„Eltern gründen heu te später eine Fa milie. Bei der Erst ausstattung wird nicht geknausert.“
haben. Zwei eng bedruckte DINA4-Seiten mit allem, was aus Sicht der Industrie nötig ist – vom Beistellbett bis zur Wickelkommode, vom Babykostwärmer bis zum Windeleimer. „Das ist ganz schön viel“, sagt die werdende Mutter und atmet hörbar aus. Weil sie und ihr Mann zwar die Möbel für das Kinderzimmer schon gekauft haben und gerade eben den Kinderwagen, weil sie die Babyschale und andere Sachen von Freunden geliehen bekommen, aber eben noch so viel zu besorgen bleibt. Wippe, Spieluhr, Bodys, Spucktücher. „Da fällt mir ein“, sagt Bianca Klein und packt ihren Mann an der Hand, „wir müssen unbedingt noch nach einem Schlafsack schauen.“
Was das alles kostet? Das Ehepaar schaut sich einen Moment lang fragend an. Bislang haben sie nicht nachgerechnet. Warum auch? Das erste Kind, das bedeutet für die meisten großes Glück, jede Menge Aufregung, ein Abenteuer allemal – und wenn man nicht muss, schaut man auch nicht auf jeden Euro.
Aber Kinder kosten Geld. Manche sagen sogar, sie sind ein teures Vergnügen. Wie teuer, ist schwer zu sagen, weil es allenfalls Modellrechnungen gibt. Das Statistische Bundesamt hat ermittelt, dass Eltern, die ein Kind haben, dafür im Schnitt 584 Euro monatlich ausgeben. Je älter es wird, desto höher sind die Kosten. Rechnet man die hoch, kommt man auf 131256 Euro, die Eltern durchschnittlich in ihren Spross investieren, bis er volljährig ist. Tatsächlich dürfte es mehr sein. Schon, weil die Datengrundlage der Statistik neun Jahre alt ist.
Katja Schröffer hat Ida, eindrei- in den Kindersitz geschnallt. Dann verstaut sie das, was sie an diesem Nachmittag ergattert hat, im Kofferraum. Ein T-Shirt mit Blümchenmuster, mintgrüne Ballerinas, einen Sonnenhut, ein Kleidchen und eine Bluse mit angenähtem Tüllrock. 20 Euro hat sie hier, beim Basar in Rain am Lech, ausgegeben – und vielleicht noch einmal so viel auf ihrer Station davor, in Thierhaupten bei Augsburg. „Ich kaufe viel auf dem Flohmarkt. Da kriegt man wunderschöne Sachen“, sagt die junge Frau. Kleidung, Spielzeug, auch der Kinderwagen für die Tochter waren gebraucht. Sie sagt, dass man am Anfang ohnehin so viel geschenkt bekomme. Oder sich viel leihen könne. Dann muss Katja Schröffer sich beeilen, auf dem Rücksitz quengelt Ida immer lauter. „Wenn die Kinder noch so klein sind“, sagt die Mutter noch, „brauchen sie doch nicht alles neu.“
Drinnen, in der Mehrzweckhalle in Rain, verkaufen Eltern das, was ihre Kleinen nicht mehr brauchen. Zwei Bodys für 50 Cent, ein Fläschchen für 2,50 Euro. Oder die Hausschuhe, die der Sohn gerade einmal vier Wochen getragen hat, bis sie zu klein waren. Michaela Göbel stapelt Kinderkleidung in Plastikboxen. T-Shirts in Rosa, kurze Hosen in Hellblau – all das, was an diesem Nachmittag keinen Käufer gefunden hat. Die junge Frau aus Rain ist trotzdem zufrieden. Sie ist das Reisebett losgeworden, in das die Tochter nicht mehr passt, den Hochstuhl und die Wippe. Und hat sogar noch ein paar Euro eingenommen. Wie viel sie jeden Monat ausgibt für Kleidung, Spielsachen und alles andere, was die beiden Kinder, drei und sechs Jahre alt, brauchen? Die Mutter denkt kurz nach, schüttelt dann den Kopf. „Auf jeden Fall zu viel“, wirft ihr Mann ein und lacht.
231 Euro sind es laut Statistiviertel, schem Bundesamt, die Eltern im Monat für die Grundversorgung der Kleinen aufwenden, also für Essen, Trinken und Kleidung. Der Spielwarenhandelsverband BVS wiederum hat errechnet, dass die Ausgaben für Strampler, Kuscheltiere und Schnuller in den ersten drei Lebensjahren jeweils bei 1122 Euro liegen. Und dann geht es ja weiter: Mit der Frage, wie teuer die Windeln sind, welche Babymilch es sein darf, ob Bio-Gläschen oder Selbstgekochtes, mit Babyschwimmen und Babymassagen. Und vielleicht noch Kinderbetreuung, Spielsachen, Geschenke...
Mit am teuersten aber ist der Nachwuchs wohl, wenn er noch gar nicht auf der Welt ist: Eine Erstausstattung mit Kinderwagen, Bettchen, Wickeltisch, Fläschchen, Strampler und allem anderen war jungen Eltern im Jahr 2013 im Schnitt 2976 Euro wert, wie das Institut für Handelsforschung errechnet hat. Auch das dürfte inzwischen deutlich mehr sein. Denn allein zwischen 2006 und 2013 sind die Ausgaben um ein Viertel gestiegen.
Sitzt das Geld also jetzt, wo in Deutschland wieder mehr Kinder zur Welt kommen, lockerer? Das behauptet zumindest Steffen Kahnt vom Spielwarenhandelsverband BVS: „Die heutigen Eltern gründen später eine Familie und verfügen dann oft über erste Finanzpolster.“Noch dazu seien Kinder für viele Paare ein Projekt. „Da wird dann bei der Erstausstattung nicht geknausert.“Erst recht nicht beim Kinderwagen. Der sei so etwas wie „das neue Statussymbol“. Multifunktional, mit flexiblen Aufsätzen und Ledergriffen. Und der kann auch mal über 1000 Euro kosten.
So will Karl-Heinz Laber das nicht stehen lassen. Weil es hier, in der Baby-Welt, ja nicht den Kinderwagen gibt, sondern hunderte. Laber,