Ihm geht es um Individualität und Einfachheit
Kunstikonen wie die Nofrete nachstellte. Oder bei der Bavaria, die sich in einer Pfütze auf der Theresienwiese spiegelt. Titel: „Am Rande des Erträglichen“.
In Josef Feistles Fotografie spiegeln sich keinerlei Moden, seine Arbeit mit den analogen Kameras sei – wie vieles in seinem kreativen Schaffen – eine „Flucht in die Noch-Bewältigbarkeit“, wie er es selbst nennt. Die Digitalisierung bringe eine Tendenz zur Vereinheitlichung mit sich, sagt Feistle. Seine Arbeit sei dagegen ein Plädoyer für Individualität und Einfachheit. Oft dient sie aber auch der Dokumentation: Aufnahmen aus den Weißenhorner Schlössern sind ebenso in der Ausstellung zu finden wie aus der Schranne. Erinnerungen an vergangene Zeiten – und Denkmäler für einen sorgfältige Umgang mit deren Hinterlassenschaften.
Feistles zweite Leidenschaft neben der Fotografie ist das Schreiben. Deswegen bringt er heute, Freitag, beides zusammen: Um 19 Uhr führt er zunächst durch die Ausstellung, dann gibt er bei einer Stiegenlesung Kostproben seines literarischen Schaffens. O
„Mein subjektives Objek tiv“läuft noch bis 7. Mai. Geöffnet ist sie zu den Geschäftszeiten des Rathauses sowie Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr. Ostersonntag ist geschlossen.
Franz Raml und sein Hassler Consort haben Händels „Riccardo Primo“aufpoliert und führten die Barockoper im großen Haus des Ulmer Theaters auf. Nach vier Barockopern im Stadthaus nun also die große Ulmer Theaterbühne – wo sich einer Inszenierung einfach mehr technische Möglichkeiten bieten. Raml gewann den Ulmer Operndirektor Matthias Kaiser für die Regie und die Hamburger Videokünstlerin Iris Holstein für Bühnenbild und Projektionen.
Historische Aufführungspraxis ja – im Orchestergraben. Oben auf der Bühne darf es etwas moderner zugehen, wenn auch die animierten Videobilder manches Mal die Aufmerksamkeit von Sängern und Orchester ablenkten – was insofern schade ist, da sich Kaiser für eine geradlinige, ganz der Musik dienende Inszenierung entschieden hatte.
Die Geschichte von „Riccardo Primo“scheint zu Teilen Shakespeares „Sturm“entlehnt: Das Stück basiert auf der historisch belegten Eroberung Zyperns am 6. Mai 1191 durch Richard Löwenherz (Riccardo I.), als dieser sich auf seinem Weg nach Jerusalem zum Dritten Kreuzzug befand. Glühende Liebesschwüre, Verschwörungen, Intrigen – „Riccardo Primo“enthält alles, was man erzählerisch von einer Oper erwarten mag und auch musikalisch bleibt, dank der ausgesuchten Musiker und Solisten, kein Wunsch offen.
Für die anspruchsvollen Vokalpartien hat Raml mit Katarzyna Jagiello (Sopran), Achim Hoffmann (Bariton), die Kontratenöre Yosemeh Adjei und Georg Arsenij Bochow, Carla Nahadi Babelegoto (Mezzo) und Clemens Morgenthaler (Bassbariton) gewonnen – allesamt boten überzeugende Leistungen. Das 26-köpfige Hassler Consort spielte mit Hingabe. Man hatte alles mobilisiert: Zwei Cembali (teilweise von Raml selbst gespielt), eine große „Continuo“-Gruppe. Musikalisch bewegte sich der gesamte Abend auf hohem Niveau. Die Inszenierung wurde mit begeistertem Szenenund Schlussapplaus belohnt.
Morgen, Samstag, kann man diese Oper noch einmal im Großen Haus erleben. Beginn der Vorstellung ist um 19 Uhr. O
Karten für die Aufführung gibt es an der Theaterkasse, Telefon 0731/161 4444, online unter thea ter.ulm.de und an der Abendkasse.