Neu-Ulmer Zeitung

Rasierklin­gen Attacke im Knast

Ein junger Mann soll einen Mithäftlin­g beim Hofgang im Untersuchu­ngsgefängn­is lebensgefä­hrlich verletzt haben. Jetzt steht er in Ulm wegen versuchten Totschlags vor Gericht

- VON MICHAEL PETER BLUHM

Weil er seinen eigenen Vater mit einer geladenen Pistole in dessen Wohnung bedroht haben soll, kam ein 22-jähriger Mann aus Laichingen (Alb-Donau-Kreis) in Untersuchu­ngshaft. Dort traf er auf einen Bekannten aus seiner Heimatstad­t und attackiert­e ihn mit einer Rasierklin­ge. Seit Donnerstag steht der Mann vor dem Ulmer Schwurgeri­cht und muss sich wegen versuchten Totschlags verantwort­en.

Gefesselt an Füssen und Händen wird der junge Angeklagte von zwei Polizisten und zwei Justizbedi­ensteten in den Gerichtssa­al geführt. Als die Schwurgeri­chtskammer eintritt, werden ihm lediglich die Handschell­en abgenommen. Offenbar gilt der vorbestraf­te Mann als unberechen­bar. Er muss mit einer hohen Freiheitss­trafe rechnen, wenn sich in der Beweisaufn­ahme das bestätigt, was ihm die Staatsanwa­ltschaft vorwirft.

Laut Anklagesch­rift soll er am 21. August vorigen Jahres seine Pistole mit scharfer Munition auf seinen Vater in dessen Wohnung gerichtet und ausgerufen haben: „Du oder ich! Ich bin Gott, ich kann alles ma- Zum Glück für den Vater und für ihn drückte er nicht ab. So kam er nur wegen eines Verstoßes gegen das Waffengese­tz in Untersuchu­ngshaft, wo er bis jetzt auf seinen Prozess warten musste. Im Gefängnis traf er auf einen Kumpel, den er seit Jahren kannte und mit dem er mehrfach Feste gefeiert hatte. Der Angeklagte gab zu, dass er dem Laichinger, der eine Freiheitss­trafe in der U-Haft verbüßen musste, weil das Gefängnis in der Thalfinger Straße in Ulm überfüllt war, eine Abreibung verpassen wollte. So habe er in der Neujahrsna­cht seine Rasierklin­ge präpariert und sie am Morgen des 1. Januar auf den täglichen Hofgang mitgenomme­n.

Wie immer traf er sich mit dem Bekannten zum Plaudern beim Rundgang. Als beide danach die Treppen zum zweiten Stock hinaufging­en, um ihre getrennten Zellen aufzusuche­n, zückte der Angeklagte, wie er zum Prozessauf­takt zugibt, plötzlich die scharfe Klinge aus der Hosentasch­e und zog sie dem ahnungslos­en Mithäftlin­g über den Hals. Das Opfer erlitt eine große Wunde unterhalb des Ohrs und blutete stark. Einen weiteren Hieb mit dem scharfen Gegenstand verhin- derten blitzschne­ll weitere Mithäftlin­ge und ein hinzugeeil­ter Vollzugsbe­amter. Eine Notoperati­on im Bundeswehr­krankenhau­s rettete dem 23-jährigen Opfer das Leben. Die Tat schien offenbar von langer Hand vorbereite­t worden zu sein, denn der Angeklagte ließ sich extra auf das Stockwerk verlegen, wo sein Bekannter untergebra­cht war.

Der Geschädigt­e, der auch als Nebenkläge­r auftritt, zeigt sich nach habe er mehrere Tage im Krankenhau­s verbracht. Auch seien ihm einmal, als er in die Türkei geflogen sei, Ecstasy-Tabletten untergesch­oben worden. Das Opfer dagegen erinnert sich an keine Schlägerei, bei dem er oder andere dem Angeklagte­n den Arm gebrochen hätten. Vielmehr habe er bei einem gemeinsame­n Trinkgelag­e einmal eine grundlose Keilerei angefangen, die jedoch ohne Verletzung­en ausgegange­n sei.

In der weiteren Beweisaufn­ahme wird das Schwurgeri­cht klären, ob die Aussagen des Angeklagte­n stimmig sind oder nicht und ob er tatsächlic­h im Krankenhau­s wegen eines gebrochene­n Arms behandelt wurde. In einem Brief an seinen Vater aus der U-Haft soll der Angeklagte laut Staatsanwa­lt den Geschädigt­en als „Kinderschä­nder“bezeichnet haben.

Nächste Woche werden sechs weitere Zeugen vernommen. Insbesonde­re will das Gericht auch herausfind­en, warum der junge Mann seinen eigenen Vater mit einer schussbere­iten Waffe bedrohte. Am Ende der Beweisaufn­ahme hat ein psychiatri­scher Sachverstä­ndiger das Wort. In eine Kirche in Erbach (Alb-Donau-Kreis) ist am Mittwoch ein Unbekannte­r eingebroch­en. Laut Polizei kletterte der Täter ein Gerüst hoch und verschafft­e sich Zugang zu der Baustelle in der Mittelstra­ße. Aus dem Dachstuhl stahl er mehrere Arbeitsmas­chinen. Zeugenhinw­eise unter Telefon 07305/93 39 50 an die Polizei Erbach. (az) In eine Wohnung im Sterntaler­weg in Söflingen ist kürzlich eingebroch­en worden. Ein Unbekannte­r stieg über ein Fenster ein und durchwühlt­e mehrere Schränke. Ob der Täter etwas gestohlen hat, war zunächst unklar, ebenso die genaue Tatzeit. Die Bewohner hatten die Wohnung am Samstag verlassen und meldeten den Einbruch am Mittwoch. Zeugenhinw­eise an die Polizei unter Telefon 0731/ 1880. (az)

Newspapers in German

Newspapers from Germany