Rasierklingen Attacke im Knast
Ein junger Mann soll einen Mithäftling beim Hofgang im Untersuchungsgefängnis lebensgefährlich verletzt haben. Jetzt steht er in Ulm wegen versuchten Totschlags vor Gericht
Weil er seinen eigenen Vater mit einer geladenen Pistole in dessen Wohnung bedroht haben soll, kam ein 22-jähriger Mann aus Laichingen (Alb-Donau-Kreis) in Untersuchungshaft. Dort traf er auf einen Bekannten aus seiner Heimatstadt und attackierte ihn mit einer Rasierklinge. Seit Donnerstag steht der Mann vor dem Ulmer Schwurgericht und muss sich wegen versuchten Totschlags verantworten.
Gefesselt an Füssen und Händen wird der junge Angeklagte von zwei Polizisten und zwei Justizbediensteten in den Gerichtssaal geführt. Als die Schwurgerichtskammer eintritt, werden ihm lediglich die Handschellen abgenommen. Offenbar gilt der vorbestrafte Mann als unberechenbar. Er muss mit einer hohen Freiheitsstrafe rechnen, wenn sich in der Beweisaufnahme das bestätigt, was ihm die Staatsanwaltschaft vorwirft.
Laut Anklageschrift soll er am 21. August vorigen Jahres seine Pistole mit scharfer Munition auf seinen Vater in dessen Wohnung gerichtet und ausgerufen haben: „Du oder ich! Ich bin Gott, ich kann alles ma- Zum Glück für den Vater und für ihn drückte er nicht ab. So kam er nur wegen eines Verstoßes gegen das Waffengesetz in Untersuchungshaft, wo er bis jetzt auf seinen Prozess warten musste. Im Gefängnis traf er auf einen Kumpel, den er seit Jahren kannte und mit dem er mehrfach Feste gefeiert hatte. Der Angeklagte gab zu, dass er dem Laichinger, der eine Freiheitsstrafe in der U-Haft verbüßen musste, weil das Gefängnis in der Thalfinger Straße in Ulm überfüllt war, eine Abreibung verpassen wollte. So habe er in der Neujahrsnacht seine Rasierklinge präpariert und sie am Morgen des 1. Januar auf den täglichen Hofgang mitgenommen.
Wie immer traf er sich mit dem Bekannten zum Plaudern beim Rundgang. Als beide danach die Treppen zum zweiten Stock hinaufgingen, um ihre getrennten Zellen aufzusuchen, zückte der Angeklagte, wie er zum Prozessauftakt zugibt, plötzlich die scharfe Klinge aus der Hosentasche und zog sie dem ahnungslosen Mithäftling über den Hals. Das Opfer erlitt eine große Wunde unterhalb des Ohrs und blutete stark. Einen weiteren Hieb mit dem scharfen Gegenstand verhin- derten blitzschnell weitere Mithäftlinge und ein hinzugeeilter Vollzugsbeamter. Eine Notoperation im Bundeswehrkrankenhaus rettete dem 23-jährigen Opfer das Leben. Die Tat schien offenbar von langer Hand vorbereitet worden zu sein, denn der Angeklagte ließ sich extra auf das Stockwerk verlegen, wo sein Bekannter untergebracht war.
Der Geschädigte, der auch als Nebenkläger auftritt, zeigt sich nach habe er mehrere Tage im Krankenhaus verbracht. Auch seien ihm einmal, als er in die Türkei geflogen sei, Ecstasy-Tabletten untergeschoben worden. Das Opfer dagegen erinnert sich an keine Schlägerei, bei dem er oder andere dem Angeklagten den Arm gebrochen hätten. Vielmehr habe er bei einem gemeinsamen Trinkgelage einmal eine grundlose Keilerei angefangen, die jedoch ohne Verletzungen ausgegangen sei.
In der weiteren Beweisaufnahme wird das Schwurgericht klären, ob die Aussagen des Angeklagten stimmig sind oder nicht und ob er tatsächlich im Krankenhaus wegen eines gebrochenen Arms behandelt wurde. In einem Brief an seinen Vater aus der U-Haft soll der Angeklagte laut Staatsanwalt den Geschädigten als „Kinderschänder“bezeichnet haben.
Nächste Woche werden sechs weitere Zeugen vernommen. Insbesondere will das Gericht auch herausfinden, warum der junge Mann seinen eigenen Vater mit einer schussbereiten Waffe bedrohte. Am Ende der Beweisaufnahme hat ein psychiatrischer Sachverständiger das Wort. In eine Kirche in Erbach (Alb-Donau-Kreis) ist am Mittwoch ein Unbekannter eingebrochen. Laut Polizei kletterte der Täter ein Gerüst hoch und verschaffte sich Zugang zu der Baustelle in der Mittelstraße. Aus dem Dachstuhl stahl er mehrere Arbeitsmaschinen. Zeugenhinweise unter Telefon 07305/93 39 50 an die Polizei Erbach. (az) In eine Wohnung im Sterntalerweg in Söflingen ist kürzlich eingebrochen worden. Ein Unbekannter stieg über ein Fenster ein und durchwühlte mehrere Schränke. Ob der Täter etwas gestohlen hat, war zunächst unklar, ebenso die genaue Tatzeit. Die Bewohner hatten die Wohnung am Samstag verlassen und meldeten den Einbruch am Mittwoch. Zeugenhinweise an die Polizei unter Telefon 0731/ 1880. (az)