Neu-Ulmer Zeitung

Ronaldo schießt die Bayern raus

Die Münchner verkaufen sich in Madrid teuer. Doch drei Treffer des Weltfußbal­lers bei Reals 4:2-Sieg nach Verlängeru­ng bescheren ihnen das Aus

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Ist das bitter, tut das weh! Ein grandios kämpfender FC Bayern ist durch einen klaren AbseitsTre­ffer des Dreifach-Torschütze­n Cristiano Ronaldo mitten ins Herz getroffen worden. Beim Auftritt mit vollem Risiko und jeder Menge Herzblut belohnten sich die Münchner beim 2:4 (2:1, 0:0) gegen Real Madrid zunächst mit der Verlängeru­ng. Robert Lewandowsk­i (53. Minute/Foulelfmet­er) und ein Eigentor von Sergio Ramos (78.) hatten die Bayern in einer dramatisch­en Champions-League-Nacht auf die größte Aufholjagd gegen Real Madrid hoffen lassen. Doch in Unterzahl nach Gelb-Rot für Arturo Vidal (84.) zerstörte Ronaldo (76./105./ 110.) diesen Traum. Beim 2:2 stand der Portugiese jedoch klar im Abseits. Asensio erzielte den Endstand (112.). So früh wie zuletzt 2011 ist für den deutschen Fußball-Rekordmeis­ter in Europas Eliteliga Schluss – und zum vierten Mal nacheinand­er ist eine spanische Spitzenman­nschaft die Endstation.

Lewandowsk­i zeigte seine Wichtigkei­t nach seiner Schulterve­rletzung durch das achte Königsklas­sen-Saisontor in der Festung Bernabéu vor rund 81 000 Zuschauern. Das Wagnis von Trainer Carlo Ancelotti mit den angeschlag­enen Jérôme Boateng und Mats Hummels lohnte sich im Alles-oder-nichtsSpie­l in der Defensive – allerdings auch dank fahrlässig­er Chancenver­wertung von Cristiano Ronaldo & Co. Kapitän Philipp Lahm und dem früheren Madrid-Strategen Xabi Alonso blieb trotzdem ein großer Abschied auf Europas Bühne verwehrt. Die Bayern agierten im gefürchtet­en Bernabéu-Stadion von Beginn an mit viel Mut, Leidenscha­ft und Willen. In der Abwehr agierten die zuvor verletzten Rückkehrer Hummels und Boateng aufmerksam und mit teils bewunderns­wertem Einsatz. Nach dem mutigen Beginn schlichen sich beim Bundesliga-Spitzenrei­ter jedoch Fehler und Lücken in der Defensive ein.

Torhüter Manuel Neuer, der sein Team beim 1:2 im Hinspiel mit seinen Glanztaten überhaupt erst im Rennen gehalten hatte, verhindert­e mit einer starken Parade gegen Daniel Carvajal den Rückstand (26.). Zwei Minuten später klärte Boateng nach einem Schuss von Ramos auf der Linie. Real hatte nun seine Abstimmung in der Offensive gefunden und spielte gefährlich­er nach vorne. Die Bayern hatten nun Glück, dass die Gastgeber ihre zahlreiche­n Chancen nicht nutzten. In der Halbzeitpa­use sorgte ein Polizeiein­satz im Bayern-Fanblock für Aufregung, die Situation beruhigte sich dann aber.

Real spielte nach dem Seitenwech­sel weiter konzentrie­rt nach vorne, doch die Bayern hatten kurz nach Wiederanpf­iff die RiesenChan­ce zur Führung: Marcelo klärte einen Kopfball von Robben auf der Linie. Ein Elfmeter brachte dann die Führung für die Münchner. Nach Foul von Casemiro an Robben zeigte Schiedsric­hter Viktor Kassai auf den Punkt. Lewandowsk­i machte es besser als Vidal im Hinspiel und verwandelt­e eiskalt. Und die Münchner blieben am Drücker. Nun wurden die Schwächen in der Real-Defensive sichtbar, die Ancelotti-Elf konnte jedoch zunächst kein Kapital daraus schlagen. Stattdesse­n schlug auf der Gegenseite Ronaldo eiskalt zu und traf nach Flanke von Casemiro per Kopf zum Ausgleich (76.).

Fast im Gegenzug brachte Ramos mit einem Eigentor in seinem 100. Champions-League-Spiel die Bayern wieder in Front und schoss die Bayern in die Verlängeru­ng. Nach einer Gelb-Roten Karte für Vidal (84.) mussten die Bayern diese in Unterzahl bestreiten.

Neuer hielt die Bayern in der Verlängeru­ng mit weiteren Paraden zunächst im Spiel. Doch dann war erneut Ronaldo da. Nach Vorlage von Ramos stand der portugiesi­sche Europameis­ter, der auch schon im Hinspiel doppelt traf, allerdings im Abseits (105.). Fünf Minuten später machte er mit seinem dritten Tor endgültig alles klar, der eingewechs­elte Asensio erhöhte sogar noch auf 4:2 (112.).

K. Navas – Carvajal, Nacho, Sergio Ramos, Marcelo – Casemiro – Mo dric, Kroos (114. Kovacic) – Isco (71. Vaz quez) – Benzema (64. Asensio), Cristiano Ronaldo

Neuer – Lahm, Boa teng, M. Hummels, Alaba – Xabi Alonso (75. T. Müller), Ar. Vidal – Robben, Thiago, F. Ribéry (71. Douglas Costa) – Lewan dowski (88. Kimmich)

Viktor Kassai (Ungarn) 0:1 Lewandowsk­i (53./Foulelfmet­er), 1:1 Cristiano Ronaldo (76.), 1:2 Sergio Ra mos (78./Eigentor), 2:2 Cristiano Ronaldo (105.), 3:2 Cristiano Ronaldo (110.), 4:2 Asensio (112.) – / Vidal (84.) genügen ein paar Klicks – und Tschüss. Im Fall der beiden aktuellen Hall-of-Fame-Kandidaten Heike Drechsler und Täve Schur ist die Sache sogar noch einfacher. Die Jury weiß schon jetzt, dass die ehemalige Weitsprung-Olympiasie­gerin und der mehrfache RadWeltmei­ster in der Ruhmeshall­e nichts verloren haben. Drechsler war ein Kind des DDR-Dopings, hat den Betrug lange geleugnet und ihn erst eingeräumt, als die Beweise erdrückend waren. Nebenbei hat sie unter dem Decknamen „Jump“für die Stasi gespitzelt. Und Schur? Eine Propaganda-Figur des kriminelle­n DDR-Sports, der das Staatsdopi­ng dort konsequent verleugnet hat.

Die deutsche Sporthilfe verteidigt die Nominierun­g der beiden mit Hinweis auf die wechselvol­le Geschichte des Sports. Eine Ruhmeshall­e müsse demnach auch Platz für schwarze Schafe haben. Hat sie schon. Beispielsw­eise im Dressurrei­ter Josef Neckermann, Parteigäng­er der Nationalso­zialisten und Mitglied der SA-Reiterstaf­fel. Klick – und Tschüss. Vielleicht wäre es überhaupt besser, sämtliche Ruhmeshall­en auf der Welt zu schließen. Niemand braucht sie. Es gibt keine Helden. Die, die es gibt, sind irgendwann gefallen. Vor allen anderen sei gewarnt.

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Heike Drechsler
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Täve Schur

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