Gähnende Langeweile
Der Musikpreis Echo gehört entweder abgeschafft oder grundlegend reformiert. Sonst werden ständig dieselben Stars gewürdigt
Kernkriterium bei der Auswahl der Preisträger ist von jeher nicht etwa Qualität und Innovation. Sondern es geht nur um Verkaufszahlen und Chartplatzierungen. Zumeist kommen somit Interpreten, die ohnehin schon ganz an der Spitze des Millionengeschäfts Musik mitmischen, in den Genuss einer PR-Veranstaltung, die lange Zeit auch noch live von der ARD übertragen wurde. Das gute, alte Matthäus-Prinzip für das Musikgeschäft also: Wer hat, dem wird gegeben. Eine Veranstaltung, die völlig vorhersehbar ist und auf viele unerträglich selbstbeweihräuchernd wirkt. Und langweilig. Schon allein durch die zahlreichen Mehrfachgewinner, die sich durch die Auswahlkriterien ergeben: Insgesamt 16 Echos hat Helene Fischer im Laufe der Jahre eingesackt. Weitere Namen sind etwa die Kastelruther Spatzen (13 Echos), die Berliner Philharmoniker (zwölf), Die Toten Hosen, Herbert Grönemeyer und Rammstein (je zehn). Alles sicher in ihrer musikalischen Sparte exzellente Interpreten. Aber sie immer wieder würdigen? Gähnend langweilig.
Dieses Jahr sahnte Udo Lindenberg gleich drei Echos ab. Den ersten hatte er schon vor 25 Jahren bekommen. Der Echo hat sich überlebt. Kein Wunder, dass sich die ARD abgewandt hat. Gestern Abend zeigte der Privatsender Vox die Preisverleihung – als Aufzeichnung. Der Echo gehört entweder abgeschafft – oder grundlegend reformiert. Dann braucht er aber eine Musikjury, die Qualität und neue Wege in der Musik identifiziert und entsprechend auszeichnet.