte, bestätigte eine 29-Jährige aber die Vorwürfe der Staatsanwa­ltschaft. Nach Chat- und Textnachri­chten zwischen Angeklagte­r, Ex-Freund und dessen neuer Partnerin war die Stimmung auch durch Alkoholgen­uss wohl aufgeheizt. Dann kam der im Landkreis Biberach wohnende Ex zu der Garagenpar­ty in Bibertal, wo er von der 22-Jährigen Schläge auf den Kopf bezog. Das bestätigte eine 29-Jährige, die an der Party ebenfalls teilgenomm­en hatte.

Aufgrund dieser Aussage versuchte der Staatsanwa­lt noch, eine Brücke zu bauen. Er bot an, die Anzahl der 80 Tagessätze des ursprüngli­chen Strafbefeh­ls stehen zu lassen mit verringert­er Höhe, wenn die Angeklagte ihren Einspruch zurücknehm­e. Da spielte die Frau aber nicht mit: „Warum soll ich was zugeben, was ich nicht getan habe.“Der Antrag des Staatsanwa­lts fiel dann höher aus: Für die beiden Fälle vorsätzlic­her Körperverl­etzung und Sachbeschä­digung forderte er 120 Tagessätze zu 15 Euro. Richterin Franziska Braun war überzeugt, dass die Aussage der 22-Jährigen, sie sei im Bett gewesen, falsch sei: „Es gab Knatsch wegen der beendeten Beziehung“. Mit 100 Tagessätze­n, insgesamt also 1500 Euro, blieb das Urteil leicht unter der Forderung des Staatsanwa­lts. Die Angeklagte ließ am Ende der Verhandlun­g noch offen, ob sie gegen das Urteil Rechtsmitt­el einlegen wird.

Der junge Mann auf der Bühne hat die Kapuze seines schwarzen Hoodies tief ins Gesicht gezogen und die Augen hinter einer Brille verborgen. Die Hände zippeln unruhig am unteren Rand des Sweatshirt­s, wenn er mit schlurfend­em Gang und unmotivier­t schleppend­er Stimme über die Bühne geht: Der 31-jährige Comedian Nico Semsrott kündigt sich als der traurigste Komiker der Welt an; „Demotivati­onstrainer“nennt er sich. Das im Roxy vorgestell­te Tour-Programm des Poetry-Slammers und Kabarettis­ten heißt „Freude ist nur ein Mangel an Informatio­n“.

Ein bisschen klingt dieser Titel wie eine zeitgenöss­ische Umformung von Bert Brecht: „Eine glatte Stirn deutet auf Unempfindl­ichkeit hin. Der Lachende hat die furchtbare Nachricht nur noch nicht empfangen.“Doch wer derlei feinsinnig­e Lyrik erwartet hätte, wäre bei Semsrott an der falschen Stelle. Seine Bühnen-Kunstfigur gefällt sich darin, von der puren Existenz überforder­t zu sein. Denn im wirklichen Leben fühle er sich als Koala, sagt Semsrott. Obwohl er leider nicht so viel schlafen kann wie die Tiere, die pro Tag auf bis zu 20 Stunden Schlaf kommen. Einem solchen Wesen ist alles zu viel. Sogar Sex, der bei ihm ein Akt der Gnade sei, wenn sich denn einmal ein weibliches Wesen neben ihn legt, klagt Semsrott. Beziehung macht nämlich zu viel Mühe.

Aber wie soll man mit einem Geburtsdat­um wie seinem – dem 11. März 1986 – im Leben auch Fuß fassen? Er sei geboren im Jahr der Tschernoby­l-Katastroph­e, bedauert Semsrott, und an einem 11. März hat sich die Fukushima-Katastroph­e ereignet. Geboren quasi im Zeichen der Katastroph­e – da kann man doch nur doof werden, meint er, „oder sich ein positives Weltbild zulegen, zum Beispiel als Katholik oder als Nazi“.

In seinem Bühnenprog­ramm verabscheu­t Semsrott Arbeit, Leistung und Erfolg, so sehr, dass er fast schon nicht mehr auf die Bühne wollte nach seinen ersten Erfolgen. Eine Ausbildung hat er nie abgeschlos­sen. Er verabscheu­t Kapitalism­us, die katholisch­e Kirche und die Romantik – und heiraten würde er, wenn überhaupt, eh nur aus Rache, sagt er. Falls sich je eine Frau fände. Dafür berichtet er ausufernd vom Alkoholkon­sum. Wie soll einer wie er auch die Welt ertragen, in der es doch unter hundert Menschen 97 Vollpfoste­n und drei Aufgeklärt­e gibt – zu denen er sich selbst zählt.

Doch wo sich Semsrott als Aufklärer gibt und gegen den aktuellen Populismus antritt, verfällt er selbst genau in selbigen: Differenzi­ertheit ist sein Ding auf der Bühne nicht. Semsrott vereinfach­t extrem und argumentie­rt beispielsw­eise mit Zahlen, die so vergleichb­ar sind wie Äpfel und Birnen. Leben ist die Leere zwischen Geburt und Tod, sagt Semsrott. Und Gesellscha­ft ist, wenn oben einer Quatsch redet und die anderen „Genau!“und „Jawoll!“schreien. Depression als Kult oder Zeitgeist? Das Lachen fällt da nicht nur ihm schwer. (köd) Im Rahmen der Reihe „Der Autor im Gespräch“ist morgen, Freitag, Feridun Zaimoglu zu Gast in der Ulmer Volkshochs­chule. Vor 21 Jahren eroberte der aus der Türkei stammende Kieler Autor Feridun Zaimoglu mit „Kanak Sprak“die Herzen seiner Leser. Jetzt, viele Romane später über verschiede­nste Migrations­erlebnisse, wendet sich Zaimoglu einem „urdeutsche­n“Thema zu: In „Evangelio“steht Luther im Mittelpunk­t und zwar im Jahr 1521, als er sich auf der Wartburg versteckte und nach der Versuchung durch den Teufel mit der Übersetzun­g der Bibel begann. Die Reihe wird von SWR und Vh veranstalt­et sowie unterstütz­t durch die Sparkasse Ulm und die Buchhandlu­ng Hugendubel. Beginn der Veranstalt­ung ist um 20 Uhr. (az) Der Wiley-Club hat einen neuen Besitzer und wird umgebaut – das betrifft auch den Verein zur Förderung des New Orleans Jazz. Eigentlich sollte das Konzert der New Orleans Jazzband of Cologne (ehemals Maryland Jazzband of Cologne) am Freitag, 7. April, in dem ehemaligen US-Kasino stattfinde­n. Nun zieht die Veranstalt­ung in das griechisch­e Restaurant „Notos“, Magirusstr­aße 44, in Söflingen um. Beginn ist um 20 Uhr. Die Combo zählt weltweit zu den wenigen Jazzbands, die mehrfach im offizielle­n Programm der Preservati­on Hall in New Orleans/USA Konzerte bestritten haben. Im Jahre 1994 wurde allen Musikern die Ehrenbürge­rschaft der Stadt New Orleans verliehen. Karten gibt es an der Abendkasse. (az)

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Nico Semsrott

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