Geplatzte Fusion: „Wir gehen nicht in Trauer“
Die Sparkasse Neu-Ulm-Illertissen will nun selbstständig bleiben und richtet ihre Geschäftspolitik danach aus
Ein Blick zurück im Zorn kommt für den Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Neu-Ulm-Illertissen, Armin Brugger, offenbar nicht infrage. Die geplatzte Fusion mit Günzburg? „Wir gehen jetzt nicht in Trauer“, sagte er am Freitag bei der Vorstellung der Jahresbilanz 2016. Vielmehr gehe er persönlich damit „professionell um“, sagte er vor der Presse. Dabei war er vergangenes Jahr in der Debatte um die Banken-Verschmelzung von Günzburger Seite hart angegangen und als echtes Hindernis bezeichnet worden. Wie berichtet, hatte die Stadt Günzburg ihr ausdrückliches Veto gegen die Fusion eingelegt, weshalb sie dann auch gescheitert ist. Doch Brugger möchte nicht nachkarten, wie er beteuert. Er habe sich jederzeit an die Abmachungen gehalten und zu „persönlichen Dingen“wolle er nichts sagen. Wichtig war ihm offenkundig zu vermitteln, dass die Mitarbeitervertretung jederzeit hinter den Fusionsplänen gestanden und auch dem Vorstand das volle Vertrauen ausgesprochen habe, wie aus einem entsprechenden Schreiben des Personalrats hervorgeht. Das sei von Beginn an die Grundstimmung gewesen. Es habe keinerlei Kritik an den Fusionsplänen gegeben. Dass die Verschmelzung nicht zustande kam, „war nicht unsere Entscheidung“. Nunmehr wird nach den Worten des Bank-Vorstands die Geschäftspolitik der Sparkasse Neu-Ulm-Illertissen auf Selbstständigkeit ausgerichtet sein. Das sei auch die Beschlusslage des Verwaltungsrates: „Wir haben uns jetzt auf uns selber besonnen.“
Damit einher ging offenkundig auch eine gewisse Akzentverschiebung bei den Geschäften. Im Grunde genommen hätten die beiden Sparkassen sehr gut zusammengepasst, weil sie sich in einem Punkt ergänzt hätten: Im Landkreis NeuUlm herrscht eine sehr rege Nachfrage nach Krediten, die Günzburger Sparkasse hingegen verfügt über viel Geld, das sie ausleihen könnte, allerdings steht dem eine deutlich geringere Nachfrage gegenüber. Nach dem Scheitern der Fusion holen sich die Neu-Ulmer jetzt ihr Geld sozusagen auf dem freien Markt bei Instituten, die über viel Geld verfügen, das sie nicht ausreichen können. Die Sparkasse NeuUlm-Illertissen vermittelt nun diese freien Gelder an Kreditnehmer und kassiert dafür eine gewisse Provision. Woher das Kapital stammt, wollte Brugger am Freitag nicht sagen: „Wir sind nicht auf ein bestimmtes Institut fixiert.“
Insgesamt läuft das Kreditgeschäft für die Sparkasse gut, es wächst von Jahr zu Jahr. Das Volumen der Ausleihungen erhöhte sich um 2,4 Prozent auf 1,35 Milliarden Euro. Brugger und sein Vorstandskollege Thomas Goldschmidt beteuerten unisono, wie wichtig es sei, als regionale Bank die Kreditversorgung sicherzustellen. Auch das gehöre zum nachhaltigen Handeln. Stark nachgefragt sind nach wie vor Wohnbaukredite, weshalb die Bank von einer „sehr erfreulichen Entwicklung spricht“. Was den Immobilienmarkt betrifft, sieht der Vorstand kein Anzeichen für eine „Blase“– vor allem nicht im Landkreis NeuUlm, der zu den wenigen Regionen mit einem Bevölkerungswachstum zählt. Das sorgt für eine stetige Nachfrage.
Im vergangenen Jahr hat die Bank – wie etliche ihrer Mitbewerber – das Filialnetz ausgedünnt. Acht Zweigstellen mussten schließen, 18 Geschäftsstellen sind noch übrig. Eine weitere Reduktion steht derzeit nicht zur Debatte. Was die Zahl der Mitarbeiter betrifft, so hat sie sich 2016 von 450 auf 424 reduziert. Die Bank nutzte dabei die Möglichkeiten der „normalen Fluktuation“. Diese Form des schleichenden Abbaus will die Sparkasse weiter verfolgen.
Unter dem Strich spricht die Bank von einem „zufriedenstellenden Geschäftsjahr“, das einen etwas geringeren Bilanzgewinn als 2015 abwarf: 2,96 Millionen. Was das gesellschaftliche Engagement des öffentlich-rechtlichen Geldhauses betrifft, so wurden 2016 für Projekte im Bereich Soziales, Kunst und Kultur, Sport, Umwelt und Wissenschaft 376 000 Euro ausgeschüttet.