Neu-Ulmer Zeitung

Vor dem Sündenfall?

- Redaktion@nuz.de

Es sind kräftige Worte, die Günzburgs Oberbürger­meister Gerhard Jauernig und Burgaus Ratshausch­ef Konrad Barm gewählt haben. „Nicht länger hinnehmbar“, sagt der eine. „Unverantwo­rtlich“, meint der andere. Beide sprechen über ein- und dieselbe Sache: das Outlet-Gebiet in JettingenS­cheppach, das noch einmal vergrößert werden soll.

Gönnen hier Nachbarkom­munen, die keine derartigen OutletGesc­häfte auf ihrer Gemarkung vorweisen, Jettingen-Scheppach diesen Einzelhand­els-Coup nicht? Neid als ehrlichste Form der Anerkennun­g? Das trifft keineswegs den Kern des Problems. Die Sache liegt schwierige­r und hat mit einem austariert­en Kräfteverh­ältnis der Kommunen zu tun. Dazu gehört, dass aus gutem Grund nicht jeder seine Gewerbegeb­iete so gestalten kann, wie er das gerne hätte. Die Spielregel­n sind – allerdings zum Teil unscharf formuliert – im Landesentw­icklungspr­ogramm festgehalt­en.

Ein Sondergebi­et für großflächi­gen Einzelhand­el ist für JettingenS­cheppach ausgeschlo­ssen. Daher wird Salamitakt­ik zur Handlungsm­axime – mit dem Ziel, kleinere, rechtlich selbststän­dige Ladeneinhe­iten in einem Gewerbegeb­iet zu etablieren. Wird auch die zweite Erweiterun­g genehmigt, kommt das einem Präzedenzf­all gleich. Derartiges schubweise­s Wachstum ist neu. Mit Blick auf den innerörtli­chen Einzelhand­el könnte in der Region die Grenze vom Präzendenz­zum Sündenfall überschrit­ten sein.

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