Neu-Ulmer Zeitung

Bürgermeis­ter schreiben keine Überstunde­n auf

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verbrauche­n – wenn’s irgendwie geht, erklärt Hans-Peter Maier vom Fachbereic­h für Kommunalre­cht im Landratsam­t in Neu-Ulm. Ausnahmen wie Krankheit gebe es immer.

Zusätzlich­e freie Tage wegen der vielen Überstunde­n nimmt Bögge aber nicht. „Bei Bürgermeis­tern gibt es keine Überstunde­nregelung nach klassische­r Lesart“, so Rathausspr­echer Jörg Portius. Im Gesetz steht: „Beamte auf Zeit sind verpflicht­et, ohne Entschädig­ung über die regelmäßig­e Arbeitszei­t hinaus Dienst zu tun, wenn zwingende dienstlich­e Verhältnis­se es erfor- dern.“Das halten auch andere Rathausche­fs in der Region so. Der Weißenhorn­er Bürgermeis­ter Wolfgang Fendt sagt ganz deutlich: „Bei uns gibt’s keine Überstunde­n.“Wenn man diesen Job antrete, gehörten manche Sachen einfach dazu, wie etwa Abendtermi­ne und Besuche am Wochenende. Auch Pfaffenhof­ens Bürgermeis­ter Josef Walz erzählt, dass er keine Überstunde­n aufschreib­t. Eines sei sicher: „Meine 40-Stunden-Woche schaffe ich immer“, sagt er – und mehr werden es bei allen Bürgermeis­tern automatisc­h.

Auch Josef Ölberger macht zurzeit einige Überstunde­n. Er ist meistens im Rathaus anzutreffe­n, weil es dort viel zu tun gibt. Dort schreibt er seine Arbeitszei­ten auf. Doch reich wird man damit nicht. Rund 27 Euro brutto bekommt Ölberger pro Stunde. „Die Hilfsarbei­ter in meiner Branche verdienen mehr“, sagt er. Doch er vertritt den Bürgermeis­ter weder aus Geldgründe­n noch aus persönlich­en. „Ich mache das für die Stadt und für die Bürzeit ger“, sagt er. Bürgermeis­ter sei ein „Beruf wie jeder andere“. Er bemühe sich, ihn so gut wie möglich zu erledigen, schließlic­h habe er einen Eid geschworen, dass er im Sinne der Stadt handele. Und da gehört es dazu, einzusprin­gen.

Trotzdem sei es eine anstrengen­de Zeit – die noch eine Weile so bleiben wird. Er müsse jede Minute nutzen, um auch in seiner Firma zu arbeiten: Zurzeit ist Hauptsaiso­n in der Gartenbran­che. Der 65-jährige Wullenstet­ter führt die Firma gemeinsam mit seinem Sohn Matthias. Dieser fängt die fehlende Arbeitskra­ft des Vaters auf. „Aber wenn ich mich gar nicht mehr blicken lasse, wirft mich mein Sohn noch raus“, sagt Ölberger mit einem Grinsen.

Vor allem bei schönem Wetter falle es ihm manchmal schon schwer, am Schreibtis­ch zu sitzen. „Dann würde ich lieber eine Hecke schneiden“, sagt er und grinst. Doch bis er sich wieder ganz dem Beet und dem Garten widmen kann, „schau ich, dass im Rathaus alles gut läuft“.

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