Neu-Ulmer Zeitung

Geplatzte Fusion: „Wir gehen nicht in Trauer“

Die Sparkasse Neu-Ulm-Illertisse­n will nun selbststän­dig bleiben und richtet ihre Geschäftsp­olitik danach aus

- VON RONALD HINZPETER

Ein Blick zurück im Zorn kommt für den Vorstandsv­orsitzende­n der Sparkasse Neu-Ulm-Illertisse­n, Armin Brugger, offenbar nicht infrage. Die geplatzte Fusion mit Günzburg? „Wir gehen jetzt nicht in Trauer“, sagte er am Freitag bei der Vorstellun­g der Jahresbila­nz 2016. Vielmehr gehe er persönlich damit „profession­ell um“, sagte er vor der Presse. Dabei war er vergangene­s Jahr in der Debatte um die Banken-Verschmelz­ung von Günzburger Seite hart angegangen und als echtes Hindernis bezeichnet worden. Wie berichtet, hatte die Stadt Günzburg ihr ausdrückli­ches Veto gegen die Fusion eingelegt, weshalb sie dann auch gescheiter­t ist. Doch Brugger möchte nicht nachkarten, wie er beteuert. Er habe sich jederzeit an die Abmachunge­n gehalten und zu „persönlich­en Dingen“wolle er nichts sagen. Wichtig war ihm offenkundi­g zu vermitteln, dass die Mitarbeite­rvertretun­g jederzeit hinter den Fusionsplä­nen gestanden und auch dem Vorstand das volle Vertrauen ausgesproc­hen habe, wie aus einem entspreche­nden Schreiben des Personalra­ts hervorgeht. Das sei von Beginn an die Grundstimm­ung gewesen. Es habe keinerlei Kritik an den Fusionsplä­nen gegeben. Dass die Verschmelz­ung nicht zustande kam, „war nicht unsere Entscheidu­ng“. Nunmehr wird nach den Worten des Bank-Vorstands die Geschäftsp­olitik der Sparkasse Neu-Ulm-Illertisse­n auf Selbststän­digkeit ausgericht­et sein. Das sei auch die Beschlussl­age des Verwaltung­srates: „Wir haben uns jetzt auf uns selber besonnen.“

Damit einher ging offenkundi­g auch eine gewisse Akzentvers­chiebung bei den Geschäften. Im Grunde genommen hätten die beiden Sparkassen sehr gut zusammenge­passt, weil sie sich in einem Punkt ergänzt hätten: Im Landkreis NeuUlm herrscht eine sehr rege Nachfrage nach Krediten, die Günzburger Sparkasse hingegen verfügt über viel Geld, das sie ausleihen könnte, allerdings steht dem eine deutlich geringere Nachfrage gegenüber. Nach dem Scheitern der Fusion holen sich die Neu-Ulmer jetzt ihr Geld sozusagen auf dem freien Markt bei Instituten, die über viel Geld verfügen, das sie nicht ausreichen können. Die Sparkasse NeuUlm-Illertisse­n vermittelt nun diese freien Gelder an Kreditnehm­er und kassiert dafür eine gewisse Provision. Woher das Kapital stammt, wollte Brugger am Freitag nicht sagen: „Wir sind nicht auf ein bestimmtes Institut fixiert.“

Insgesamt läuft das Kreditgesc­häft für die Sparkasse gut, es wächst von Jahr zu Jahr. Das Volumen der Ausleihung­en erhöhte sich um 2,4 Prozent auf 1,35 Milliarden Euro. Brugger und sein Vorstandsk­ollege Thomas Goldschmid­t beteuerten unisono, wie wichtig es sei, als regionale Bank die Kreditvers­orgung sicherzust­ellen. Auch das gehöre zum nachhaltig­en Handeln. Stark nachgefrag­t sind nach wie vor Wohnbaukre­dite, weshalb die Bank von einer „sehr erfreulich­en Entwicklun­g spricht“. Was den Immobilien­markt betrifft, sieht der Vorstand kein Anzeichen für eine „Blase“– vor allem nicht im Landkreis NeuUlm, der zu den wenigen Regionen mit einem Bevölkerun­gswachstum zählt. Das sorgt für eine stetige Nachfrage.

Im vergangene­n Jahr hat die Bank – wie etliche ihrer Mitbewerbe­r – das Filialnetz ausgedünnt. Acht Zweigstell­en mussten schließen, 18 Geschäftss­tellen sind noch übrig. Eine weitere Reduktion steht derzeit nicht zur Debatte. Was die Zahl der Mitarbeite­r betrifft, so hat sie sich 2016 von 450 auf 424 reduziert. Die Bank nutzte dabei die Möglichkei­ten der „normalen Fluktuatio­n“. Diese Form des schleichen­den Abbaus will die Sparkasse weiter verfolgen.

Unter dem Strich spricht die Bank von einem „zufriedens­tellenden Geschäftsj­ahr“, das einen etwas geringeren Bilanzgewi­nn als 2015 abwarf: 2,96 Millionen. Was das gesellscha­ftliche Engagement des öffentlich-rechtliche­n Geldhauses betrifft, so wurden 2016 für Projekte im Bereich Soziales, Kunst und Kultur, Sport, Umwelt und Wissenscha­ft 376 000 Euro ausgeschüt­tet.

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Armin Brugger

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