Schon vor 75 Jahren verfasst: die „Robotergesetze“
Sekunde die Rettung. Fragt sich nur: Ist das so realistisch wie die Horrorvision insgesamt?
In den aktuellen Entwicklungen wirkt das Katastrophenszenario jedenfalls geradezu vorgezeichnet. Längst sind auf der ganzen Welt Kampfdrohnen im Einsatz, am prominentesten der amerikanische Typ „Predator“, zu Deutsch: Raubtier. Schon während Obamas Präsidentschaft haben die USA damit über 3000 Menschen getötet, Terroristen, oder auch nur Terror-Verdächtige, ohne Gerichtsurteil, mitunter in Fortsetzung dessen, was Vorgänger George W. Bush in verblüffender Offenheit „preemptive liquidations“nannte: vorsorgliche Exekutionen. Diese Drohnen sind noch von Menschen ferngesteuert, aus hunderten, ja tausenden Kilometern Entfernung. Die Quote an mitgetöteten Zivilisten ist teilweise drastisch: Wikileaks-Enthüllungen ergeben eine Quote von rund 30 Zivilisten gegenüber einem Terroristen.
Am Einsatz autonom arbeitender Systeme wird unterdessen längst geforscht. Das ist im Zeitalter der Digitalisierung ja ohnehin der ersehnte Quantensprung: Künstliche Intelligenz, die in einem Grade so lernund erkenntnisfähig ist, dass Entschlüsse automatisch aufgrund optimaler Datengrundlage so effektiv und zielgenau wie möglich getroffen werden können. Über die Fragen der Verantwortung wird dabei immer wieder heftig diskutiert: Welche Entscheidungen können und dürfen wir Maschinen überlassen? Sind moralische Standards programmierbar und wenn ja, welche? Ist das menschliche Mitgefühl als Faktor verzichtbar? Aber in der Evolution des Krieges ist die Richtung hin zu einer Automatisierung ja längst eingeschlagen – historisch vom einstigen Gefecht Mensch gegen Mensch mittlerweile fortgeschritten zum Konkurrenzkampf von „chirurgischer“Bombardierung aus Kilometerhöhe und Satellitenabwehr; und nun eben weiter zur autonomen Maschine. Aber erscheint die Perfektion von Hightech nicht auch als die einzig mögliche Antwort gegen die asymmetrischen Angriffe von den Netzwerken des Terrors?
Eben da setzt die zweite Komponente der Horrorvision an. Mit dem Krieg der Maschinen verschärft sich das Problem von Kontrolle und Sicherheit weit über die Frage hinaus, ob sich irgendein unberechenbarer Machthaber nun die Atombombe verschaffen kann oder nicht. Was Schätzing im möglichen Weltkriegsszenario beschreibt, findet sich ja längst in hoher Frequenz in den aktuellen Nachrichten wieder: Hackerangriffe. Mal zu Spionage bei Wirtschaftsunternehmen, mal zur Manipulation von Medien, mal zur Einschüchterung von Politikern, mal zum Diebstahl bei Banken – aber vor allem eben auch bei sicherheitsrelevanten Netzwerken. Und damit sind nicht nur wie in Schätzings plakativer Version nur das Militär oder Geheimdienste gemeint. Sondern, wie vor einigen Monaten in den USA geschehen, auch die Anlagen regionaler Stromversorger – die dort offenbar probeweise mit Schadprogrammen infiziert waren, um letztlich eine Übernahme der Systeme von außen zu ermöglichen. Dies meinte Kris Kaspersky auch, wenn er der Süddeutschen Zeitung sagte: „Jeder Hacker weiß, dass ein digitales 9/11 kommen wird.“
Kaspersky, kürzlich bei einem Fallschirmsprung tödlich verunglückt,