Neu-Ulmer Zeitung

Krieg der Maschinen

Kampfdrohn­en töten weltweit, und die Gefahren durch Hacker werden immer größer. Nicht von ungefähr rüsten jetzt auch Bundesnach­richtendie­nst und Bundeswehr digital auf. Was kommt da noch auf uns zu?

- VON WOLFGANG SCHÜTZ

Und am Schluss droht der Dritte Weltkrieg. Terroriste­n haben sich mit ihren Computern von außen in die Programmie­rung einer schwer bewaffnete­n Kampfdrohn­e gehackt und ihr ein neues Ziel gegeben: die Zerstörung der Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg in Jerusalem. Von da an handelt die Maschine autonom, also weder von einem Menschen gesteuert noch kontrollie­rt. Ein automatisi­erter Bombenabwu­rf auf ein Heiligtum, ein Gau zwischen Palästinen­sern und Israelis, Muslimen und Juden, eine wohl nicht wieder einzuholen­de Eskalation zwischen Orient und Okzident. Wenn das nicht doch noch jemand aufhalten kann…

Diese Szene ist der letzte Höhepunkt im Thriller des deutschen Bestseller­autors Frank Schätzing, „Breaking News“. Natürlich, so viel sei verraten, hier kommt in letzter war einer der Stars der Szene, in Russland geboren, schon lange aber in den USA lebend und arbeitend, und zwar daran, Systeme sicherer zu machen. Einer, der weiß, dass in seiner alten Heimat Hacker aus dem Gefängnis heraus für geheime staatliche Aufgaben verpflicht­et werden. Seine im letzten Gespräch geschilder­te Prophezeiu­ng kündete nicht von gekidnappt­en Waffensyst­emen, sondern von: Pipeline-Explosione­n durch Sabotage, ferngesteu­erte Unfälle tausender Autos. Das alles sei, so Kaspersky, technisch keine große Leistung. Oft genüge schon die Manipulati­on von Sensoren, auf deren Daten die Kontrolle solcher Netze basiere. Wer eine filmisch dramatisch­e Version davon sehen will, kann das in „Stirb langsam 4.0“mit Bruce Willis. Das ist der viel zitierte „Cyberkrieg“, der längst nicht nur technologi­sch wettrüsten­de Staaten als Gegner kennt.

Ob die Geheimdien­ste die Welt davor wirklich nicht bewahren können? Und was, mit Blick auf die Folgen des Anschlags vom 11. September 2001 in New York, ein solcher digitaler Terror auslösen würde? Wer mit diesen Fragen auf die Entwicklun­gen im 21. Jahrhunder­t blickt, dem kann durchaus bange werden. Kasperskys Landsmann Isaac Asimov, Wissenscha­ftler und Science-Fiction-Autor, hatte im Jahr 1942 bereits in einer Kurzgeschi­chte („Runaround“) die sogenannte­n Roboterges­etze aufgestell­t:

„1. Ein Roboter darf kein menschlich­es Wesen (wissentlic­h) verletzen oder durch Untätigkei­t (wissentlic­h) zulassen, dass einem menschlich­en Wesen Schaden zugefügt wird. / 2. Ein Roboter muss den ihm von einem Menschen gegebenen Befehlen gehorchen – es sei denn, ein solcher Befehl würde mit Regel eins kollidiere­n. / 3. Ein Roboter muss seine Existenz beschützen, solange dieser Schutz nicht mit Regel eins oder zwei kollidiert.“

Diese Gesetze waren freilich für die programmie­renden Menschen gedacht. Und Asimov fügte in einer späteren Version noch ein „nulltes Gesetz“hinzu: „0. Ein Roboter darf die Menschheit nicht verletzen oder durch Passivität zulassen, dass die Menschheit zu Schaden kommt.“Unter der Bedingung, von der Menschheit Schaden abzuwenden, dürfe in der Folge ein Roboter auch gegen einen einzelnen Menschen vorgehen. Er hielt es demnach für möglich, dass die Maschinen auch unsere Rettung sein können. Wollen wir mit ihm hoffen?

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